Aus der Gesamtperspektive unseres Samples betrachtet, wird schnell klar, dass COVID-19 de facto an keinem Unternehmen spurlos vorüberzieht. Umso erstaunlicher ist daher, dass der Grundtenor zum Befragungszeitpunkt tendenziell optimistisch war – ein ambivalentes Bild, in dem sich letztlich die Unübersichtlichkeit der aktuellen Situation widerspiegelt. Wichtig ist, dass die positive, von Optimismus und Zuversicht getriebene Grundstimmung nicht zu Fehleinschätzungen bei der Krisenbewältigung führen darf.
Wenngleich Corona die gesamte Wirtschaft zu treffen scheint, so wird in unserer Befragung ebenfalls deutlich, dass das Ausmaß der Krisenbetroffenheit doch stark nach Branchen variiert. So scheinen die Automobil- und Industriegüterbranche am stärksten betroffen, Energiewirtschaft und Bauindustrie zeigen sich bis dato besonders krisenfest.
Bezüglich des Umgangs der Führungskräfte mit der Situation zeigen unsere Ergebnisse, dass die getroffenen Maßnahmen dem Leitsatz „Operatives vor Grundsätzlichem“ zu folgen scheinen. Die beliebteste Antikrisenmittel sind Maßnahmen im Bereich Vertriebsoptimierung, strategische Fragestellungen rangieren im Mittelfeld und Fragestellungen rund um Liquidität und Refinanzierung reihen sich am Ende ein.
Betrachtet man das Sample nach unterschiedlichen Dimensionen, ergeben sich weitere wertvolle Einsichten. Wenig überraschend wird deutlich, dass mit der Krisenbetroffenheit auch der Grad der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Handlungsfeldern steigt. Gleichzeitig offenbart sich hier auch, wie stark der Handlungsdruck bei vielen Unternehmen zugenommen hat.
Eine Differenzierung nach Größenklassen zeigt, dass dieser Handlungsdruck gerade bei Unternehmen mit Umsätzen bis 50 Mio. Euro besonders spürbar wird. Größe Unternehmen über 200 Mio. Euro profitieren insofern von ihrer Größe, als dass die damit gewonnen Stabilität durchaus auch differenzierte Handlungsmuster erlaubt. Für die mittelgroßen Unternehmen (51-200 Mio. Euro) scheint sich ein „Handlungsdilemma“ abzuzeichnen: Nach den ersten operativen Ad-hoc-Maßnahmen der Krisenbewältigung suchen die Unternehmen noch nach einem klaren Plan, mithilfe welcher Maßnahmenbündel sie sicher durch eine eventuell länger andauernde Krisensituation navigieren können.
Auch zeigen unsere Ergebnisse, dass der Trend zur weiteren Digitalisierung offensichtlich wird, denn eine Ausweitung der IT-Investments stellt ein klares Reaktionsmuster dar. Dabei gilt es unserer Einschätzung nach, den Digitalisierungsfokus insbesondere auf die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen zu richten.
Unsere Ergebnissen offenbaren einen weiteren, aus unserer Sicht besonders spannenden Aspekt der ersten Corona-Monate: Österreichs Führungskräfte zeigen sich mit ihrer bisherigen Krisenbewältigung sehr zufrieden, ebenso mit den bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung. Nun ist es an der Zeit, die bisherigen Maßnahmen zur Krisenbewältigung auf deren transformativen Charakter zu prüfen und diesen zu forcieren – sowohl auf Unternehmens- als auch auf staatlicher Ebene.
Blickten die Befragten im Spätsommer noch überwiegend optimistisch in die Zukunft, so lässt sich nicht von der Hand weisen, dass mit Fortdauer der Krise die unternehmerische Situation für zahlreiche österreichische Unternehmen zunehmend prekär wird.
Um gut durch die Krise zu steuern, braucht es Erklärungsmuster für die aktuelle und Szenarien für zukünftige Situationen. Wir haben deshalb die aktuellen Rahmenbedingungen in vier grundlegende Kategorien für die Krisensituationen übergeführt. Sie helfen, einen klareren und unverstellten Blick auf die eigene Situation wie auch auf den Zustand des gesamten Unternehmensgefüges zu bekommen und bieten zugeschnittene Handlungsempfehlungen: