UK, York, Geschäftsleute, die mit Diagrammen auf interaktiven Bildschirmen arbeiten

Wie Technologie Finanz- und Geschäftsprozesse revolutioniert

Die Einbindung von Automatisierung, Generative AI und Analytics in End-to-End-Prozesse kann die Prozessdigitalisierung entscheidend voranbringen.


Überblick

  • Jeder Prozess kann durch Automatisierung verbessert werden. Künstliche Intelligenz und bessere Analysetools unterstützen Geschäftsentscheidungen.
  • Es sollten unterschiedliche Technologien eingebunden werden, zugleich sind Kosten und Nutzen ihrer Implementierung und Wartung zu beachten.
  • Gefragt sind Konzepte und Strategien für End-to-End-Prozesse, die abteilungsübergreifend erstellt werden.

Im Kontext einer Finanz- oder Unternehmenstransformation verfolgt die Mehrzahl der EY-Kunden den Ansatz, Prozesse innerhalb der Applikationsstandards, z. B. SAP S/4HANA, einzuführen, um bei zukünftigen Upgrades oder Projekten schneller zu sein. Kundenspezifische Entwicklungen werden nur in Einzelfällen zugelassen. Doch dies kann sowohl die Nutzererfahrung als auch die Funktionalität einschränken. Hinzu kommt: In vielen Fällen könnten spezifische Lösungen von Drittanbietern für mehr Benutzerfreundlichkeit und eine höhere Prozesseffizienz sorgen. Zahlreiche innovationsfreudige Anbieter bringen in den Bereichen Automatisierung, GenAI (generative künstliche Intelligenz) und Analytics aktuelle technische Entwicklungen auf den Markt, die zusätzlichen Mehrwert bieten.

Grundsätzlich sollte jedes Unternehmen, das sich in eine Finanz- und Unternehmenstransformation begibt, die folgenden vier Voraussetzungen schaffen:

  1. eine klare Definition des operationalisierten Steuerungsmodells von Beginn des Projekts an
  2. ein solides Architektur- und Reporting-Team, das unter anderem bei der Entscheidung unterstützt, mit welchen Systemen und Anwendungen künftig Reportingpflichten und Steuerungsinformationen zur Verfügung gestellt werden
  3. ein klares Bild, welche zusätzlichen Technologien – beispielsweise GenAI oder Enterprise Service Management – Mehrwerte schaffen
  4. ein Business-Integration-Team, das die erforderlichen Anpassungen für das Target Operating Model erarbeitet und vorantreibt

Potenziale für den Einsatz von Automatisierung, GenAI und Analytics lassen sich in der Regel bereits aus der Prozesshierarchie beziehungsweise der Business Process Master List (BPML) ableiten. Werden solche Potenziale bereits während eines Transformationsprojekts beziehungsweise des Ziel-Prozessdesigns identifiziert, lassen sich aufwendige kundeneigene Entwicklungen vermeiden und signifikante Prozessverbesserungen realisieren.


Kundenspezifische Entwicklungen abseits etablierter SAP-Standards werden bei Finanz- und Unternehmenstransformationen seltener zugelassen. Dabei könnten spezifische Lösungen von Drittanbietern in vielen Fällen für mehr Benutzerfreundlichkeit und eine höhere Prozesseffizienz sorgen.


Im Folgenden werden die aktuelle Situation und erwartete Entwicklungen im Hinblick auf die folgenden Hauptprozesse umrissen:

  • Source-to-Pay (S2P)
  • Order-to-Cash (O2C)
  • Record-to-Report (R2R)
  • Risk-to-Liquidity (R2L)/Treasury
  • Plan-to-Perform (Pl2P)/Controlling
  • übergreifendes Prozessmanagement

Jeder dieser Prozesse birgt eigene Herausforderungen und unterliegt immer neuen Trends, die durch neue Technologien und Arbeitsansätze bedingt sind. Die EY-Studie zur Digitalisierungsreife von Prozessen (EY Digital GBS Maturity Study | EY - Deutschland) zeigt ein sehr heterogenes Bild. Im Folgenden wird dargelegt, welche Digitalisierungspotenziale die einzelnen Prozesse aus EY-Sicht haben:

1

Kapitel #1

Source-to-Pay (S2P)

Der S2P-Prozess ist in vielen Unternehmen bereits gut digitalisiert.

