Internationales M&A-Volumen steigt um 30 Prozent – Tech und Mega-Deals dominieren
Auch weltweit war das erste Halbjahr 2025 geprägt von einem dynamischen Transaktionsgeschehen. Das globale M&A-Volumen stieg auf 2,1 Billionen US-Dollar, was einem Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Vor allem der Juni erwies sich mit einem monatlichen Volumen von 425 Milliarden US-Dollar als starker Abschluss der ersten Jahreshälfte. Wesentliche Treiber waren 34 Mega-Deals über zehn Milliarden US-Dollar – darunter die Übernahme von Toyota Industries durch Toyota Motor (33 Mrd. USD) und der Kauf des australischen Energiekonzerns Santos durch ein ADNOC-Konsortium (24 Mrd. USD). Der Technologiesektor bleibt global mit 488 Milliarden US-Dollar führend, gefolgt von Finanzdienstleistungen (307 Mrd. USD) und Öl & Gas/Chemie (251 Mrd. USD). Die USA waren mit 952 Milliarden US-Dollar erneut das attraktivste Ziel für Investitionen, während Europa mit über 14.000 Deals die höchste Transaktionsanzahl aufwies.
„Während Österreichs Unternehmen weiterhin vorsichtig agieren, zeigen die internationalen Märkte, was möglich ist: Rekordwerte im Technologiesektor, hohe Aktivität im Private-Equity-Bereich und starke Mega-Deals setzen klare Signale. Das globale M&A-Geschehen hat im ersten Halbjahr deutlich an Fahrt aufgenommen und trotzt damit den laufenden Zolldiskussionen und politischen Unsicherheiten. M&A Deals sind ein geeignetes Mittel, um sich gegen Einfuhrzölle zu schützen, daher bleiben die USA auch weiterhin ein attraktives Zielland für Investments, erklärt Robert Hufnagel, Partner und Leiter M&A Advisory bei EY Österreich.
Heimischer Markt: Strategische Deals dominieren – Private Equity weiter Randthema
In Österreich wurde das M&A-Geschehen erneut überwiegend von strategischen Investorengruppen geprägt: 109 der 118 Deals fielen in diese Kategorie – ein Rückgang um vier Transaktionen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024. Transaktionen mit Beteiligung von Private Equity oder Venture Capital machten nur rund acht Prozent aus, mit lediglich neun Transaktionen. Damit bleibt privates Risikokapital weiterhin ein Randthema auf dem österreichischen Markt.
Ein Blick auf die geografische Herkunft der Transaktionen zeigt, dass die grenzüberschreitenden Aktivitäten weiterhin einen großen Anteil ausmachen, aber ebenfalls unter Druck stehen. Bei den „Inbound“-Transaktionen, also Käufen ausländischer Investor:innen in Österreich, wurden im ersten Halbjahr 48 Deals registriert – das entspricht einem leichten Rückgang um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Investitionsvolumen betrug dabei 900 Millionen Euro und konzentrierte sich vor allem auf den TMT-Sektor (Telekommunikation, Medien und Technologie). Hauptakteur:innen kamen erneut aus Europa: 75 Prozent der Käufer:innen hatten ihren Sitz in europäischen Ländern, angeführt von Investor:innen aus Deutschland mit zehn Transaktionen, gefolgt von der Schweiz und den USA mit je sechs Deals. Weitere Aktivitäten kamen aus den Niederlanden (vier Deals) und vereinzelt aus dem Mittleren Osten.
Auf der anderen Seite verzeichnete Österreich im ersten Halbjahr 46 sogenannte „Outbound“-Transaktionen, also Übernahmen durch österreichische Unternehmen im Ausland – ein Rückgang um 9,8 Prozent. Diese Kategorie dominierte jedoch klar das Volumen: 16,3 Milliarden Euro, also über 94 Prozent des Gesamtvolumens, entfielen auf diese grenzüberschreitenden Aktivitäten. Dies ist insbesondere auf die vorhin bereits genannten zwei noch ausstehenden Großtransaktionen zurückzuführen. Wichtigstes Zielland, gemessen an der Anzahl der Deals, war erneut Deutschland mit zehn Transaktionen, gefolgt von Italien (vier Deals) sowie Frankreich, Niederlande, Polen und den USA mit jeweils drei Deals. Inländische („Domestic“) Transaktionen machten 24 Deals aus – ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr (+4,3 %) – und lagen mit 100 Millionen Euro Volumen auf dem Niveau des Vorjahres.
Industrie und Life Sciences als Volumentreiber
Bei den Branchen lag der Fokus auf dem Industriesektor, der mit 34 Transaktionen die Liste anführte. Dahinter folgen TMT sowie Consumer Products & Retail mit jeweils 22 Deals. Das mit Abstand höchste Volumen entfiel auf den Bereich Life Sciences & Chemicals mit 8,9 Milliarden Euro, gefolgt von Financial Services mit 7,1 Milliarden Euro – beides getragen von Outbound-Transaktionen.
„Insbesondere die österreichische Industrie zeigt nachhaltige Stärke und strategisches Entwicklungspotenzial – sei es durch digitale Transformation oder gezielte Investitionen in klimarelevante Technologien“, betont Berchtold. „Wenn wir gezielt Wachstumsfelder wie Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und KI-Infrastruktur adressieren, kann Österreich sich wieder stärker als attraktiver Investitionsstandort positionieren.“
Zweites Halbjahr bleibt herausfordernd
Trotz selektiver Stärke bleibt der Ausblick für das zweite Halbjahr verhalten. Anhaltend hohe Finanzierungskosten, geopolitische Risiken und komplexe regulatorische Rahmenbedingungen könnten das Momentum dämpfen. Dennoch bleibt die Hoffnung auf Impulse durch die bevorstehenden Zinssenkungen, wachsendes Investitionsinteresse institutioneller Anleger:innen und hohe Kapitalreserven im Private-Equity-Sektor. „Österreich hat weiterhin das Potenzial, durch innovative, technologiegetriebene Geschäftsmodelle und nachhaltige Industrieprojekte wieder an Dynamik zu gewinnen“, so Hufnagel abschließend. „Die Voraussetzungen dafür sind vorhanden – jetzt gilt es, Chancen konsequent zu nutzen.“