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Analyse von Hotelbetriebsmodellen: Strategische Erkenntnisse für Schweizer Investoren


Der Anstieg der Übernachtungen in der Schweiz gibt Hotelinvestitionen Rückenwind, wobei die Wahl des richtigen Modells und Betreibers entscheidend für den nachhaltigen Erfolg ist.

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Im Überblick

  • 2024 erreichte der Schweizer Hotelmarkt mehr Übernachtungen als jemals zuvor (42.8 Millionen), was Investoren trotz zusätzlicher operativer Risiken anzieht.
  • Hybride Modelle bieten sowohl Flexibilität als auch Rendite, wobei partnerschaftliche Beziehungen entscheidend sind, um Risiken zu minimieren und Interessen in Einklang zu bringen
  • Die strategische Wahl des Modells und des Betreibers ist der Schlüssel für langfristigen Erfolg und Wertschöpfung im Hotelsektor.

Die Schweizer Hotelbranche hat im Jahr 2024 mit 42.8 Millionen Logiernächten einen neuen Höchststand erreicht, was einem Anstieg von 2.4% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Erstmals seit der Coronapandemie übertrafen sowohl die Gesamtzahl der Übernachtungen als auch die der ausländischen Gäste das Niveau von 2019, mit einem bemerkenswerten Plus von 1.6 %. Besonders städtische Gebiete verzeichneten einen Anstieg von 4.7 % im Vergleich zu 2023.

Diese positive Entwicklung macht Hotels wieder attraktiver für Investoren, was sich in steigenden Transaktionszahlen widerspiegelt. Dennoch sind Hotelprojekte oft mit höheren operativen Risiken verbunden, da die Renditen stark vom betrieblichen Erfolg abhängen. Daher ist die sorgfältige Auswahl des richtigen Hotelbetriebsmodells entscheidend. Investoren müssen die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle abwägen und strategisch mit Betreibern verhandeln, um den langfristigen Erfolg ihrer Investitionen zu sichern. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Hotelbetriebsmodelle analysieren und wertvolle Einblicke für informierte Investitionsentscheidungen bieten. Auf die Integration des Besitzer-Betreiber-Modells wird aufgrund des Zielpublikums dieser Publikation bewusst verzichtet.


Modern hotel corridor with wooden accents
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Kapitel 1

Einblick in Hotelbetriebsmodelle

Hotelbetriebsmodelle als zentraler Erfolgsfaktor der Hospitality-Branche, da sie die Struktur, Effizienz und Anpassungsfähigkeit von Hotelbetrieben bestimmen.

Hotelbetriebsmodelle sind die strukturellen Rahmenbedingungen, unter denen Hotels betrieben werden, und definieren die Beziehungen zwischen Eigentümern, Betreibern und anderen Stakeholdern. Diese Modelle sind von zentraler Bedeutung für die Hospitality-Branche, da sie die Effizienz, Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit von Hotelbetrieben massgeblich beeinflussen. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Betriebsmodelle weiterentwickelt, um den sich wandelnden Marktanforderungen und Verbraucherpräferenzen gerecht zu werden. Dabei wurden traditionelle Modelle überdacht und innovative Ansätze, wie hybride Modelle, entwickelt, die den dynamischen Anforderungen des Marktes Rechnung tragen.

Fix-Mietvertrag

Im Fixmietmodell (oftmals auch Pacht) verpachten Eigentümer die Immobilie langfristig (i.d.R. über 20 Jahre) an einen Mieter/Pächter, der das Hotel betreibt, und erhalten dafür eine feste Miete. Durch diesen Vertrag überträgt der Eigentümer dem Mieter/Pächter das Nutzungsrecht an der Immobilie und erhält im Gegenzug regelmässige Mietzahlungen. Dieses Modell gewährleistet stabile Cashflows in Form von Pacht- oder Mietzahlungen, die unabhängig von der operativen Leistung des Hotels sind, und erfordert nur geringe Branchenkenntnisse, wodurch die Exposition gegenüber operativen Risiken minimiert wird. Eine Wertsteigerung der Immobilie durch langfristig gesicherte Mieterträge ist wahrscheinlich, während die unmittelbaren Risiken überschaubar bleiben, was zu Lasten einer niedrigeren Rendite geht. Die Investitionen in FF&E (Furniture, Fixtures & Equipment) werden in der Regel vom Betreiber getragen. Gemäss den in der Schweiz geltenden gesetzlichen Bestimmungen bleibt bei einem Pachtvertrag der Verpächter für grössere Reparaturen an der Liegenschaft verantwortlich. Um Diskussionen über Art und Umfang dieser Verpflichtung zu vermeiden, empfiehlt es sich, den Umfang der Unterhaltspflicht des Mieters/Pächters vor Vertragsabschluss ausdrücklich und genau festzulegen.