Sowohl für die Wertschöpfung als auch im Hinblick auf zahlreiche tägliche Vorgänge hat der S2P-Prozess eine hohe Relevanz. Daher ist er bereits heute stark durch regelbasierte Automatisierung geprägt. Dennoch wird er stetig weiter verbessert und erfährt, insbesondere durch Analytics und GenAI-Unterstützung, einen weiteren Schub. Ein enormes Potenzial bietet beispielsweise das sogenannte Contract Analyzing. Diese Lösung ermöglicht es, Hunderte von Verträgen automatisiert zu analysieren, in einen Kontext zu setzen und damit Verhandlungen mit Lieferanten optimal vorzubereiten. Wochenlange Recherchearbeit, die Konsolidierung von Informationen und die Formulierung von Schlussfolgerungen können so erheblich schneller erfolgen.

Im Bereich Analytics gewinnt das Intelligent Spend Management immer mehr an Bedeutung. Dabei handelt es sich um eine übergreifende Lösung cloudbasierter Tools, die darauf abzielt, S2P-Prozesse zu optimieren und zu vereinfachen. Neben Analytics zur Massendatenauswertung und Trendanalyse ermöglicht diese Lösung auch ein effizienteres Management sämtlicher Aspekte der Lieferantenbeziehung wie beispielsweise Onboarding und Compliance sowie die Automatisierung von manuellen Prozessaktivitäten wie etwa Bestellanlage oder Rechnungseingangsverarbeitung.


Analytics und GenAI-gestützte Automatisierung steigern bei vielen Unternehmen Qualität und Compliance und senken gleichzeitig manuelle Prozessaktivitäten.


Insbesondere die Rechnungseingangsverarbeitung ist seit Jahren im Fokus von Automatisierungs- und Digitalisierungsprojekten. GenAI kann die Rechnungseingangsverarbeitung weiter optimieren. Neben der Klassifizierung, Kontierung und Zuordnung (3-Wege-Match) bietet GenAI die Möglichkeit, jede Transaktion auf Anomalien und die Einhaltung von Compliance-Standards zu prüfen. Bei der Zuordnung und dem Ausgleich von Zahlungen und offenen Posten hilft GenAI ebenso und übertrifft die Trefferquote, die mit einer reinen regelbasierten Kontoauszugsverarbeitung möglich wäre.

Durch die Nutzung von Analytics und GenAI-gestützter Automatisierung gelingt es vielen Unternehmen, Qualität und Compliance zu erhöhen und manuelle Prozessaktivitäten signifikant zu senken. Zusätzlich bietet sich eine Bündelung von Kompetenzen und Aufgaben in einer Global-Business-Services-Organisation (GBS) an.

Zusammengefasst ist die Verknüpfung von Automatisierung, GenAI und Analytics im S2P-Prozess eine sehr gute Möglichkeit, um vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der Bewältigung von Krisen die steigende Aufgabenlast und die zunehmende Komplexität zu bewältigen. Sie bietet faszinierende Möglichkeiten. Dennoch sollte jedes Unternehmen für sich selbst Aufwand und Nutzen gegeneinander abwägen.

2

Kapitel #2

Order-to-Cash (O2C)

Der O2C-Prozess wirkt sich auf Umsatz, Kundenzufriedenheit und die allgemeine Geschäftsleistung aus.

Unternehmen, die sich mit den Komplexitäten des O2C-Prozesses auseinandersetzen und in digitale Lösungen investieren, können versteckte Potenziale in ihren Wertschöpfungsketten freisetzen und ihr Working Capital und damit auch ihre liquiden Mittel optimieren. Vor dem Hintergrund gestörter Lieferketten, steigender Preise und Zinsen erscheint das wichtiger denn je.

