Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr plant, die Neuauflage des Masterplans Ladeinfrastruktur (LIS) bis Sommer dieses Jahres vorzustellen. Das Ziel aus dem Koalitionsvertrag von 15 Millionen Elektroautos und einer Million öffentlich zugänglicher Ladepunkte bis 2030 soll diesbezüglich fokussiert werden. Dabei wird betont, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur dem Bedarf vorausgehen soll. Die individuelle Bedarfsprognose für LIS in unterschiedlichen Untersuchungsräumen rückt somit in den Fokus.
Hintergrund
Die Ernst & Young Real Estate GmbH hat gemeinsam mit der RWTH Aachen im Auftrag der LandesEnergieAgentur Hessen im vergangenen Jahr eine Studie zur „Ausbaustrategie der Ladeinfrastruktur zur Elektromobilität in Hessen“ durchgeführt.
Anhand von drei unterschiedlichen Untersuchungsräumen (Innerstädtischer Verdichtungsraum, Mittelzentrum, Gewerbegebiet) wurden konkrete Strategien, Methoden und Lösungsmöglichkeiten für den flächendeckenden Ausbau von Ladeinfrastruktur für Stromversorger und Netzbetreiber abgeleitet. Dabei hat sich gezeigt, dass insbesondere die Abschätzung des zukünftigen Bedarfs eine zentrale Rolle spielt.
Bedarfsprognose anhand von wenigen Eingangsparametern
Diesbezüglich wurden seitens der RWTH Aachen und der Ernst & Young Real Estate GmbH in enger Abstimmung mit drei Energieversorgungsunternehmen und der LandesEnergieAgentur Hessen eine auf verschiedene Untersuchungsräume übertragbare Methodik sowie ein zugehöriges Tool für die Bedarfsprognose entwickelt. Im Rahmen der Entwicklung dieses Tools wurde vor allem in Bezug auf die notwendigen Eingangsparameter ein besonderes Augenmerk auf die Praxistauglichkeit gemäß dem Motto „so viel wie nötig – so wenig wie möglich“ gelegt.
Mithilfe des entwickelten Tools kann dementsprechend mit einer überschaubaren Anzahl von Eingangsparametern der tägliche Energiebedarf, die Anzahl der notwendigen Ladepunkte und die von diesen Ladepunkten abgerufene Leistung in Abhängigkeit von der Auslastung für unterschiedliche Untersuchungsräume abgeschätzt werden. Um Unsicherheiten angemessen zu berücksichtigen, können im Tool unterschiedliche Szenarien, insbesondere mit Bezug zum Markthochlauf, abgebildet werden. Im Rahmen der Studie hat sich schließlich gezeigt, dass die mithilfe des Tools abgeschätzten Bedarfsprognosen sehr nahe an den unternehmensinternen Prognosen der Energieversorgungsunternehmen lagen, soweit diese bereits vorlagen.
Ausgangspunkt zur Ableitung von Strategien, Methoden und Lösungsmöglichkeiten
Die individuelle Bedarfsprognose für Städte, Landkreise und Kommunen nimmt eine zentrale Rolle bei der Ableitung von Strategien, Methoden und Lösungsmöglichkeiten für den flächendeckenden Ausbau von Ladeinfrastruktur ein. Aus technischer Sicht schließen sich nach der Prognose insbesondere die Evaluation der vorhandenen Netzstruktur, die Berechnung des notwendigen Netzausbaus sowie die Auswahl sinnvoller technischer Lösungsansätze zur Netzentlastung an. Aus nichttechnischer Sicht müssen nach der Bedarfsprognose Aspekte wie Standortmöglichkeiten, unterschiedliche Beschaffungs- bzw. Bereitstellungsvarianten oder rechtliche Rahmenbedingungen seitens der öffentlichen Hand spezifisch untersucht werden. Sprechen Sie uns dazu gerne an.
Autor:innen: RA Dipl.-Kfr. Anna Schümann, RA Dipl.-Ing. Dr. Ralf Seidenspinner