Rechtlich betrachtet bietet dieses «klassische» Modell den Vorteil, dass die geltenden Vorschriften klar definiert und durch die Rechtsprechung untermauert sind, sodass potenzielle Risiken meist vorhersehbar sind. Jede Partei hat ausserdem Rechte (insbesondere Kündigungsrechte) im Falle einer Vertragsverletzung, was beiden Seiten eine erhöhte Sicherheit bietet.

Hybrider- / Variabler Mietvertrag

Aufgrund anhaltender Lockdowns und dem Stillstand im internationalen Tourismus, war die Hotelindustrie von der COVID-19-Pandemie besonders betroffen. Viele Betreiber mit festen Pachtverträgen, sahen sich mit rasch schwindenden Umsätzen konfrontiert, während hohe fixe Mietzahlungen weiterhin zu leisten waren. Während einige Hotels gezwungen waren, ihren Betrieb einzustellen, gelang es anderen, ihre festen Mietverträge in flexiblere, hybride Modelle umzuwandeln. Diese hybriden Mietverträge, die bereits vor der Pandemie an Bedeutung gewannen, kombinieren eine feste Grundmiete – häufig gleich der Mindestmiete – mit einer leistungsabhängigen variablen Mietkomponente. Letztere stellt in der Regel einen Prozentsatz der Einnahmen dar, die über einem festgelegten Mindestbetrag liegen.

Durch diese Vertragsgestaltung teilen die Eigentümer das operationale Risiko aber auch den Betriebsgewinn mit den Hotelbetreibern, während sie sich gleichzeitig durch die Festlegung einer Mindestmiete absichern, die in der Regel niedriger ist als in einem herkömmlichen Miet- oder Pachtvertrag. Bei erfolgreicher Geschäftsentwicklung ergibt sich somit ein höheres Renditepotenzial als in einem festen Vertrag. Hotelbesitzer, die während der Pandemie bereit waren, ihre Verträge neu zu verhandeln, profitieren heute häufig von einer starken operativen Leistung und optimieren so die Renditen ihrer Anlagen.

Bei der Aushandlung der Klauseln zur Berechnung der variablen Mietkomponente ist besondere Vorsicht geboten. Uneinigkeiten über Umsatzbeteiligungsmodelle, Rechnungslegungsgrundsätze und die Finanzberichterstattung können zu Konflikten führen, insbesondere wenn die Geschäftsentwicklung hinter den Erwartungen zurückbleibt. Gleichzeitig kann die Offenlegung dieser Informationen für den Mieter, der bestimmte sensible operative oder finanzielle Daten vertraulich behandeln möchte, eine heikle Angelegenheit darstellen. Daher muss der Mietvertrag klare Regelungen zur Berechnung, Meldung und Aufteilung der Umsätze enthalten, einschliesslich des Umfangs der Transparenz in den Finanzgeschäften, um Streitigkeiten zu vermeiden.

Hotelmanagementvertrag (HMA)

In einem Hotelmanagementvertrag (HMA) beauftragt der Besitzer (Eigentümer oder Pächter) einen externen Betreiber mit der Führung des Hotels und vergütet diesen durch einen Anteil am Ertrag. Die Vergütung setzt sich typischerweise aus einer Grundgebühr (Basic Fee) von 2-4% des Hotelumsatzes, einer Anreizgebühr (Incentive Fee) von 8-15% des Bruttoergebnisses sowie einer Marketinggebühr (Marketing Fee) von 1-2% des Umsatzes zusammen.

