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Public Sector: Wirkung durch Beteiligung

Öffentliche Beteiligungsportfolios erfordern ein hohes Komplexitätsverständnis. Acht Kriterien können zum Erfolg beitragen.  

Offentliche Beteiligungen werden eingegangen und gehalten, wenn ein wichtiges Interesse dafür besteht, Aufgaben zum Wohle der Bevölkerung zu erfüllen, allgemein zugängig zu halten oder den Standort zu sichern bzw. die Autarkie zu stärken.

Das Ziel von öffentlichen Beteiligungen besteht nach Logik der Wirkungsorientierung in der Maximierung der Wirkung für die Bevölkerung und nur in zweiter Linie in der Rentabilität des eingesetzten Kapitals. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass bei öffentlichen Beteiligungen der erzielte Public Value über dem Shareholder-Value steht. Jedoch unterliegen öffentliche Beteiligungen den Grundsätzen der Rechtsmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit. Dadurch entstehen Anforderungen an ein effektives und effizientes Management der Beteiligungen, um die Erwartungen der Öffentlichkeit bestmöglich und dabei effektiv und effizient zu erfüllen.

Um die hohen Anforderungen an das Management öffentlicher Beteiligungen zu erfüllen, bedarf es eines durchdachten, strategischen Vorgehens. Die folgenden Erfolgskriterien können dazu beitragen, den hohen Anforderungen gerecht zu werden:

1. Wirkungsorientierung

Die Beteiligungen sind an den zentralen Wirkungszielen des Eigentümers auszurichten. Alle Leistungen sollen ihren Betrag zur Realisierung des Purpose leisten. Dabei muss man berücksichtigen das Wirkungsorientierung und die Optimierung der Wirkungen eines öffentlichen Beteiligungsportfolios vielschichtiger und komplexer ist als „reine Rentabilitätsmaximierung“.

2. Beteiligungsstrategie und Portfoliomanagement

Die Entscheidung, welche Beteiligungen eingegangen und auf Dauer gehalten werden, ist nicht nur durch gesetzliche Rahmenbedingungen geregelt. Es ist ein wichtiger Baustein für ein funktionierendes Beteiligungsmanagement. Aus diesem Grund ist eine klare Beteiligungsstrategie absolut notwendig. Im Rahmen der Strategie sollte die Rolle des öffentlichen Eigentümers und der Grad des operativen Mitwirkens definiert werden. Die Strategie sollte durch ein jährliches Strategiereview evaluiert und laufend weiterentwickelt werden.

3. Zentrale Beteiligungsverwaltung

Durch eine aktive, zentrale Steuerung kann sichergestellt werden, dass Doppelgleisigkeiten im System reduziert und die verschiedenen Beteiligungen aufeinander abgestimmt sind. Die gesamte Führungsmannschaft kann auf die erarbeitete Gesamtstrategie ausgerichtet und Ziele somit besser erreicht werden. Die Zentralisierung gewisser Aufgaben bringt Effizienz- und Synergiegewinne, zusätzlich können zentrale Services durch Shared-Service-Center, also gesammelt für alle Beteiligungen, installiert werden, was zu Kostenoptimierungen beiträgt. Zudem wird eine zeitnahe Reaktion auf Fehlentwicklungen und die rechtzeitige Erarbeitung von Korrekturmaßnahmen ermöglicht.

4. Transparente Governance-Strukturen

Eine klare Governance hat das Ziel, die Unternehmensführung und -überwachung transparenter und nachvollziehbarer zu machen, sowie die Rolle des öffentlichen Eigentümers als Anteilseigner klarer zu fassen. Gerade in diesem Bereich ist es sinnvoll, den Public Corporate Governance Kodex des Bundes anzuwenden. Zusätzlich müssen aber auch klare Entscheidungsstrukturen etabliert werden, die zur Umsetzung der Gesamtstrategie beitragen.  Die Etablierung klarer Richtlinien in wesentlichen Bereichen ist ein wichtiger Umsetzungsschritt.

5. Klare Regelungen zum Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat sollte nach klaren und nachvollziehbaren Kriterien bestellt werden. Es bedarf hier klarer Definitionen von Unvereinbarkeiten, Unabhängigkeitskriterien, den wesentlichen Aufgaben des Aufsichtsrats sowie Kriterien hinsichtlich der Qualifikation von Aufsichtsratsmitgliedern, damit das Aufsichtsorgan seine Aufgaben ordnungsgemäß, bestmöglich und zum Wohle der Bevölkerung wahrnehmen kann. Ebenso sollten Mandatsobergrenzen definiert werden, um die zeitlichen Ressourcen für die Aufsichtstätigkeit zu gewährleisten. Ein wichtiger Punkt sind beteiligungsübergreifende Kriterien zur Aufsichtsratsvergütung, die angemessen und leistungsgerecht festzulegen und regelmäßig zu überprüfen sind.

6. Beteiligungscontrolling und standardisierte Berichterstattung

Einheitliche, mehrdimensionale Kennzahlen sind wesentlich, um die Wirkung, Effizienz und Resilienz der Beteiligungsunternehmen jederzeit transparent zu halten. Dafür müssen Ziele, Wirkungen und Messgrößen festgelegt und regelmäßig evaluiert werden. Standardisierte Kennzahlen sollten auf Ebene der Einzelbeteiligungen verfügbar sein. Das standardisierte Kennzahlensystem sollte jeweils um branchentypische Kennzahlen ergänzt werden.

7. Wirksames Risikomanagement

Ein wirksames Risikomanagement bringt Transparenz über Risiken in den Beteiligungen. Die Installation eines einheitlichen Risikomanagement-Systems über alle Beteiligungen ist wesentlich. Das bedeutet, dass Risikokategorien, Bewertungsregeln und -kennzahlen erarbeitet und beteiligungsübergreifend einheitlich eingesetzt werden. Zu den wesentlichen Instrumenten gehören die Erarbeitung einer Risikostrategie, die Entwicklung eines Früherkennungssystems, eine Gesamtrisikovorschau und jährliche Risikoinventuren.
Gleichzeitig ist der Einsatz eines Internen Kontrollsystems (IKS) notwendig und wird gesetzlich gefordert. Das IKS kann interne prozessbezogene Risiken minimieren und ist dadurch ein wesentliches Element zur Risikominimierung.

8. Zukunftsweisende Ausrichtung durch Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation

Der Nachweis eines nachhaltigen und innovativen Gebarens wird immer stärker von der Öffentlichkeit nachgefragt. Der Nachweis, dass Beteiligungen nachhaltig und innovativ geführt werden, kann mittels Nachhaltigkeitsbericht für interne und externe Interessierte erbracht werden. Projekte und Zertifizierungen, der Nachweis von Fortschritten und Einsparungen können somit kommuniziert werden. 

Fazit

Das Management von öffentlichen Beteiligungen ist durch die vielfältigen Wirkungsziele und Stakeholder komplexer als ein privatwirtschaftliches „nur“ auf Rentabilität ausgerichtetes Beteiligungsportfolio. Es gibt jedoch eine Reihe von Best Practices und Frameworks, die bei der Umsetzung einer professionellen Beteiligungsstruktur und -verwaltung helfen und zu noch mehr Gemeinwohl und einer nachhaltigen Ausrichtung der Beteiligungen beitragen.

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