Dank neuer technologischer Entwicklungen macht der O2C-Prozess derzeit große Schritte nach vorn. Obwohl viele Bereiche noch hochgradig manuell sind, unterstützen die neuen Technologien eine höhere Automatisierung sowie verbesserte Analysen und eine verbesserte Fokussierung in der Bearbeitung. Zugleich nutzen viele Unternehmen Synergien aus Global Business Services, von der Kundenauftragserfassung über die Verbuchung von Zahlungseingängen bis hin zum aktiven Einzug von Außenständen (inklusive etwaiger Reklamationen und Kundenanfragen), für die End-to-End-Optimierung des gesamten Prozesses. Der technologische Fortschritt bezieht sich jedoch nicht nur auf Automatisierung und verbesserte Analytics, sondern auch auf die operative Effizienz in Verbindung mit GenAI, die autonom Ergebnisse generiert und die Mitarbeitenden im O2C-Prozess unterstützt.


Unternehmen, die sich mit den Komplexitäten des O2C-Prozesses auseinandersetzen, können versteckte Potenziale in ihren Wertschöpfungsketten freisetzen und damit ihre liquiden Mittel optimieren.


Die Weiterentwicklung der drei Elemente Automatisierung, GenAI und Analytics kann einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung von Abläufen und Steuerungskennzahlen leisten, wenn diese optimal in eine funktionsübergreifende und zentralisierte (GBS-)Organisation eingebettet sind.

Hier nur einige Beispiele:

  • Kreditmanagement mit Echtzeit-Überwachung der finanziellen Gesundheit basierend auf internen und externen Datenquellen sowie automatische Analysen und Aktualisierungen des Kreditscorings
  • automatisierte, GenAI-unterstütze Vorerfassung, Clusterung, Übernahme und Routing von Aufträgen („Orders“), Kundenanfragen und Beschwerden („Disputes“)
  • zentralisierter „Kontroll-Tower“ für eine optimierte Warenflusssteuerung von der Auftragsannahme bis zum Kunden
  • GenAI-unterstützte halbautonome Bearbeitung im Collection Management, das Außenstände priorisiert, Bearbeitungsfälle den Collection-Teams zuweist, die Bearbeitung automatisiert (etwa durch die Zusammenfassung von Kundentelefonaten und E-Mail-Vorbereitung) und eine optimierte Mitarbeiter-Allokation erlaubt
  • Echtzeitverarbeitung von Bestellungen, Rechnungen und Zahlungen und Reduktion der manuellen Eingriffe in jeder Umgebung, in der große Datenmengen eingehen, dank der Automatisierung von Mass Billing und Customer Payments
  • Erhöhung der Trefferquote auf über 90 Prozent durch die GenAI-gestützte Zuordnung von Zahlungseingängen zu offenen Posten
  • signifikante Synergien und Kostenvorteile durch Nutzung einer zentralen („Nearshore“-)Service-Organisation mittels GBS-End-to-End für den O2C-Prozess (funktionsübergreifend zwischen Vertrieb und Finanzorganisation)
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Kapitel #3

Record-to-Report (R2R)

Durch die Umsetzung innovativer Trends im R2R-Prozess können sich Unternehmen von anderen abheben.

Effektivität und Zuverlässigkeit im Record-to-Report-(R2R-)Prozess hängen von der Präzision der Buchführung und der Effizienz des adressatenorientierten Reportings ab.

Wenn es darum geht, die sich schnell ändernden Qualitäts- und Compliance-Anforderungen von Anteilseignern, Aufsichtsbehörden und Analysten zu erfüllen, können Unternehmen durch die Nutzung innovativer Trends im R2R-Prozess von Wettbewerbsvorteilen profitieren.

Dateneingaben für Journalbuchungen, Berichterstellung und Compliance-Überwachung bieten ein immenses Potenzial für die Nutzung von Automatisierungsfunktionen. Ein bemerkenswerter Anwendungsfall mit zunehmendem Zukunftspotenzial ist die Nutzung von GenAI für Accounting-Wikis und korrekte Buchungsverfahren.


Gerade im Hinblick auf die Erfüllung sich stetig ändernder Anforderungen unterschiedlicher Stakeholder können Unternehmen durch die Nutzung innovativer Trends im R2R-Prozess von Wettbewerbsvorteilen profitieren.


