Frauenanteil in Aufsichtsräten minimal gesunken, bleibt aber über gesetzlicher Quote
In den Aufsichtsräten liegt der Frauenanteil aktuell bei 31,6 Prozent, ein leichter Rückgang gegenüber dem Höchstwert von 31,8 Prozent im August 2024. Dies ist auf die gestiegene Gesamtzahl der Aufsichtsratsmitglieder zurückzuführen, während die Anzahl der Aufsichtsrätinnen konstant blieb. So sitzen derzeit insgesamt 165 Frauen in den 522 Aufsichtsgremien der WBI-Unternehmen.
Seit Inkrafttreten der gesetzlichen Genderquote von 30 Prozent am 1. Januar 2018 erhöhte sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien der österreichischen WBI-notierten Unternehmen dennoch deutlich von 19,8 Prozent (Stichtag: Dezember 2017) auf aktuell über 31 Prozent – ein Fortschritt, der über die Jahre aber an Zugkraft verloren hat.
87 Prozent der Unternehmen (48 von 55) haben mindestens eine Frau im Aufsichtsrat, in 69 Prozent der Unternehmen (38 von 55) sind sogar mindestens zwei Frauen vertreten. Sieben Unternehmen haben nach wie vor keine einzige Frau im Aufsichtsrat. Auf Kapital- und Arbeitnehmerseite ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder nahezu identisch, mit 31,7 Prozent bzw. 31,4 Prozent.
Branchenanalyse: Transport & Logistik und IT an der Spitze
Am höchsten ist der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder mit 20 Prozent in der Transport- und Logistikbranche: Bei den zwei gelisteten Unternehmen ist von fünf Vorstandsmitgliedern eine Frau vertreten. In der Energiebranche sind bei sechs gelisteten Unternehmen drei von 17 Vorstandsmitgliedern weiblich (17,6 %). Die Immobilienbranche folgt mit einem Frauenanteil von 16,7 Prozent im Vorstand. In zwei Branchen – Automobilindustrie und Telekommunikation – findet sich in den Vorständen keine einzige Frau.
Bei der Besetzung der Aufsichtsgremien führt die IT-Branche mit einem Frauenanteil von 41 Prozent: Unter den 39 Aufsichtsratsmitgliedern der fünf gelisteten IT-Unternehmen sind 16 Frauen vertreten. Die Finanzbranche folgt mit 38,8 Prozent weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern, gefolgt von Transport & Logistik (37 %) und Energie (33,9 %). Am niedrigsten ist der Anteil weiblicher Gremiumsmitglieder mit 14,8 Prozent aktuell in der Rohstoffbranche.
Langsamer Fortschritt trotz gesetzlicher Quote
Der Anteil der Vorständinnen hat sich im Untersuchungszeitraum zwar deutlich dynamischer entwickelt als der Anteil der Aufsichtsrätinnen, dies ist jedoch dem niedrigen Ausgangsniveau geschuldet. Seit Juli 2015 hat sich der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder von 4,1 Prozent auf aktuell 12,5 Prozent mehr als verdreifacht. In absoluten Zahlen bedeutet dies einen Zuwachs von 17 weiblichen Vorstandsmitgliedern. Der Anteil weiblicher Aufsichtsräte stieg im gleichen Zeitraum von 17,2 Prozent auf 31,6 Prozent, was einer Steigerung von 14,4 Prozentpunkten entspricht.
„Die leichte Abnahme des Frauenanteils in den Aufsichtsräten zeigt, dass gesetzliche Quoten allein nicht ausreichen. Es bedarf tiefgreifender und weitreichender Maßnahmen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, um langfristige Veränderungen zu bewirken. Dazu gehören unter anderem Gehaltstransparenz, eine Reform der Kinderbetreuung und eine stärkere Einbindung von Männern in Vereinbarkeitsmaßnahmen“, betont Pelzmann.
„Die ab 2026 EU-weit geltende Geschlechterquote könnte ein wichtiger Impuls sein, um die Rahmenbedingungen für weibliche Karrieren zu verbessern. Demnach sollen mindestens 40 Prozent der Aufsichtsratsposten oder 33 Prozent der Vorstands- und Aufsichtsratsposten an Frauen gehen. Jedoch braucht es schon jetzt tiefgreifende Maßnahmen. Hier besteht noch erheblicher Handlungsbedarf“, schließt Pelzmann.
In eigener Sache: Frauenanteil bei EY
Mit Stichtag 1. Jänner 2025 waren von den 43 Partner:innen von EY Österreich zehn Frauen – das entspricht einem Anteil von 23,3 Prozent. Auf Management-Ebene liegt der Frauenanteil aktuell bei 44,9 Prozent. Der Frauenanteil in der gesamten Belegschaft inkl. Praktikant:innen von EY Österreich liegt momentan bei 51,7 Prozent.