Der Betreiber übernimmt das gesamte Management des Betriebs, wobei im Vertrag neben der Vergütung auch die Betriebsstandards, Marketingstrategien und finanziellen Ziele des Hotels festgelegt werden. Oft wird eine Mindestergebnisgarantie seitens des Betreibers vereinbart, um das Risiko für den Besitzer zu minimieren. Während der Betreiber für das tägliche Management, einschliesslich Personalmanagement, Buchhaltung, Marketing und Gästeservice verantwortlich ist, bleibt der Besitzer für die Instandhaltung des Gebäudes und die Finanzierung des Betriebs zuständig. In der Regel werden die Investitionen in Möbel, Einrichtungen und Ausstattungen (FF&E) vom Besitzer getragen.

Diese Struktur ermöglicht es Hotelbesitzern, von der Expertise des Betreibers zu profitieren, während sie gleichzeitig die Kontrolle über die Immobilie behalten. Eine enge Zusammenarbeit und regelmässige Überwachung des Betriebszustands durch den Besitzer ist jedoch erforderlich, da eine suboptimale Bewirtschaftung den Wert des Objekts langfristig beeinträchtigen könnte. Streitigkeiten über die Erreichung des vorgesehenen Leistungsstandards können ebenfalls zu komplexen Diskussionen führen. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Modellen handelt es sich bei einem HMA nicht um einen ausdrücklich im Schweizer Obligationenrecht geregelten Vertrag (sondern um einen unbenannten Vertrag, der insbesondere eine Auftragskomponente enthält). Daher ist bei der Regelung der Rechte und Pflichten jeder Partei und der Folgen möglicher Verstösse besondere Sorgfalt geboten, um Schwierigkeiten bei der Umsetzung oder Beendigung des Vertrags zu vermeiden.

Franchisevertrag

Bei einem Hotel-Franchisevertrag erwirbt der Hotelbesitzer (Franchise-Nehmer) das Recht, eine etablierte Marke und deren Geschäftskonzept zu nutzen, um ein Hotel zu betreiben. Im Rahmen dieser Vereinbarung zahlt der Franchise-Nehmer in der Regel eine einmalige Franchisegebühr sowie laufende Lizenzgebühren, die oft als Prozentsatz des Umsatzes berechnet werden.

Der Franchisegeber stellt dem Franchise-Nehmer umfassende Unterstützung zur Verfügung, einschliesslich Schulungen, Marketingstrategien, Betriebsstandards und Zugang zu bewährten Verfahren. Dies ermöglicht es dem Franchise-Nehmer, von der Bekanntheit und dem Ruf der Marke zu profitieren, während er gleichzeitig die Flexibilität hat, das Hotel im Rahmen der vorgegebenen Standards zu führen. Der Franchise-Nehmer bleibt für das tägliche Management des Hotels verantwortlich, einschliesslich Personalmanagement, Buchhaltung und Gästeservice, während der Franchisegeber die Marke und das übergeordnete Konzept überwacht.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht nur der Liegenschaftsbesitzer, sondern auch der Pächter oder Betreiber die Möglichkeit hat, einen Franchisevertrag abzuschliessen, um das Hotel unter einer Franchise-Marke zu führen (siehe Whitelabel Operators). In einem solchen Fall muss zuvor sichergestellt werden, dass der Basisvertrag keine Einschränkungen in dieser Hinsicht enthält oder einen Konzept- oder Markenwechsel für die Hotelanlage zulässt. Darüber hinaus sollten vertragliche Fragen im Zusammenhang mit der Nutzung von Marken, Branding und geistigem Eigentum im Vorfeld sorgfältig verhandelt werden, insbesondere hinsichtlich der Konsequenzen nach Vertragsende, da das „Rebranding“ eines Hotels häufig mit erheblichen Kosten verbunden ist.

White Label Operators (WLOs)

Whitelabel-Betreiber haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung ist auf die wachsende Nachfrage nach flexiblen Betriebsmodellen sowie die Notwendigkeit zurückzuführen, Betriebskosten zu optimieren und die Rentabilität in einem wettbewerbsintensiven Markt zu steigern, während Risiken minimiert werden. Whitelabel-Betreiber agieren als unabhängige Betreiber (im Rahmen des HMA-Modells oder als klassische Mieter/Pächter) und verwalten Hotels im Auftrag von Eigentümern oder Pächtern, ohne eine eigene Marke zu verwenden. Stattdessen nutzen sie die bestehende Marke oder jene eines Franchisegebers, um umfassende Dienstleistungen und Managementlösungen anzubieten.

