- 86% der Befragten in der Schweiz befürchten, dass Handelskonflikte die Preise für elektronische Geräte oder Konnektivität weiter in die Höhe treiben werden.
- In der Schweiz ist die Kündigungsrate bei Streaming-Diensten innert eines Jahres um 12% gestiegen.
- Fast die Hälfte der Befragten in der Schweiz (45%) nutzt generative KI im Alltag, äussert jedoch zugleich Datenschutzbedenken (58%).
- Global wie in der Schweiz zeigt sich eine Form widersprüchlicher Loyalität: Kundentreue entsteht ähnlich stark ausgeprägt, neben echter Preis-Leistungs-Zufriedenheit auch aus der Sorge heraus, dass ein Wechsel zu kompliziert und aufwendig ist.
Zürich, 15. Dezember 2025 – «Decoding the Digital Home 2025», die neue Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY, zeigt: Geopolitische Unsicherheiten, der zunehmende Einfluss künstlicher Intelligenz und eine hohe Preissensibilität prägen 2025 das digitale Konsumverhalten in der Schweiz und global. Vertrauen, Datenschutz und Loyalität werden dabei zu entscheidenden Faktoren – von Streaming bis Konnektivität.
In der Schweiz präsentiert sich der Markt stabil, aber wenig dynamisch: 58% der Befragten sind hierzulande mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis ihres Internetanbieters zufrieden, 42% empfinden den Anbieterwechsel als zu kompliziert. Damit bestätigt sich ein global beobachtbares Muster widersprüchlicher Loyalität – Kundentreue –, die neben echtem Zuspruch auch aus Sorge vor der Komplexität eines Wechsels besteht.
Für die Studie «Decoding the Digital Home 2025» wurden 20’500 Konsumenten in 14 Ländern zu ihrem Verhalten und ihren Einstellungen gegenüber Technologie, Medien und Telekommunikation befragt. Neben der Schweiz nahmen Australien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Spanien, Südkorea, das Vereinigte Königreich und die USA teil. Aus der Schweiz nahmen 1000 Konsumenten an der Studie teil.
Roman Haltinner, Cybersecurity Competency Leader bei EY Schweiz, sagt: «Die zunehmende Verflechtung von Digitalisierung, globalen Risiken und künstlicher Intelligenz zeigt deutlich, dass Vertrauen zum entscheidenden Erfolgsfaktor wird. Unternehmen müssen Sicherheitsarchitekturen schaffen, die nicht nur technisch robust sind, sondern auch Transparenz und Verlässlichkeit vermitteln. Nur so lässt sich das verloren gegangene Sicherheitsgefühl der Konsumentinnen und Konsumenten wiederherstellen und die Grundlage für stabile digitale Ökosysteme schaffen.»
Globale Unsicherheiten verstärken die Preissensibilität
Der private Konsum stand in diesem Jahrzehnt bereits mehrfach unter Druck – sei es aufgrund der COVID-19-Pandemie oder der darauffolgenden Lebenshaltungskostenkrise. In diesem Jahr haben sich die geopolitischen Spannungen in Form neuer Zölle verschärft, wodurch die Preise für verschiedene Konsumgüter bereits gestiegen sind und sich zudem die Wahrnehmung von Preisfairness verändert hat. In der Schweiz empfinden 63% der Befragten jährliche Preiserhöhungen ihres Internetanbieters als unfair, 53% bezeichnen sie als schwer nachvollziehbar.
In der Schweiz bleibt die Kostensensibilität hoch: 62% der Haushalte wollen möglichst wenig für Kommunikationsdienste ausgeben. 43% der Befragten wären bereit, auf ein günstigeres Paket umzusteigen – selbst, wenn dies eine geringere Servicequalität oder einen eingeschränkten Kundensupport bedeutet. Zudem wünschen sich 69% der Befragten, dass Breitband- und Internetanbieter mehr tun, um feste Preisgarantien für Haushalte anzubieten.
Geopolitische Entwicklungen verstärken diese Wahrnehmung zusätzlich. Weltweit zeigen sich 27% der Befragten extrem bis sehr besorgt über steigende monatliche Kosten für Konnektivität infolge von Handelskonflikten. In der Schweiz äussert die grosse Mehrheit ähnlich starke Bedenken: 27% der Befragten – die extrem bis sehr besorgt sind – befürchten, dass Handelskonflikte die Preise für elektronische Geräte wie Smartphones, Konnektivität (27%) oder Streaming-Abos (26%) weiter erhöhen könnten. Nur rund 15% der Befragten zeigen sich überhaupt nicht besorgt über die möglichen Auswirkungen von Handelskonflikten auf ihre monatlichen Ausgaben. Auch bei der Anbieterwahl spielen geopolitische Überlegungen eine Rolle. Viele Befragte bevorzugen lokale Anbieter – etwa Breitband- und Mobilfunkunternehmen mit Kundendienst im eigenen Land (27%), inländische Technologiehersteller (23%) oder Inhalte von Schweizer Produzenten (21%). Ein Fünftel (21%) der Befragten sagt, geopolitische Faktoren hätten keinen Einfluss auf ihre Wahl.