GenAI-gestützte Finanzassistenten können heute schon

  • verschiedene Finanz- und Controlling-Dokumente analysieren und automatisch falsche Zuweisungen identifizieren,
  • automatisch Korrekturen vornehmen und sogar Korrekturbuchungen im ERP auslösen, falls dies gewünscht ist,
  • alle Arten von Buchhaltungsfragen beantworten, beispielsweise Konten- und Kostenzuordnungen oder Klassifizierung verschiedener Sachverhalte,
  • für jegliche Arten von Finanzklassifizierungen verwendet werden, etwa bei der Beurteilung, ob eine bestimmte Aufwandsposition aktivierungsfähig (CapEx) oder nicht aktivierungsfähig (OpEx) ist,
  • durch individuelle Richtlinien des Unternehmens erweitert werden oder
  • als Chat-Schnittstelle fungieren und zum Beispiel Fragen von Mitarbeitenden beantworten.

Dies ist eine große Hilfe für die GBS, die dadurch mehr Buchhaltungsaufgaben übernehmen können, was normalerweise eine hohe Sachkenntnis im Hinblick auf handelsrechtliche oder internationale Bilanzierung erfordern würden. Darüber hinaus können Unternehmen durch den strategischen Einsatz punktueller Lösungen weitere Aufgaben innerhalb von R2R optimieren, etwa die Anlagen-, Vorrats- oder Umsatzbuchhaltung.

Zusätzlich kann die Qualität der Transaktionsdaten durch die Implementierung eines automatisierten Regelwerks für Qualitätskontrollen finanzieller Stammdaten erheblich verbessert werden. Dies trägt zur Erstellung und Pflege eines Standardkontenplans bei, der sicherstellt, dass die Buchungs- und Berichterstattungsverfahren mit den Bilanzierungsrichtlinien des Unternehmens übereinstimmen.

Wie die Prozessautomatisierung erhöht und GenAI-Lösungen im R2R-Prozess im Zusammenspiel mit Global Business Services sinnvoll eingesetzt werden können, ist in vielen Unternehmen Gegenstand von Diskussionen. Ein digitaler GBS-Hub kann eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Umsetzung neuer digitaler Lösungen zu erleichtern und voranzutreiben.

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Kapitel #4

Treasury

Technologie kann die Treasury-Funktion befähigen, eine strategischere Rolle zu übernehmen.

Disruptive Technologien wie Automatisierung, Analytics und GenAI sind die Haupttreiber für die Entwicklung der Treasury-Abteilung und bringen mit ihrer Einführung beziehungsweise Integration in End-to-End-Geschäftsprozesse verschiedene Vorteile mit sich.

So profitiert etwa der Zahlungsprozess erheblich vom technologischen Fortschritt. Die Automatisierung ermöglicht ein integriertes End-to-End-Zahlungsmanagement und bietet gleichzeitig einen besseren Einblick in die verschiedenen Funktionen und Schritte des Prozesses. Die verbesserte Transparenz des Zahlungsstatus, das verringerte Risiko von Fehlern und fehlgeleiteten Zahlungen sowie der transparente Überblick über die Zahlungsströme unterstützen die Treasury-Abteilung bei ihren strategischen Entscheidungen und der Einhaltung von Vorschriften. Darüber hinaus ermöglicht die vollständige Integration des Prozesses genauere Analysen des Zahlungsverhaltens und eine bessere Bankbeziehung.


Disruptive Technologien sind die Haupttreiber für die Entwicklung der Treasury-Abteilung und bringen verschiedene Vorteile mit sich.


Ein weiterer Vorteil in Bezug auf Bankbeziehungen ergibt sich durch fortschrittliche Analyseverfahren: Die Gebühren und Kosten für die verschiedenen Dienstleistungen werden in der Regel separat zwischen der Bank und den einzelnen Ländergesellschaften eines Konzerns ausgehandelt. Standardisierte Pakete wie beim privaten Girokonto gibt es kaum. Die Bedingungen werden in der Regel einmal festgelegt und dann nur selten hinterfragt oder aktualisiert. Daher haben die meisten multinationalen Konzerne ein verworrenes Geflecht von Beziehungen zu Banken in der ganzen Welt – eine Landschaft, die sehr heterogen und für die Zentrale schwer zu überblicken ist. Mithilfe von Analysen und Benchmarking (sowohl extern als auch intern) können die Kontoverwaltung und die gesamte Bankstrategie optimiert werden. Außerdem wird das Budget entlastet, denn Senkungen der jährlichen Bankgebühren um circa 10 bis 20 Prozent sind keine Seltenheit.

