3 Minuten Lesezeit 1 Oktober 2021

Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sind als Megatrends gekommen, um zu bleiben. Bis 2040 will Österreich klimaneutral werden – ein äußerst ambitioniertes Ziel und deutlich vor der seitens der Europäischen Union gesetzten Frist im Jahr 2050.

Sonnenkollektoren und Windmühlen

Wie Österreichs Energiewirtschaft die Klimaneutralität stemmen will

Von Stefan Uher

Leiter Assurance Services | Financial Accounting Advisory Services Lead | Österreich

Ist neben der Wirtschaftsprüfung im Bereich Rechnungslegungs- und Nachhaltigkeitsberatung tätig. Der ehemalige österreichische Handball-Nationalspieler lebt mit seiner Familie in Wien.

3 Minuten Lesezeit 1 Oktober 2021

Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sind als Megatrends gekommen, um zu bleiben. Bis 2040 will Österreich klimaneutral werden – ein äußerst ambitioniertes Ziel und deutlich vor der seitens der Europäischen Union gesetzten Frist im Jahr 2050.

Gerade deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich auch die österreichischen Energieversorger im letzten Jahr neben den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie vor allem mit dem Thema erneuerbare Energie, Umweltschutz und Klimawandel auseinandergesetzt haben. Aktuell rangiert Nachhaltigkeit damit gemeinsam mit Digitalisierung auf Platz zwei der Top-Herausforderungen für die Energiebranche. Es sind jene zwei Megatrends, die nicht nur den Energiesektor, sondern alle Unternehmen und Organisationen weltweit am meisten beeinflussen und prägen werden.

Und dabei geht Digitalisierung mit Nachhaltigkeit oft Hand in Hand, wie das Beispiel Smart Meter zeigt. Die intelligenten Messsysteme können — wenn richtig genutzt — ihren Beitrag zur effizienten und damit nachhaltigen Nutzung von Strom leisten. Der Weg ist allerdings noch weit und wurde vermutlich auch bedingt durch die Verzögerungen wegen der Pandemie weiter verlangsamt. Ende 2020 war laut unserer Umfrage erst ein Viertel der österreichischen Haushalte mit Smart Metern ausgestattet, Ende 2022 dürfte aber die 50-Prozent-Marke überschritten werden. 

Österreichs Energieversorger sehen in anderen Technologiebereichen noch deutlich mehr Potenzial für die Dekarbonisierung. Den größten Hebel hat nach Ansicht der befragten Stadtwerke in Österreich die Wärmewende bzw. Wärmeversorgung, danach folgen die Mobilitätswende und der Übergang zu 100 Prozent erneuerbaren Energien — wobei hier Österreich zumindest was die Grün-Stromerzeugung im eigenen Land betrifft EU-weit eine absolute Vorreiterrolle einnimmt.

Nur wenn genügend Elektrizität vorhanden ist, wird Österreich im Jahr 2040 nicht nur Vorreiter für grünen Strom sein, sondern auch zum Vorreiter im Bereich Klimaneutralität werden.
Stefan Uher
Leiter Assurance Services | Financial Accounting Advisory Services Lead | Österreich

Trotzdem muss in den nächsten Jahren in den Bereich Stromerzeugung massiv investiert werden — denn nur wenn genügend Elektrizität vorhanden ist, wird Österreich im Jahr 2040 nicht nur Vorreiter für grünen Strom sein, sondern auch zum Vorreiter im Bereich der Klimaneutralität werden. Besonders spannend für die österreichische Energielandschaft ist in diesem Zusammenhang der Bereich Photovoltaik; fast alle der Befragten in Österreich gaben an, diese Technologieoption wäre aktuell besonders relevant. Erst auf Platz zwei steht die in Österreich bereits sehr stark ausgebaute Wasserkraft. Klimaneutrale Gase wie Biomethan, synthetische Gase und Wasserstoff werden voraussichtlich in den nächsten Jahren an Relevanz gewinnen und die Wasserkraft auf Rang zwei ablösen. 

Im Bereich der Wärmeversorgung werden in den nächsten fünf Jahren vor allem Wärmepumpen an Relevanz gewinnen. Sie werden nach Einschätzung der österreichischen Energieversorger die Blockheizkraftwerke (BHWK) bzw. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) von Platz eins verdrängen. Was die Verkehrswende betrifft, werden sowohl der Elektro- und Hybridantrieb als auch die Vernetzung von Mobilitätsoptionen an Bedeutung gewinnen.

Wie schon im letzten Jahr ist auch heuer die Wohnungswirtschaft absolut im Trend, was die Verschmelzung mit anderen Branchen und Wirtschaftszweigen betrifft. Die befragten österreichischen Energieversorger sehen darin sogar einen der wichtigsten Kooperationspartner, um die wirtschaftlichen Perspektiven von Dekarbonisierung in den nächsten fünf Jahren bestmöglich zu nutzen.

Die österreichische Energiebranche ist sich ihrer Verantwortung hinsichtlich der Erreichung der Klimaziele eindeutig bewusst.
Stefan Uher
Leiter Assurance Services | Financial Accounting Advisory Services Lead | Österreich

Fazit

Die österreichische Energiebranche ist sich ihrer Verantwortung hinsichtlich der Erreichung der Klimaziele eindeutig bewusst. Das ist gut so — denn in Zukunft werden sowohl Politik als auch Konsument und Investor ihre Entscheidungen vermehrt nach nachhaltigen Aspekten treffen. Wir sehen große Chancen — für unsere Kund:innen und die gesamte österreichische Energiewirtschaft.

Über diesen Artikel

Von Stefan Uher

Leiter Assurance Services | Financial Accounting Advisory Services Lead | Österreich

Ist neben der Wirtschaftsprüfung im Bereich Rechnungslegungs- und Nachhaltigkeitsberatung tätig. Der ehemalige österreichische Handball-Nationalspieler lebt mit seiner Familie in Wien.