WLOs zeichnen sich durch eine enge Ausrichtung an den Zielen der Eigentümer aus. Bei der Auswahl einer Soft-Brand ist die Flexibilität dabei meist höher als bei einer Hard-Brand. Zudem ermöglicht das Modell den Zugang zu internationalen Marken, die häufig keine Mietverträge unterzeichnen, über den Umweg einer Drittpartei, die als Mieterin fungiert. Hotelmarken investieren zunehmend in solche Arrangements und bieten teils Vorteile wie flexible Verträge sowie eine Beteiligung am Geschäft für einen festgelegten Zeitraum. Im Vergleich zu traditionellen Managementverträgen mit internationalen Marken, die Laufzeiten von bis zu 20 Jahren haben, sind WLO-Verträge oft auf 5 bis 10 Jahre angelegt und beinhalten besitzerfreundliche Kündigungsklauseln. Dies erleichtert einen Betreiberwechsel im Falle eines Verkaufs und eröffnet einen breiteren Pool potenzieller Investoren, was die Attraktivität der Immobilie bei einer Transaktion erhöht. Bei einem WLO im Miet/Pacht-Modell, ist die Laufzeit von Miet- und Franchisevertrag im Normalfall gekoppelt.

Unserer Meinung besteht der Hauptvorteil der Diversifizierung der Geschäftsmodelle für Whitelabel-Anbieter in der Verteilung der Risiken innerhalb eines sich potenziell schnell verändernden Marktes. Dies bedeutet jedoch auch, dass mehrere unterschiedliche Vertragsarten verwaltet werden müssen, deren Rechte und Pflichten von Betrieb zu Betrieb stark variieren können und somit mehr interne Ressourcen erfordern.

Breakfast Tray on Bed with Elegant Setup in Hotel Room
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Kapitel 2

Einordnung in den Schweizer Markt

Seit der Pandemie wandeln sich Hotelinvestments in der Schweiz hin zu flexiblen Modellen mit Fokus auf Stabilität und Rendite.

In der Schweiz hat sich die kommerzielle Immobilienlandschaft seit der COVID-19-Pandemie erheblich verändert. Standortbedingte, teils hohe Büroleerstände, bedingt durch Teilzeit- und Homeoffice-Modelle, stellen Investoren vor Herausforderungen. Auf der Suche nach stabilen Erträgen und attraktiven Renditen richten bestehende und neue Marktteilnehmer ihr Augenmerk wieder verstärkt auf Hotelimmobilien, die sich relativ schnell von der Pandemie erholt haben und derzeit von positiven Marktentwicklungen profitieren.

Historisch gesehen sind in der Schweiz und Europa, insbesondere im institutionellen Sektor, Mietverträge weit verbreitet. Diese Struktur minimiert die Exposition von Besitzern gegenüber dem operativen Geschäft und erfüllt somit regulatorische Anforderungen. Entwicklungen im Markt sowie die COVID-19-Pandemie haben jedoch zweifellos zu einem Wandel geführt. Viele Betreiber erlitten erhebliche Verluste bei statischen Mietverhältnissen, während Eigentümer einem erhöhten Risiko von Mieterinsolvenzen ausgesetzt waren. Diese Situation, zusammen mit dem vermehrten Auftreten alternativer Investorentypen, hat zu einer steigenden Nachfrage nach hybriden Mietverträgen und anderen flexiblen Modellen geführt. Sowohl Betreiber als auch Eigentümer streben Modelle an, die das Abwärtsrisiko durch Mindestmieten minimieren und gleichzeitig das Renditepotenzial bei guter Performance erhöhen. Zudem hat das Thema Mieterstabilität vermehrt an Wichtigkeit gewonnen. In einem sich wandelnden Marktumfeld sind erfahrene Betreiber mit langjährigem Track-Record seitens der Eigentümer gefragt, die Stabilität und Zuverlässigkeit bieten können. Gleichzeitig drängen jedoch auch viele neue Marktteilnehmer mit teils aggressiven Angeboten auf den Markt, welche aus einer Renditeperspektive interessant sein können, jedoch mit entsprechenden Risiken behaftet sind.