Analog kann Analytics Einblicke in die Gesamtheit der Treasury-Prozesse geben und Unternehmen helfen, datengestützte, objektivere, präzisere und effektivere Entscheidungen zu treffen, die zu besseren Geschäftsergebnissen und einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit führen. Dazu gehören Dashboards für die Geschäftsleitung, die wichtige oder strategisch definierte KPIs darstellen. Doch auch die Fokussierung auf Prozesse wie die Liquiditätsplanung oder den integrierten Treasury-Handel kann durch Analytics verbessert werden. Durch Analytics und die Kombination mit früherer Prozessautomatisierung zur Erhöhung der Genauigkeit können Unternehmen Trends erkennen, neue Chancen entdecken und ein tieferes Verständnis für ihre Abläufe und Ertragsentwicklung gewinnen.

Technologie ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung der Treasury-Funktion, sodass diese eine strategischere Rolle übernehmen kann. Derzeit konzentrieren sich viele Unternehmen darauf, ihre Prozesse durchgängig zu integrieren, Prozessschritte zu automatisieren, die Genauigkeit zu erhöhen und Kapazitäten von Funktionen freizusetzen. Aber auch die Nachfrage nach Analytics und GenAI, die wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft der neue Status quo sein werden, nimmt zu.

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Kapitel #5

Plan-to-Perform (Pl2P)/Controlling

Fortschrittliche Analyseverfahren können die Prognose- und Planungsgenauigkeit deutlich verbessern.

Die vergangenen Jahre waren von volatilen Marktbedingungen und sich verändernden Geschäftsmodellen geprägt. Controlling-Teams stehen vor der Herausforderung, immer größere, hochkomplexe Datenbestände in immer kürzerer Zeit zu analysieren und auszuwerten, um Unternehmen und Management mit relevanten Informationen für ihre Entscheidungsprozesse zu unterstützen.

Der Einsatz modernster Technologien ist daher für das Controlling unerlässlich, um flexibler zu werden und durch Reaktionsschnelligkeit, Erkenntnisse und Effizienz bessere Entscheidungen zu ermöglichen. Neue und weiter entstehende Technologien werden die Controlling-Funktion verändern, da Unternehmen das volle Potenzial von Daten ausschöpfen wollen. Führungskräfte müssen wissen, wie sie diese Technologien nutzen und effektiv einführen können, damit sich das Controlling darauf konzentrieren kann, eine strategische Vorreiterrolle zu übernehmen, anstatt nur als Verwalter historischer Zahlen zu fungieren. Dazu müssen Partnerschaft und Kommunikation zwischen Controlling und Unternehmensleitung vertieft werden.

GenAI und Visualisierungstechnologien sind die wichtigsten Voraussetzungen, um dem Unternehmen aussagekräftige Erkenntnisse zu liefern. Analytics befasst sich mit Daten, aber erst mithilfe von Techniken wie Prognosemodellen, Statistik und Visualisierung werden aus Daten Erkenntnisse. Die Analytics-Tools der nächsten Generation integrieren Daten aus Finanz- und operativen Systemen, was zu einer viel umfassenderen Sicht auf das Unternehmen führt. Diese neuen Technologien ermöglichen dem Management einen Gesamtüberblick über das Unternehmen in Bezug auf Produkte, Kunden und geografische Regionen.

Der Einsatz von GenAI verbessert auch die Fähigkeit von Unternehmen, Vorhersagen zu treffen, Prognosen zu erstellen, Was-wäre-wenn-Analysen durchzuführen und Erkenntnisse aus Daten abzuleiten. Dadurch können sie fundiertere, datengestützte Entscheidungen treffen, die zuvor auf der Intuition des Managements und der einfachen Analyse historischer Daten beruhten. Selbstverständlich hängt die Wirkung moderner Datenanalyse- und Visualisierungstools von der Qualität und Konsistenz der zugrunde liegenden Datenquellen ab. Die Analyse und Auswahl der am besten geeigneten Tools für Enterprise Performance Management (EPM) sollte daher im Rahmen jeder Controlling-Prozessoptimierung diskutiert werden.


