Aufholbedarf bei KI-Nutzung: Österreich restriktiver als europäischer Durchschnitt
Die zunehmende KI-Akzeptanz spiegelt sich jedoch nicht überall in uneingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten in Unternehmen wider. Ein Drittel der Befragten europaweit darf beim Arbeitgeber ohne Einschränkungen nutzen (32 %). In Österreich ist die Lage restriktiver: Jede:r fünfte Arbeitnehmer:in (20 %) darf KI ohne Vorbehalt im Arbeitsalltag einsetzen, bei 36 Prozent ist die Nutzung lediglich eingeschränkt erlaubt. Gleichzeitig ist die Zahl jener, die KI grundsätzlich nicht nutzen dürfen oder nicht wissen, ob die Nutzung erlaubt ist, mit 44 Prozent in Österreich vergleichsweise hoch (europaweit 33 %). Dennoch zeigt sich im Jahresvergleich eine zunehmende Lockerung: 2024 durfte knapp jede:r siebte Österreicher:in KI am Arbeitsplatz uneingeschränkt verwenden (15 %), für ein knappes Drittel (31 %) waren KI-Applikationen verboten.
Hinzu kommt, dass Datenschutz und ethische Fragen zentrale Herausforderungen im Umgang mit KI darstellen. Hierzulande sehen 32 Prozent der Befragten Datenschutzbedenken und 28 Prozent ethische Fragestellungen als größte Herausforderung. Gleichzeitig erkennen viele Beschäftigte auch klare Chancen im Einsatz von KI. In Österreich nennen 24 Prozent eine gesteigerte Effizienz als größten Vorteil, gefolgt von der Ressourcenoptimierung (23 %) und einer besseren Work-Life-Balance (22 %).
Steigende Sorgen um Jobverluste – aber auch wachsendes Interesse an KI-Kompetenz
61 Prozent der europäischen Befragten glauben inzwischen, dass ihr Job durch KI beeinflusst wird – ein Anstieg um elf Prozentpunkte im Vergleich zu 2024. In Österreich liegt dieser Wert unter dem europäischen Schnitt (55 %) – die heimischen Beschäftigten zeigen sich skeptischer, ob KI ihren Berufsalltag tatsächlich verändert.
Dennoch wächst auch die Aufmerksamkeit für die potenziellen Auswirkungen von KI insbesondere in Bezug auf Beschäftigung und Arbeitsplatzsicherheit. Die europäische Mehrheit (58 %) zeigt sich unbesorgt. Umgekehrt bedeutet das aber auch: Mehr als vier von zehn Befragten (42 %) sehen die zunehmende Bedeutung von KI mit Sorge. Entsprechend ist der Anteil derjenigen, die glauben, dass die Technologie zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führen wird, von 68 Prozent im Jahr 2024 auf aktuell 74 Prozent gestiegen. In Österreich hingegen hat sich die Einschätzung im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert – zwei Drittel glauben, dass durch den Einsatz von KI weniger Personal benötigt wird.
„Der Einsatz Künstlicher Intelligenz wird zunehmend normal und alltäglich – insbesondere im beruflichen Umfeld. In zahlreichen Branchen ist der Umgang mit KI bereits eine Voraussetzung – vor allem für Berufseinsteiger:innen. Der Anteil derjenigen, die die Möglichkeiten dieser Technologie aktiv nutzen, wächst stetig. Gleichzeitig machen die von KI generierten Ergebnisse vielen Mitarbeitenden deutlich, wozu diese Technologie heute schon in der Lage ist. Klar ist: Es wird immer eine menschliche Kontrollinstanz brauchen. KI wird Mitarbeitende nicht einfach ersetzen“, so Susanne Zach.
Weiterbildung als Schlüssel – aber Schulungsangebote bleiben unzureichend
Viele Mitarbeitende haben längst erkannt, dass beruflicher Erfolg künftig nicht ohne KI-Kompetenzen möglich sein wird: Die Mehrheit (57 %) bildet sich daher in Bezug auf KI weiter – ein rasanter Anstieg um 20 Prozentpunkte innerhalb von zwölf Monaten. In Österreich hingegen setzt die Hälfte der Befragten ihre Ausbildung im Bereich KI nicht fort (52 %) – das Land liegt hier im unteren Drittel des Vergleichs. Gleichzeitig ist die Zufriedenheit mit den Schulungsangeboten der Arbeitgeber besonders niedrig: Nur 19 Prozent der Beschäftigten in Österreich empfinden die Angebote als ausreichend – das Schlusslicht im Europa-Vergleich (24 %).
Angesichts der Unzufriedenheit vieler Mitarbeitenden überrascht es, dass die Mehrheit der Führungskräfte der Meinung ist, ihre nicht-führenden Mitarbeitenden seien ausreichend im Umgang mit KI geschult worden (europaweit 53 %). Die Selbsteinschätzung des Managements liegt deutlich über der Wahrnehmung der Mitarbeitenden – die Lücke ist besonders groß. In Österreich zeigt sich hier ein ähnlich unterschiedliches Bild: 47 Prozent der Führungskräfte geben an, dass ihre Teammitglieder ausreichend Schulungsmöglichkeiten bekommen, um effektiv mit KI zu arbeiten.
„Es gibt eindeutig eine große Lücke zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, wenn es um die Bewertung der Schulungsangebote zu KI geht. Die Flut an Möglichkeiten scheint viele Unternehmen zu überfordern. Die Anzahl der Tools und Einsatzmöglichkeiten wächst fast täglich. Hier den Überblick zu behalten, ist eine große Herausforderung.“ Doch das dürfe laut Zach nicht dazu führen, dass Unternehmen nach dem Motto „Augen zu und durch“ handeln:
„Fehlt die KI-Expertise im Unternehmen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, das aufzuholen – zum Beispiel mit externer Unterstützung, durch erprobte Methoden und Strategien, die Unternehmen wieder auf Kurs bringen oder auf die digitale Überholspur setzen und dabei helfen, an der Konkurrenz vorbeizuziehen.“
Auch bei der Produktivitätssteigerung gibt es eine deutliche Diskrepanz zwischen Mitarbeitenden und der Führungsebene: 57 Prozent des Managements geben an, dass KI die Produktivität des Teams steigert, jedoch nur knapp ein Drittel der Mitarbeitenden nimmt das ebenso wahr (32 %). Auch in Österreich zeigen sich deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung: Während 47 Prozent der Führungskräfte einen Produktivitätszuwachs durch KI bei ihren Mitarbeitenden erkennen, bestätigen dies nur 19 Prozent der Mitarbeitenden.