Pressemitteilung

26 August 2022 Wien, AT

Autobranche: Rekordumsatz trotz Lieferkettenkrise

WIEN, 31. August 2022. EY Automotive Bilanzanalyse Q2 2022

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Nina Eggenberger

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

Sarah Mauracher

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

  • Obwohl weniger Autos zugelassen werden, ist der Umsatz der 16 größten Autokonzerne der Welt im zweiten Quartal um 14 Prozent auf neuen Höchstwert gestiegen
  • Aber: Operativer Gewinn sinkt um neun Prozent, Marge nähert sich Vorkrisenniveau
  • Pkw-Absatz um zehn Prozent gesunken
  • Volkswagen bei Umsatz führend, Mercedes-Benz bei Gewinn

Wien, 26. August 2022. Die durch die Chipkrise ausgelöste Sonderkonjunktur hält vorerst an: Die 16 größten Autokonzerne der Welt konnten ihren Gesamtumsatz im zweiten Quartal um 13 Prozent steigern – obwohl die Zahl der verkauften Pkw gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zehn Prozent eingebrochen ist. Die stärksten Absatzeinbußen verzeichneten die Unternehmen in China, wo die Verkäufe um 24 Prozent schrumpften. In den USA gingen sie um 21 Prozent nach unten, in Westeuropa um 17 Prozent. 

Mit einem Umsatz von knapp 70 Milliarden Euro war Volkswagen Spitzenreiter vor Toyota (61 Milliarden Euro) und Stellantis, Konzernmutter von Fiat und Peugeot (44 Milliarden Euro). Die höchsten Gewinne verzeichneten Mercedes-Benz (4,6 Milliarden Euro), Volkswagen (4,5 Milliarden Euro) und Toyota (4,2 Milliarden Euro).

Bei den Gewinnmargen hatte hingegen erneut Tesla die Nase vorn: Der kalifornische Elektroautobauer erzielte eine Marge von 14,6 Prozent und lag damit vor Mercedes-Benz (12,7 %) und Kia (10,2 %). Die Durchschnittsmarge der untersuchten Unternehmen lag mit 7,9 Prozent deutlich niedriger als im Vorjahreszeitraum (9,8 %) und nur noch leicht über dem Vor-Pandemie-Niveau: Zwischen 2013 und 2019 betrug die Gewinnmarge der Autokonzerne im Durchschnitt 6,7 Prozent.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.

„Die hohe Nachfrage nach Autos trifft auf das geringe Angebot am Markt – das gibt den Autokonzernen weiter Rückenwind“, analysiert Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Nach wie vor ist der Chipmangel das Hauptproblem. Die wenigen verfügbaren Halbleiter werden vor allem in margenstarke Fahrzeuge eingebaut. Weil die Nachfrage so hoch und das Angebot begrenzt ist, müssen die Hersteller kaum noch Preisnachlässe geben. Fallweise können sie sogar Preiserhöhungen durchsetzen. Daraus ergibt sich der hohe Umsatz trotz Produktionsproblemen.“ Nur zwei Unternehmen – Renault und Mazda – verzeichneten im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang, während 13 Unternehmen rückläufige Absatzzahlen vermeldeten.

Dass die Profitabilität nicht mehr wie in den Vorquartalen steige, wertet Preiss als Zeichen einer beginnenden Normalisierung der Lage in der Branche. Er geht aktuell nicht davon aus, dass sich das hohe Profitabilitätsniveau noch sehr viel länger halten lässt: „Wir rechnen damit, dass sich die Versorgung mit Halbleitern in den kommenden Monaten langsam verbessern wird. Dann gewinnt auch die Pkw-Produktion wieder etwas an Fahrt. Dem gegenüber stehen zunehmende Probleme auf der Nachfrageseite: Die Rezession droht, die Energiepreise explodieren in Europa, Konsument:innen und Unternehmen werden daher vorsichtiger bei Investitionen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das auf die Nachfrage auswirkt.“ Gleichzeitig nimmt Preiss aber an, dass es bei den Material-, Logistik- und Energiepreisen keine Entspannung geben wird: „Die Preise für Neuwagen werden vorerst hoch bleiben“.

Schwieriger Absatzmarkt China 

Auf dem gerade für die deutschen Hersteller besonders wichtigen chinesischen Markt verzeichneten alle untersuchten Unternehmen im zweiten Quartal teils massive Absatzeinbußen – insgesamt um 24 Prozent. Die drei deutschen Konzerne verbuchten ein Minus von insgesamt 19 Prozent. Der Anteil Chinas am weltweiten Pkw-Absatz der deutschen Konzerne schrumpfte damit von 37,4 Prozent im Jahr 2021 auf nur noch 34,2 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres. Unter anderem machten Corona-bedingte Lockdowns den Autokonzernen das Leben schwer, so Preiss: „In China sind die Zeiten unbegrenzten Wachstums längst Geschichte, der Markt wird immer herausfordernder. Gerade im boomenden Elektro-Segment werden derzeit die Karten neu gemischt. Die Herausforderung besteht darin, die richtigen E-Modelle mit den in China stark nachgefragten Software-Features am Start zu haben.“

Premiumstrategie zahlt sich aus

Nicht nur in China, sondern weltweit zahlt sich derzeit der Fokus auf hochpreisige Premiumfahrzeuge gerade für die deutschen Konzerne aus. Daran dürfte sich vorerst wenig ändern, so Preiss: „Premiumautos werden auch zu Premiumpreisen angeboten – und da gehören E-Autos definitiv dazu. Die Modelle werden immer attraktiver und leistungsstärker. Gerade im gehobenen Segment ist die Nachfrage groß und Kund:innen sind bereit, Premiumaufschläge zu zahlen.“

Während das Angebot im E-Segment wächst, wird das Angebot im Kleinwagensegment immer dünner, so Preiss: „Speziell in der aktuellen Situation lohnt es sich für die Hersteller immer weniger, derartige Autos zu entwickeln und zu produzieren. Immerhin kostet die Transformation vom klassischen Autohersteller zum softwaregetriebenen Mobilitätskonzern sehr viel Geld. Dieses Geld wird in der Oberklasse verdient. Der Fokus auf margenstarke Premiumfahrzeuge macht strategisch und aus betriebs-wirtschaftlicher Sicht also absolut Sinn.“

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EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter:innen an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 300.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung.

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