Mit GenAI können Unternehmen deutlich präzisere Vorhersagen treffen, Prognosen erstellen, Was-wäre-wenn-Analysen durchführen und Erkenntnisse aus Daten ableiten.


Die Technologie der Datenvisualisierung verändert Analysen und Berichte grundlegend, indem sie von statischen zu dynamischen Berichten übergeht und wertvolle Daten für Führungskräfte leichter zugänglich macht. Führende Technologien ermöglichen die Automatisierung und Anpassung von Berichten und Visualisierungen für die wesentlichen Beteiligten, sodass die Daten, die für sie am wichtigsten sind, das Erste sind, was sie nach dem Login sehen.

Insgesamt hat sich gezeigt, dass der konsequente Einsatz fortschrittlicher Analyseverfahren unter Verwendung von GenAI und Visualisierung die Prognose- und Planungsgenauigkeit deutlich verbessert, den Fokus auf geschäftsrelevante Kennzahlen und Analysen schärft und die Reaktionsfähigkeit, Schnelligkeit, Effizienz sowie den Mehrwert der Controlling-Funktion erhöht.

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Kapitel #6

Prozessmanagement

In der Prozesshierarchie lassen sich Verbesserungspotenziale mit digitalen Tools identifizieren.

Die Technologie der Datenvisualisierung verändert Analysen und Berichte grundlegend, indem sie von statischen zu dynamischen Berichten übergeht und wertvolle Daten für Führungskräfte leichter zugänglich macht. Führende Technologien ermöglichen die Automatisierung und Anpassung von Berichten und Visualisierungen für die wesentlichen Beteiligten, sodass die Daten, die für sie am wichtigsten sind, das Erste sind, was sie nach dem Login sehen.

Insgesamt hat sich gezeigt, dass der konsequente Einsatz fortschrittlicher Analyseverfahren unter Verwendung von GenAI und Visualisierung die Prognose- und Planungsgenauigkeit deutlich verbessert, den Fokus auf geschäftsrelevante Kennzahlen und Analysen schärft und die Reaktionsfähigkeit, Schnelligkeit, Effizienz sowie den Mehrwert der Controlling-Funktion erhöht.


Eine durchgängige Prozesshierarchie ist eine unerlässliche Voraussetzung dafür, dass sämtlichen End-to-End-Prozessen eine gemeinsame Struktur und Terminologie zugrunde liegen kann.


Darüber hinaus unterstützt die Prozesshierarchie die Verankerung von Verantwortlichkeiten auf verschiedenen Prozessebenen für eine effiziente Ablauforganisation. Zur Unterstützung der Ablauforganisation aus einer analytischen Perspektive ist Process Mining ein effektiver Ansatz, um Schwachstellen in Geschäfts- und Supportprozessen zu identifizieren. Solche Schwachstellen können zum Beispiel durch eine Verbesserung der Datenqualität, Schulungen oder Leitlinien behoben werden.

Wenn keine Process-Mining-Lösung vorhanden ist, ist eine gute Prozessdokumentation – idealerweise basierend auf Business Process Model and Notation Version 2.0 – der Schlüssel zur Identifizierung weiterer Prozessverbesserungspotenziale. Die Prozessdokumentation hilft, sich wiederholende und regelmäßig wiederkehrende Tätigkeiten in den Prozessen zu erkennen, die in der Regel ein hohes Automatisierungspotenzial haben.

Wie wählt man aus einer Vielzahl von Lösungen und Optionen die richtigen aus?

Die Chancen, die sich aus Automatisierung, GenAI und Analytics ergeben, sind immens. Die Herausforderung besteht darin, im kontinuierlich wachsenden Angebot am Markt die richtige Kombination von technologischen Lösungen zu finden, die das ERP-System als zentrales Element ergänzen.


Bei der Auswahl der Technologien gilt kein „One fits all“-Ansatz, es braucht stets eine unternehmensspezifische Ableitung aus funktionalen Anforderungen, Synergiepotenziale und eine sinnvolle Integration in End-to-End-Prozesse.