Ein Beispiel wie sich die vertraglichen Beziehungen zwischen Besitzer und Betreiber verändert haben, liefert SV Hotel, einer der grössten Whitelabel- und Eigenmarkenbetreiber der Schweiz.

Stylish hotel lobby in Geojedo with contemporary furniture.
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Kapitel 3

Case Study

SV Hotel als Whitelabel-Operator


SV Hotel ist Teil der SV Group, einer führenden Schweizer Gastronomie- und Hotelmanagement-Gruppe mit Sitz in Dübendorf bei Zürich. SV Hotel betreibt in der Schweiz und in Deutschland als Franchisenehmerin Hotels der Marriott-Marken Moxy, Courtyard, Residence Inn und Renaissance, Hotels mit der eigenen extended-stay Marke Stay KooooK und zwei individuelle Häuser. Ab 2026 wird auch Hyatt Centric mit einem ersten Betrieb in Hamburg dazu kommen. Das Portfolio umfasst in Deutschland und der Schweiz insgesamt 30 Hotels, die sich überwiegend in urbanen Gebieten befinden und verschiedene Betriebsmodelle abdecken. Ursula Kriegl, Director Business Development bei SV Hotel, gibt Einblicke aus der Perspektive eines der grössten Schweizer Hotelbetreiber.

Welche Trends beobachten Sie derzeit im Schweizer Hotelmarkt in Bezug auf Betriebsmodelle bei institutionellen Investoren? Sehen Sie Änderungen seit der COVID-19 Pandemie?

Die Pandemie brachte eine immense Belastungsprobe für die Hotellerie – wirtschaftlich und auch emotional. Eigentümer und Betreiber haben erkannt, wie wichtig eine tragfähige Partnerschaft mitsamt transparenter, konstruktiver Kommunikation ist. Die Pachthöhe ist und bleibt ein zentraler Aspekt, doch richtigerweise wird jetzt sehr viel mehr Augenmerk auf ein stabiles, ausgewogenes Pachtverhältnis und auf einen solide aufgestellten Mieter gelegt. Gerade für langfristig orientierte institutionelle Anleger ist ein resilientes Investment wichtig.

Mit SV Hotel betreiben Sie Hotels unter verschiedenen Franchisemarken jedoch auch unter ihrer eigenen extended-stay Marke Stay KooooK. Wie wird entschieden, welches Modell wo am besten passt?

Expansionsmöglichkeiten sollten ergebnisoffen betrachtet werden. Die Konzept- und Markenentscheidung richtet sich nach Standort- und Marktcharakteristika und nach Grösse und Flexibilität der Immobilie. Bei grösseren Vorhaben kann sich auch ein Dual-Branding anbieten, also die Kombination zweier Marken unter einem Dach. Die nachhaltige Wirtschaftlichkeit für den Eigentümer und für den Betreiber steht im Vordergrund.

Whitelabel-Modelle werden immer häufiger von Hotelbesitzern bevorzugt. Wo sehen Sie die Vorteile im Vergleich zu traditionellen Hotelbetriebsmodellen? Was gilt es zu beachten?

Bekannte Markengeber zeichnen selbst keine oder nur äusserst selten Mietverträge. Demzufolge führt sehr oft der Weg zur Marke über den White Label Betreiber, der als Mieter agiert. Eine starke Marke bringt Reichweite und erschliesst Umsatzpotential. Ab gewissen Kapazitäten oder in internationalen Märkten ergibt sich daraus ein klarer Mehrwert. Allerdings muss die Kosten-Nutzen-Rechnung aufgehen, denn der Markenzugang kostet und kann den Gestaltungsspielraum im Hinblick auf Immobilie und Betrieb einschränken. Auch sind letztendlich drei Parteien engagiert – der Eigentümer, der Mieter und der Markengeber. Die Komplexität nimmt dadurch zu.

Wo sehen Sie die Zukunft des Schweizer Marktes im Bezug auf Betriebsmodelle?

