Eva Posan im Interview | Kurzüberblick
Niedermayr: Frau Posan, Ihr Weg führte von Metro über MediaMarkt nun zu HOFER. Welche Stationen haben Sie besonders geprägt?
Posan: Ich habe bei Metro Cash & Carry begonnen und dort 16 Jahre im Finanzbereich verbracht. In dieser Zeit durfte ich zahlreiche strategische und operative Projekte leiten. Nach dem Konzernsplit wechselte ich 2018 zu MediaMarkt, wo ich fast acht Jahre CFO war – zunächst in Österreich, später in Deutschland und Ungarn. Diese internationalen Stationen haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, Strategien nicht nur zu entwickeln, sondern auch in sehr unterschiedlichen Markt- und Kulturkontexten erfolgreich umzusetzen.
Niedermayr: Welche Erfahrungen aus der Zeit bei MediaMarkt nehmen Sie besonders mit?
Posan: Bei MediaMarkt haben wir den Wandel hin zu einem echten Omnichannel-Anbieter vorangetrieben. Das bedeutete nicht nur die Verzahnung von Online- und stationärem Geschäft, sondern auch tiefgreifende Transformationen in IT und Supply Chain. Wir haben gelernt, dass Kundenzentrierung nur gelingt, wenn Prozesse effizient, Daten verlässlich und Strukturen flexibel sind. Außerdem war es für mich spannend, auf Konzernebene eine Strategie mitzugestalten, die europaweit ausgerollt wurde – und gleichzeitig die operative Umsetzung in einzelnen Ländern zu erleben.
Niedermayr: Sie haben am 1. Oktober Ihre neue Rolle als CFO von HOFER angetreten. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Posan: Mir ist wichtig, Übergangsphasen bewusst zu gestalten. Nach meinem Ausstieg bei MediaMarkt habe ich mir zwei Monate Zeit genommen, um abzuschließen, Energie zu tanken und mich auf die neuen Aufgaben vorzubereiten. Die ersten 100 Tage sehe ich als entscheidend an: Hier gilt es, Beziehungen aufzubauen, die Strategie zu verstehen, Strukturen zu analysieren und gemeinsam mit dem Managementteam die größten Hebel zu identifizieren. Erfahrungsgemäß prägen diese ersten Monate, ob man nachhaltig Wirkung entfalten kann.
Niedermayr: Kosteneffizienz ist ein Thema, das im Handel immer wieder diskutiert wird. Wie sehen Sie das?
Posan: Kosteneffizienz ist Teil des Tagesgeschäfts einer CFO. Gerade in Zeiten steigender Energiepreise und stagnierender Märkte ist es entscheidend, Prozesse zu hinterfragen, zu vereinfachen und – wo sinnvoll – komplett neu zu designen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man durch konsequente Prozessanalyse und Digitalisierung enorme Effizienzgewinne erzielen kann. Dabei geht es nicht um reine Einsparungen, sondern darum, Ressourcen so einzusetzen, dass sie größtmöglichen Wert schaffen.
Niedermayr: Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
Posan: Eine zentrale. Routineaufgaben im Finanzbereich lassen sich automatisieren, Jahresabschlüsse oder Vertragsmanagement durch digitale Tools effizienter gestalten. Aber Digitalisierung ist mehr als Effizienz: Sie eröffnet neue Entscheidungsgrundlagen, etwa durch die Analyse von Kundendaten. So können Unternehmen schneller reagieren und individueller auf Kundenbedürfnisse eingehen. Für mich ist klar: Ohne den gezielten Einsatz neuer Technologien – bis hin zu KI – werden Finanzorganisationen künftig weder schnell noch resilient genug sein.
Niedermayr: Was erwarten Sie inhaltlich von Ihrer neuen Rolle bei HOFER?
Posan: Die CFO-Funktion bei HOFER umfasst neben Rechnungswesen, Controlling und Compliance auch IT sowie die Weiterentwicklung des Filialnetzes. Das ist für mich eine spannende Kombination, weil IT und Investitionsentscheidungen direkt die Wettbewerbsfähigkeit bestimmen. Auf Gruppenebene bei Aldi Süd wird es wichtig sein, die länderspezifische Situation einzubetten in eine gemeinsame Strategie und klare Prioritäten für die nächsten drei bis fünf Jahre zu setzen.
Niedermayr: Wie definieren Sie den Beitrag von CFOs zur Transformation?
Posan: CFOs haben ein breites Feld, um Veränderung zu gestalten. Einerseits geht es um Transparenz und Geschwindigkeit in Entscheidungen – dafür braucht es Datenqualität, Standardisierung und harmonisierte End-to-End-Prozesse. Andererseits haben CFOs eine Kulturaufgabe: Wir prägen Werte, zeigen Führung und stellen sicher, dass Transformation nicht nur technisch, sondern auch menschlich gelingt. Verlässlichkeit, Lösungsorientierung und Respekt sind für mich unverhandelbare Grundsätze.