5 Minuten Lesezeit 8 März 2017
Ökologe nutzt digitale Tablet-Vermessungsoberfläche an einem Kohlebergwerk-Standort

Wie Investoren die Informationen geliefert bekommen, die sie brauchen

Von Matthew Bell

EY Asia Pacific Climate Change and Sustainability Services Leader

Climate change and sustainability leader. Engaging in purposeful change and creating long-term value for global organizations. Savvy in science and technology.

5 Minuten Lesezeit 8 März 2017

Nichtfinanzielle Informationen gewinnen für Investoren zunehmend an Bedeutung. Sie sollten pünktlich bereitgestellt und nachprüfbar sein.

Immer mehr Unternehmen veröffentlichen nichtfinanzielle Informationen in Nachhaltigkeits- und Strategieberichten, Management-Reports oder integrierten Reports. Damit möchten sie die steigenden Anforderungen der Stakeholder erfüllen. Zusätzlich wird das digitale Reporting immer wichtiger und ermöglicht sowohl die interaktive Nutzung von Informationen als auch ein maßgeschneidertes Berichtswesen.

Investoren sagen: „Erzähl mir mehr!“

Obwohl das Output an nichtfinanziellen Informationen wächst und diese in Entscheidungen einfließen, sind Investoren mit der Qualität dieser Informationen nachweislich unzufrieden. Unternehmen arbeiten zwar an der Qualitätsverbesserung, die kann mit den höheren Erwartungen der Investoren allerdings nicht Schritt halten. Sie betrachten nichtfinanzielle Informationen zunehmend als wichtige Entscheidungsgrundlage und erwarten deshalb termingerechte, vergleichbare und nachprüfbare Angaben. Doch die nichtfinanziellen Informationen stellen sich für Investoren häufig als minderwertig, inkonsistent oder nicht verifiziert heraus und lassen sich mit denen anderer Unternehmen nicht vergleichen.

Um auf den zunehmenden Informationsbedarf zu reagieren, den eine Kombination aus rechtlichen Vorschriften, Börsen, Gruppenzwang und Ranglisten bei Benchmark-Notierungen einfordert, binden Unternehmen immer mehr nichtfinanzielle Informationen in ihre Berichte ein. Damit riskieren sie jedoch einen Informationsoverkill, der es Stakeholdern erschwert, die für sie relevanten Informationen herauszufiltern. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass die finanziellen und nichtfinanziellen Informationen von der Unternehmensstrategie abgekoppelt sind.

Dies könnte bei den Zielgruppen, insbesondere den Investoren, Verwirrung stiften, da es schwierig wird, die Corporate Story nachzuvollziehen. Das kann vor allem dann passieren, wenn unterschiedliche Berichte zur Offenlegung vorbereitet und über verschiedene Kanäle verbreitet werden. Dann fehlt der Überblick, das große Ganze der Unternehmensleistung. Eine Kommunikation mit inkonsistenten, möglicherweise sogar widersprüchlichen Informationen könnte die Folge sein.

Liefern Ihre aktuellen Reporting-Strukturen die richtigen Informationen verlässlich und effizient zur richtigen Zeit?

Hochqualitative nichtfinanzielle Informationen sind das Ergebnis einer erheblichen Investition an Zeit und Ressourcen. Doch sie bietet auch die Möglichkeit, den Unternehmenswert besser zu kommunizieren und eine stabile und zuverlässige Geschichte über dessen Leistung zu erzählen. 

Werden finanzielle und nichtfinanzielle Informationen verbunden, könnte das Unternehmen Investoren und anderen Stakeholdern damit ein starkes Instrument liefern: Es könnte ihnen nämlich helfen, ausgewogene, abgestimmte Entscheidungen zu treffen, weil sie die Strategie des Unternehmens im Kontext der Chancen und Risiken besser interpretieren können. Wäre die Erstellung des Berichts effektiver und würde sich auf das konzentrieren, was für die Entscheidungsfindung hinsichtlich des Geschäftsmodells, der Strategie und des Umfeldes wirklich erforderlich ist, würde dies auch die Berichtslast reduzieren.

Drei Wege nach vorn

Angesichts des Bedarfs an nichtfinanziellen Informationen könnte es vorteilhaft sein, die aktuelle Berichtsumgebung zu bewerten. So kann ermittelt werden, ob sie sich für die Entscheidungsfindung eignet, sowohl intern als auch extern. Wir denken, dass die erforderlichen Maßnahmen sich in drei Bereiche teilen:

1. Die Erwartungen von (potenziellen) Investoren erfüllen

  • Langfristige Sichtweise
    Die Bedürfnisse der Anleger lassen sich mit Informationen über die wesentlichen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte erfüllen, die Einfluss auf die langfristige Wertschöpfung des Unternehmens haben könnten.
  • Globale Megatrends: 
    Sie sollten wissen und verstehen, welche Faktoren in den nächsten Jahren für tiefgreifende Branchenumbrüche sorgen könnten. Aktuelle Risiken sollten gegen zukünftige Chancen abgewogen werden, um Investoren zu zeigen, dass das Geschäftsmodell zukunftsfähig ist.
  • Mit Klimarisiken beschäftigen
    Angesichts der angestrebten Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bis 2050 erwarten Investoren, dass Unternehmen die klimabezogenen Daten überdenken, die sie offenlegen. Es sollte nicht allein über die direkten Auswirkungen der eigenen CO2-Emissionen berichtet werden, sondern auch, inwieweit der Klimawandel sich auf Vermögenswerte und die Lieferkette auswirkt. Stellen Sie dar, wie das Geschäftsmodell auch in einer CO2-neutralen Zukunft bestehen kann.
  • Ressourcen für mehr Nachhaltigkeit: 
    Zahlreiche Investoren sind sich einig, dass die umweltbezogene und soziale Performance Ihres Unternehmens ausnehmend wichtig ist. Sie sollten die Passgenauigkeit Ihrer Kapitalallokation in diesen Bereichen prüfen und wirksame Prozesse zur Steigerung Ihrer Nachhaltigkeit in Gang setzen.

2. Die Gelegenheit nutzen, um von den Leistungen des Unternehmens zu erzählen

  • Vertrauen auf Beweise: 
    Universitäre Studien haben herausgearbeitet, dass Unternehmen mit hohen Nachhaltigkeitswerten insgesamt erfolgreicher sind als Konkurrenten ohne diese Werte. Wer in das Management von Umwelt- und Sozialrisiken investiert, kann seine Dividende langfristig steigern.
  • Ein klarer Fahrplan: 
    Zwar legen Investoren Wert auf USG-Informationen. Doch die Prüfung dieser Daten und Informationen erfolgt nicht selten informell. Dies gibt Ihnen die Chance, sich proaktiv zu positionieren, mit einem exzellenten Risikomanagement zu zeigen, wie sich ihr Unternehmen engagiert und dies auch entsprechend zu erzählen.
  • Stakeholder einbinden: 
    Sie sollten gemeinsam mit Ihren Stakeholdern herausfinden, welche Unternehmensaspekte für sie besonders relevant sind, und Ihr Reporting entsprechend anpassen.
  • Nehmen Sie den Vorstand in die Pflicht
    Investoren sagen, sie würden davon ausgehen, dass ein Unternehmensvorstand offengelegte Berichte und Strategien unterschrieben hat. Denn ist der Vorstand frühzeitig mit in den Prozess eingebunden, sollte die Wahrscheinlichkeit sinken, dass Erwartung und Wirklichkeit auseinanderdriften.

3. Das Wesentliche ansprechen

  • Authentizität:
    Ihre Nachhaltigkeitsberichte sollten realistisch sein und nicht übertreiben; dadurch schützen Sie sich vor Greenwashing-Vorwürfen. Ein ausgewogener Bericht sollte nur jene ökologischen, ökonomischen und sozialen Chancen und Risiken in den Mittelpunkt stellen, die für die Stakeholder am wichtigsten sind. Und außerdem beinhalten, ob und inwiefern Chancen und Risiken das Unternehmen jetzt und in Zukunft beeinflussen. Wer sich auf positive, aber letztlich weniger wesentliche Informationen konzentriert, kann an Glaubwürdigkeit bei den Lesern einbüßen.
  • Transparenz:
    Investitionsentscheidungen werden auch auf der Grundlage Ihrer Nachhaltigkeits-Performance getroffen – ob Sie diese nun veröffentlichen oder nicht. Es wirkt sich jedoch positiv aus, wenn Herausforderungen und deren Bewältigung transparent gemacht werden, statt nur Highlights im Bericht darzustellen. Allerdings kommt es Ihnen zugute, wenn Sie transparent mit Herausforderungen für Ihr Unternehmen umgehen. Ist es das nicht, sollten Sie sich fragen, ob Sie den Investoren nicht nur etwas erzählen, was diese schon wissen. 
  • Vier-Augen-Prinzip:
    Eine unabhängige Verifizierung Ihrer Reportings sollte unbedingter Bestandteil des gesamten Berichtswesens sein. Die Überprüfung der Wesentlichkeitsaspekte, Daten und Informationen wird mutmaßlich die Glaubwürdigkeit des Berichts erheblich erhöhen – und das nicht nur bei Investoren, sondern bei allen Stakeholdern.

Fazit

Die Transformation zu qualitativ hochwertigen, nichtfinanziellen Informationen ist eine Investition, die die Kommunikation des Unternehmenswertes verbessern kann.

Über diesen Artikel

Von Matthew Bell

EY Asia Pacific Climate Change and Sustainability Services Leader

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