Streaming im Wandel: Preisbewusstsein steigt, Inhalte gewinnen an Bedeutung
In der Schweiz nutzt über die Hälfte der Haushalte (66%) mindestens einen kostenpflichtigen Video-Streamingdienst. Fast die Hälfte der Befragten in der Schweiz (47%) gibt dafür monatlich zwischen 10 und 29 Schweizer Franken aus. Bei der Anbieterwahl sind Preis und Inhalte entscheidend: 55% achten auf attraktive Preise, 36% auf Lieblingsinhalte und 32% auf eine umfangreiche Mediathek. 63% der Schweizer empfinden Preiserhöhungen als unfair, während 50% ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wahrnehmen.
Streaming bleibt beliebt, doch die Kündigungsbereitschaft steigt. Innerhalb eines Jahres ist der Anteil der befragten Personen in der Schweiz, die ihr Streaming-Abo gekündigt haben oder dies planen, von 26% auf 38% gestiegen. Dies entspricht exakt dem globalen Durchschnitt. Hauptgrund für Kündigungen sind Kosteneinsparungen (28%), während sich 85% zugleich leicht bis extrem besorgt zeigen, dass Handelskonflikte die Streamingpreise weiter erhöhen könnten.
Dennoch bleibt die Nutzerbasis stabil: 36% denken in der Schweiz selten über eine Kündigung nach – global sind es 42%. Zugleich gewinnen hochwertige und exklusive Inhalte als Neuanreiz an Bedeutung. 36% der Schweizer interessieren sich vor allem für bestimmte Filme oder Serien, 32% für grosse Inhaltsbibliotheken – dies ist nahezu identisch mit den globalen Werten (36% / 32%). Weltweit zählen exklusive Inhalte (28%) zu den wichtigsten Auswahlkriterien, besonders in Australien, Italien und dem Vereinigten Königreich.
Generative KI etabliert sich – doch Vertrauen bleibt fragil
Generative KI verändert weltweit schrittweise das Konsumverhalten. In der Schweiz ist die Technologie bereits im privaten und beruflichen Alltag etabliert, 45% der Befragten setzen sie aktiv ein. Damit liegt die Schweiz im Vergleich zum globalen Durchschnitt, wo 38% im privaten und 37% im beruflichen Alltag KI nutzen, vorn. Die Akzeptanz im Alltag wächst damit weiter: 52% der Schweizer finden KI-Funktionen auf dem Smartphone – etwa für Sprachassistenz, Texterstellung oder Fotobearbeitung – hilfreich (global 50%). 45% finden KI-gestützten Kundensupport wie Chatbots nützlich (global 45%). Zudem empfinden 42% (global 38%) KI-generierte Suchergebnisse als hilfreicher als traditionelle.
Gleichzeitig bleibt das Vertrauen in Bezug auf Datenschutz- und Vertrauensbedenken fragil: 58% der Schweizer Befragten befürchten, dass ihre persönlichen Daten zur Schulung von KI-Systemen missbraucht werden könnten. 59% der Menschen in der Schweiz und 58% weltweit befürchten, dass Regierungen und Aufsichtsbehörden nicht genug tun, um die potenziellen Risiken von KI zu begrenzen. Darüber hinaus äussern 61% der Befragten in der Schweiz die Sorge, dass KI Online-Inhalte weniger vertrauenswürdig macht, und 66% befürchten den Missbrauch durch «Bad Actors». 72% der weltweit Befragten fordern eine klare Kennzeichnung KI-generierter Inhalte – in der Schweiz sind es sogar 75%.
Adrian Ott, Chief AI Officer EY Schweiz sagt: «Trotz wachsender Akzeptanz von KI-Systemen zeigt die Umfrage, dass weiterhin grosse Fragezeichen über die Nutzung persönlicher Daten und die Nachvollziehbarkeit generierter Inhalte bestehen.»
Wenn stabile Verbindungen nicht mehr ausreichen – Kundenloyalität im Wandel
Netzqualität bleibt eine zentrale Herausforderung, auch wenn der Schweizer Markt insgesamt durch hohe Stabilität und Zufriedenheit geprägt ist. 58% der Befragten sind mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis ihres Breitbandanbieters zufrieden. Ein häufiger Grund, nicht den Anbieter zu wechseln, ist der wahrgenommene Aufwand: In der Schweiz nennen dies 42%, global 37%. Auch die Internetgeschwindigkeit spielt eine Rolle. 56% der Schweizer sind der Meinung, ein Wechsel zu schnellerem Internet lohne sich finanziell nicht, während 40% angeben, dass es sie frustriert, dass die schnellsten Pakete in ihrer Region gar nicht verfügbar sind. Die Studie zeigt, dass sich Loyalität zunehmend verschiebt: Sie geht nicht immer mit Zufriedenheit einher, sondern oft mit dem Wunsch, Aufwand zu vermeiden.