Tourismus überdurchschnittlich positiv
Im Branchenvergleich sticht vor allem der Tourismus hervor: Drei Viertel der befragten Tourismusbetriebe (76 %) sind mit der eigenen Geschäftslage zurzeit uneingeschränkt zufrieden, gefolgt von den Sektoren Finanz- und andere Dienstleister und Soziales, Wissenschaft, Bildung & Konjunktur, wo der Anteil bei jeweils 65 Prozent liegt. Am wenigsten zufrieden sind aktuell Industrieunternehmen: Hier bewerten lediglich rund zwei von fünf Betrieben (41 %) ihre Geschäftslage als gut.
Aber nicht nur hinsichtlich der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage ist der Tourismus am positivsten gestimmt. Auch was die Erwartung an die kommenden sechs Monate betrifft, zeigen sich Tourismus und Finanz- und andere Dienstleister besonders zuversichtlich (30 bzw. 29 %), im Gegensatz zur Immobilien- und Baubranche sowie Soziales, Wissenschaft, Bildung und Kultur, die besonders pessimistisch auf das nächste Halbjahr blicken (9 bzw. 7 %).
Konjunkturaussichten eingetrübt
Die Konjunkturerwartungen der österreichischen Wirtschaft bleiben wie im Vorjahr deutlich eingetrübt: Mehr als die Hälfte (55 %) der befragten Unternehmen geht davon aus, dass sich die allgemeine Wirtschaftslage in Österreich in den kommenden sechs Monaten verschlechtern wird, nur jeder elfte Betrieb rechnet mit einer Verbesserung (9 %). Nur ein einziges Mal in den vergangenen 17 Jahren war der Anteil derer, die mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage rechneten, noch niedriger: Im Februar 2009 gingen gerade einmal drei Prozent der Befragten von einer besser werdenden Konjunktur aus.
Lehner dazu: „Die Einschätzungen der heimischen Betriebe reihen sich in die Prognosen von Wirtschaftsforschungsinstituten ein, die im Moment ebenfalls mit einer leichten Rezession für 2024 rechnen. Um weiter erfolgreich zu wirtschaften, ist es essenziell, am Ball zu bleiben und weiter zu investieren – und zwar in neue Technologien und Nachhaltigkeit.“
Nur geringe Investitions- und Beschäftigungsimpulse aus dem Mittelstand zu erwarten
Gerade in Sachen Investitionen stehen österreichische Unternehmen aber gerade auf der Bremse. Die Investitionsneigung der Unternehmen bleibt auf einem niedrigen Niveau: Nur 16 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionen steigern, immerhin 15 Prozent wollen sie reduzieren. Auch die Beschäftigungsimpulse dürften in den kommenden sechs Monaten eher schwach ausfallen: 21 Prozent der Unternehmen wollen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen, fast genauso viele (18 %) planen allerdings, ihre Belegschaft zu reduzieren.
„Gerade in Zeiten der Rezession sind Investitionen von entscheidender Bedeutung, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten oder sogar zu stärken. Unternehmen sollten gezielt in zukunftsorientierte Projekte investieren, um sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen und sich für kommende Marktsituationen zu positionieren“, sagt Lehner.
Größte Gefahr bleibt Fachkräftemangel, gefolgt von akuten gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen
Wie in den Vorjahren bleibt der Fachkräftemangel das größte Problem der heimischen Unternehmen. Zwei von drei geben an, dass der Mangel an qualifiziertem Personal aktuell die größte Gefahr für die Entwicklung des eigenen Betriebs darstellt (66 %). Danach folgen eher akute Herausforderungen wie die hohen bzw. volatilen Rohstoffpreise (54 %), die drohende Rezession (56 %), die hohe Inflation (62 %) sowie die hohen Energiepreise (52 %).
„Die Bewältigung des Fachkräftemangels erfordert eine langfristige Strategie, die auf eine bessere Ausbildung, die Förderung von Berufseinsteiger:innen sowie die Ansprache neuer Zielgruppen und eine höhere Arbeitsattraktivität setzt. Um die volatilen Rohstoffpreise und die hohen Energiekosten zu reduzieren, ist eine stärkere Diversifizierung und die Förderung erneuerbarer Energien von großer Bedeutung. Zudem sollten Unternehmen aktiv eine Anpassung ihrer Geschäftsmodelle an potenzielle Rezessionsphasen vornehmen. Bei der hohen Inflation hilft eine effektive Kostenkontrolle und Preisoptimierung, um die Konkurrenzfähigkeit am Markt sicherzustellen", rät Lehner.
Zustimmung zur nationalen Standortpolitik auf neuem Niedrigstand
Der Anteil der Unternehmen, die die nationale Standortpolitik negativ bewerten, ist gegenüber dem Vorjahr zwar leicht gesunken – von 41 auf aktuell 39 Prozent. Allerdings ist der Anteil derer, die eine positive Note vergeben, noch deutlicher zurückgegangen – von 17 auf nur noch zehn Prozent. So niedrig lag die Zustimmungsquote zur nationalen Standortpolitik noch zu keinem früheren Zeitpunkt im Untersuchungszeitraum.
Bundesländer im Vergleich: Geschäftslage in Salzburg am besten, in Kärnten am schlechtesten
Die aktuelle Geschäftslage wird in Salzburg von zwei Drittel (67 %) der Unternehmen als gut eingeschätzt, gefolgt von Wien (60 %). Das Schlusslicht bildet heuer erneut Kärnten – hier bewerten nur 46 Prozent die Geschäftslage positiv. Das Bundesland Steiermark, das letztes Jahr in diesem Ranking auf Platz 1 lag, fällt im regionalen Vergleich auf Rang drei zurück: 57 Prozent bezeichnen die Geschäftslage heuer als gut.
Der Blick in die Zukunft gestaltet sich bei den Kärntner Unternehmen jedoch deutlich besser: 23 Prozent rechnen damit, dass sich die eigene Geschäftslage verbessern wird, nur in Wien (29 %) und Vorarlberg (25 %) sind die Unternehmen optimistischer.
In den kommenden sechs Monaten wollen Unternehmen aus Niederösterreich (23 %) und Salzburg (22 %) am stärksten investieren. Wiener Unternehmen sind dahingehend am zurückhaltendsten – nach Platz 1 im Vorjahr. Die Investitionsbereitschaft liegt hier bei nur zehn Prozent. Auch in Tirol ist diese mit 13 Prozent nur wenig höher. Auch in Oberösterreich und der Steiermark schaut es hinsichtlich der Investitionsdynamik in den kommenden Monaten alles andere als rosig aus: In beiden Bundesländern könnten sich die Investitionen in den nächsten sechs Monaten insgesamt rückläufig entwickeln. In Oberösterreich planen mehr Unternehmen ihre Investitionen zu reduzieren (19 %) als zu steigern (16 %), in der Steiermark ebenfalls (reduzieren: 24 %; steigern: 17 %).