Für die Markenhotellerie ist die Schweiz ein hoch interessanter, aber nicht leicht zu knackender Wachstumsmarkt. In der Luxushotellerie bleiben Managementverträge das gängige Betriebsmodell. In den Segmenten darunter dominieren Mietverträge mit indirektem Markenzugang über den White Label Betreiber oder direkt mit einer Hotelgesellschaft. Investoren präferieren weiter Festmieten, möglicherweise in Kombination mit einer Umsatzmiete. Doch wie eingangs erwähnt: Die Miethöhe wird heutzutage vielmehr im Gesamtpaket eingeordnet und in ihrer Belastbarkeit von Eigentümer und Finanzier auch kritisch hinterfragt. Deshalb wird auch mehr eigentümerseitiges Interesse für das Hotelkonzept wahrgenommen. Effizienz in puncto Fläche und Betrieb mitsamt dem umsatzfördernden «look and feel» werden geschätzt. 

hotel keys with room numbers hanging at reception
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Kapitel 4

Fazit

Die Wahl des passenden Betriebsmodells und eines vertrauenswürdigen Partners ist im Hotelmarkt entscheidend, um Risiken zu steuern und langfristigen Erfolg zu sichern.

Die Abwägung der Risiken bei einem Hotelprojekt ist von zentraler Bedeutung, und die Auswahl eines zuverlässigen und erfahrenen Partners für den Betrieb eines Hotels ist entscheidend. Selbst in Zeiten günstiger Marktbedingungen kann die richtige Wahl des Betriebsmodells sowie eine sorgfältige Berücksichtigung von Risiko und Rendite den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg im komplexen und dynamischen Hotelmarkt ausmachen. Eine enge Begleitung in kommerziellen und rechtlichen Fragen ist besonders empfehlenswert für branchenfremde Investoren, die operative Implikationen und Risiken so weit wie möglich minimieren möchten. Nur Eigentümern mit umfangreichen Kenntnissen und Ressourcen im operativen Bereich wird geraten, risikoreiche Betriebsmodelle wie eigene Marken oder direktes Franchising zu wählen, wobei sich diese Investitionen in bestimmten Fällen mit nachhaltig hohen Renditen auszahlen können.

 

Abschliessend haben vergangene Krisen gezeigt, dass die Beziehung zwischen Betreiber und Eigentümer im Hotelbetrieb – im Gegensatz zu traditionellen Assetklassen wie Büro- oder Wohnimmobilien – vor allem als Partnerschaft verstanden werden sollte. In dieser Partnerschaft sollten Risiken und Interessen aufeinander abgestimmt werden, um langfristige und nachhaltige Renditen für alle Beteiligten zu gewährleisten und ultimativ spannende und zufriedenstellende Gästeerlebnisse zu bieten.

 

Ein offenes und transparentes Verhältnis ist hierbei von zentraler Bedeutung. Es fördert die Flexibilität, notwendige Anpassungen am Geschäftsmodell vorzunehmen und mindert das Risiko langwieriger und ungewisser Streitigkeiten. Diese Aspekte sind entscheidend, um die Effizienz der Zusammenarbeit zu maximieren und die Interessen beider Parteien erfolgreich zu integrieren.

 

In einem sich ständig wandelnden Marktumfeld ist eine solche partnerschaftliche Ausrichtung der Schlüssel zu langfristigem Erfolg und Wertschöpfung im Hotelsektor.


Real Estate Spotlight 2025

Der Schweizer Immobilienmarkt ist derzeit von fallenden Zinssätzen und einer wachsenden Betonung von ESG-Kriterien geprägt. Im Jahr 2025 sind die Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung insbesondere im Hotelsektor besonders stark. Dennoch bestehen kritische Herausforderungen bei der genauen Bewertung von gelisteten Gebäuden sowie bei der Bewältigung komplexer rechtlicher und steuerlicher Fragen.

Aerial panoramic cityscape view of Zurich and River Limmat, Switzerland

Fazit

Der Erfolg im Hotelmarkt hängt massgeblich von der Wahl des Betriebsmodells und eines erfahrenen Partners ab. Besonders für branchenfremde Investoren ist eine professionelle Begleitung von grosser Bedeutung. Eine partnerschaftliche und transparente Beziehung zwischen Betreiber und Eigentümer ist entscheidend, um Risiken zu minimieren, flexibel zu bleiben und langfristige Wertschöpfung zu gewährleisten.

Danksagung

Wir danken Simon Schmid für seine Beiträge zu diesem Artikel.


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