Als Blake Mycoskie 2006 eine kleine Auszeit von seinem neuen Technologie-Start-up nahm und durch Argentinien reiste, stieß er auf eine Charity-Organisation, die Schuhe an arme Kinder verteilte. Schuhe, so eine Mitarbeiterin der Organisation, waren für die Kinder nicht nur Kleidungsstücke; Sie machten den Weg zur Schule leichter und förderten gleichzeitig die Gesundheit. Einen Aufruf im privaten Netzwerk starten, Geld einsammeln und möglichst viele Schuhe kaufen, das war Blakes erster Gedanke; ein funktionierendes, gewinnorientiertes Unternehmen gründen, der zweite. Wenige Wochen später war TOMS Shoes gegründet. Das Unternehmen machte 2019 einen Umsatz von 392 Millionen US-Dollar. 2014 erwarb Bain Capital einen 50-Prozent-Anteil am Unternehmen und Blake war mit knapp 300 Millionen US-Dollar Vermögen zum Multimillionär geworden.
Die Geschichte von TOMS Shoes zeigt, dass Social Entrepreneurship wenig mit reiner Nächstenliebe zu tun haben muss. Das Selbstverständnis der Social Entrepreneurs ist das genaue Gegenteil davon: Sie wollen Unternehmen gründen, die ein soziales oder ökologisches Problem von großer Dimension lösen — und dabei gleichzeitig ökonomisch erfolgreich sein. Dass dieser Gedanke nicht nur sinnvoll, sondern auch äußerst nachhaltig ist, zeigt ein Blick auf unsere Welt: Wir stehen gerade vor zahlreichen Problemen — 22 an der Zahl, wenn es nach den Vereinten Nationen geht. Wer sich mit einem Unternehmen oder einer Idee einem dieser Probleme widmet, kann ein sinnstiftendes, langfristig erfolgversprechendes und nicht zuletzt auch lukratives Geschäftsfeld für sich entdecken. Diejenigen unter Ihnen, die also schon länger auf der Suche nach der nächsten Geschäftsidee waren, denen aber bisher der richtige Anreiz fehlte, sollten jetzt gut aufpassen. Hier sind die aus unserer Sicht spannendsten Felder der UNO-Liste aus österreichischer Perspektive:
1. Alterung der Gesellschaft: Die Bevölkerung wird immer älter. 2050 soll die Lebenserwartung in Österreich bei fast 90 Jahren liegen. Das ist einerseits erfreulich, führt aber andererseits zu zahlreichen Problemen. Dazu gehören Vereinsamung, Altersarmut oder auch der erhöhte Bedarf an Gesundheits- und Pflegeleistungen. Die Lösung liegt hier in neuen Ansätzen: Denn in den kommenden Jahren wird es vor allem darum gehen, die Alterung der Gesellschaft richtig zu managen, sei es mit neuen Optionen für die Pflege, neuen Konzepten für die finanzielle Versorgung im Alter oder revolutionären Ideen für den langfristigen Erhalt der Gesundheit. Höchst erfolgreich machen das bereits unsere heurigen Preisträger:innen beim EY Entrepreneur Of The Year von Vollpension. Das Generationencafé, in dem derzeit 45 Senior:innen arbeiten, schafft einen Ausweg aus der monetären und sozialen (Kontakt-)Armut und lässt Alt und Jung auf Augenhöhe mit- und voneinander lernen.
2. Klimawandel: Ein Tornado im Weinviertel, tennisballgroße Hagelkörner in Oberösterreich, unaufhaltsame Waldbrände in Griechenland und der Türkei — die Auswirkungen des Klimawandels werden schon jetzt deutlich spürbar. Unsere Erde wird sich in den nächsten Jahren weiter erwärmen — die offene Frage ist: Um wie viel Grad? Geht es nach der EU, soll der maximale Zuwachs 1,5 Grad Celsius seit Beginn der Industrialisierung betragen. Noch fehlen uns aber in vielen Branchen die Technologien, um dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen. In den nächsten fünf Jahren wird es also darauf ankommen, diese Lücke zu schließen, und zwar mit innovativen, neuen Ansätzen, die heute noch gänzlich außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen. Eine dieser Ideen lieferte Martin Wesian, diesjähriger Preisträger beim EY Entrepreneur Of The Year Award und Gründer von HELIOZ. Sein Unternehmen ermöglicht nicht nur Millionen Menschen weltweit trinkbares Wasser, sondern reduziert gleichzeitig Treibhausgasemissionen. Statt Wasser mittels Brennholz trinkbar zu machen, schafft seine Technologie das mithilfe der Sonne. Vor allem in ärmeren Weltregionen ist dies wertvoller Beitrag zur Erreichung von Klimaneutralität.