Bei der Auswahl von Technologien, die echte und nachhaltige Werte schaffen, entstehen je nach Unternehmen immer wieder andere Kombinationen. Maßgeblich sind neben der spezifischen Ausgangssituation stets die übergeordnete Technologiestrategie und die spezifisch identifizierten Anforderungen. Grundsätzlich sollten die Technologien immer den Zielen untergeordnet sein, die für Unternehmen eine grundsätzliche Relevanz besitzen:

  • Funktionale Anforderungen: An erster Stelle müssen die Lösungen den spezifischen Anforderungen entsprechen, die von den Abteilungen in Abstimmung mit der Gesamtstrategie festgelegt werden. Diese können von erhöhter Transparenz zur besseren Steuerung über verbesserte Compliance bis hin zu Risikominderung oder Kostensenkung reichen. Ein Beispiel hierfür aus dem R2R-Prozess ist die verbesserte Struktur und Zuverlässigkeit des Finanzprozesses durch den Einsatz von Automatisierungslösungen, die die Einhaltung der Regelungen von IFRS 15 vereinfachen und die Compliance fördern.
  • Synergien: Die Funktionen von Technologien und Tools werden über die gesamte Prozesskette hinweg stetig erweitert. Lösungen, die sich in der Vergangenheit ergänzt haben, weisen heute erhebliche Überschneidungen auf, zum Beispiel im Bereich der O2C- und R2R-Prozesse. Entscheidend ist es, aus einer wachsenden Zahl von Alternativen die am besten geeigneten zu ermitteln, und zwar mit Blick auf die Zukunft. Außerdem bedarf es immer eines Blickes auf das große Ganze, um isolierte Auswahlverfahren zu vermeiden. Hierfür eignen sich integrierte Auswahlprozesse über Funktionen und Prozessverantwortlichkeiten hinweg.
  • End-to-End-Prozesse: Mit zunehmender Zahl der eingesetzten Lösungen sollte ein verstärktes Augenmerk darauf gelegt werden, die Zahl der Schnittstellen zu den Mitarbeitenden aktiv zu verwalten, um Verwirrung unter der Belegschaft zu vermeiden. Das Erreichen des zweiten Ziels – der Nutzung von Synergien – ist dem zuträglich. Die richtige übergreifende Service-Management-Plattform kann eine zentrale Anlaufstelle für Teams sein, die die Anfrage an das richtige Tool weiterleitet und Antworten liefert.

Wie erreicht man das? Je nach Ausgangspunkt gibt es mehrere Herangehensweisen. Die EY-Teams verfolgen in der Regel einen Workshop-basierten Ansatz, der durch Process Mining unterstützt wird. Auf den Workshop selbst müssen sich beide Seiten gründlich vorbereiten, beispielsweise durch eine Analyse bestehender Prozesse, eine Inventur der spezifischen bereits vorhandenen Lösungen sowie ein Verständnis der umfassenderen Technologie- beziehungsweise ERP-Strategie und der potenziell anstehenden Transformationsagenda. Eine zentrale Rolle bei der Ermittlung von Bereichen mit hohem Optimierungs- beziehungsweise Digitalisierungsbedarf ist das Process Mining, ein effektives Instrument zur Identifizierung effizienz- und risikobezogener Schwachstellen in Geschäfts- und Supportprozessen.

Fazit

Bei Finanz- und Unternehmenstransformationen setzen Unternehmen häufig auf Standardlösungen. Dies kann jedoch die Nutzererfahrung beeinträchtigen. Drittanbieter-Anwendungen bieten häufig mehr Benutzerfreundlichkeit und Effizienz. Zusätzlichen Mehrwert bringen Technologien wie Automatisierung und GenAI. Erfolgreiche Transformationen erfordern klare Steuerungsmodelle, ein starkes Architektur- und Reporting-Team sowie die Integration von Technologien wie GenAI. Automatisierungs- und Analytics-Potenziale sollten früh identifiziert werden, um kundenspezifische Entwicklungen zu vermeiden und signifikante Prozessverbesserungen zu erzielen.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit den folgenden Kolleginnen und Kollegen verfasst: Heiko Kappel, Jennifer Weber, Christian Willenbruch und Dippak Patel.

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