Anleger:innen investieren zunehmend abseits der Klassiker
Die Bereitschaft, den Anbieter zu wechseln oder mehrere gleichzeitig zu nutzen („Multihoming“), steigt kontinuierlich an. Weltweit plant bereits rund ein Drittel (32 %), zusätzliche Vermögensverwalter:innen hinzuzunehmen – in Europa ist dieser Anteil mit 28 Prozent ähnlich hoch. Schalko analysiert: „Die traditionelle Loyalität gegenüber einzelnen Instituten nimmt ab. Anlageperformance ist dabei nach wie vor der entscheidende Faktor, aber auch moderne digitale Tools, attraktive Gebührenmodelle und transparente Kostenstrukturen werden zunehmend zu wichtigen Entscheidungskriterien.“ Ein klarer Trend zeigt sich auch bei alternativen Anlageformen: Global investieren bereits 51 Prozent der vermögenden Kund:innen in Anlageklassen wie Private Equity, Immobilien, Venture Capital oder Hedgefonds. In Europa liegt dieser Wert sogar bei 58 Prozent. Jedoch bestehen weiterhin Vorbehalte, insbesondere hinsichtlich der Transparenz von Kosten und Risiken.
Generationen verfolgen unterschiedliche Anlagestrategien
Der Report verdeutlicht außerdem deutliche Unterschiede zwischen den Generationen: Europäische Millennials zeigen sich wesentlich risikofreudiger und technologieaffiner als Babyboomer. Millennials haben durchschnittlich deutlich mehr Beziehungen zu Vermögensverwalter:innen (2,8 Beziehungen pro Anleger:in) im Vergleich zu Babyboomern (1,6 Beziehungen pro Anleger:in). Zudem planen 49 Prozent der Millennials, die Zahl ihrer Vermögensverwalter:innen in den kommenden Jahren zu erhöhen, während dies nur zehn Prozent der Babyboomer vorhaben. Besonders groß ist der Unterschied bei digitalen und Krypto-Assets: 48 Prozent der Millennials investieren bereits in diese Anlageformen, während dies bei den Babyboomern lediglich 26 Prozent sind. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit für Wealth Manager, ihre Angebote generationenspezifisch anzupassen.
Generationenwechsel erfordert frühzeitige Beratung
Besondere Herausforderungen bestehen beim generationenübergreifenden Vermögenstransfer. In Europa fühlen sich 53 Prozent der vermögenden Anleger:innen nicht ausreichend vorbereitet. Nur 28 Prozent berichten, dass ein Familienmitglied bisher eine gute Beratung zu diesem Thema erhalten hat, und lediglich 31 Prozent geben an, dass ein klar dokumentierter Nachfolgeplan existiert. Vermögensverwalter:innen verfehlen bislang das Potenzial, frühzeitig Beziehungen mit den künftigen Erb:innen aufzubauen. Dabei wäre das dringend geboten. Denn 81 Prozent der Befragten planen, ein Vermögen an ihre Kinder oder Ehepartner:in zu vererben. Besonders relevant für Vermögensverwalter:innen: 50 Prozent der potenziellen Erb:innen planen nach einer Erbschaft eine Umverteilung ihrer Anlagen – eine bedeutende Herausforderung für das Halten des verwalteten Vermögens. Weitere 36 Prozent möchten damit Immobilien erwerben, 29 Prozent die Pension finanzieren und 27 Prozent Bildungsausgaben decken.
KI-Technologien: Einzug in die Vermögensverwaltung
Ein weiterer Schlüsselfaktor in der Zukunft der Vermögensverwaltung ist Künstliche Intelligenz (KI). Weltweit erwarten 60 Prozent und in Europa 56 Prozent der Anleger:innen, dass KI-basierte Tools Teil ihres Beratungsprozesses werden. 46 Prozent legen jedoch weiterhin Wert auf menschliche Kontrolle. Dieter Schalko fasst zusammen: „Die Integration von KI in die Vermögensberatung ist unumgänglich, aber sie ersetzt keineswegs die persönliche Beziehung. Anleger:innen wünschen sich eine kluge Kombination aus technologischer Effizienz und menschlicher Expertise.“ Während 62 Prozent der Befragten grundsätzlich offen dafür sind, dass KI als Hintergrundunterstützung in der Investmentberatung eingesetzt wird, bleibt das Vertrauen in die Technologie begrenzt: Nur 28 Prozent vertrauen KI-gestützten Tools ebenso sehr wie menschlichen Berater:innen. Besonders Millennials zeigen hier jedoch eine deutlich höhere Offenheit: 63 Prozent wären sogar bereit, eine KI-basierte Finanzplanung ohne menschliche:n Berater:in zu nutzen, und 52 Prozent vertrauen KI-Tools mindestens genauso wie menschlichen Berater:innen (davon 35 % „gleich viel“, 17 % „mehr“). Dennoch besteht insgesamt Skepsis gegenüber vollständiger Automatisierung: Nur 43 Prozent aller Befragten wären bereit, ihre Finanzplanung vollständig von einer KI durchführen zu lassen.