Exits im Stau: Drei Viertel der Fonds halten Beteiligungen länger als geplant
Die größte Herausforderung liegt aktuell jedoch auf der Exit-Seite. Im ersten Quartal 2025 wurden europaweit nur 132 Exits gezählt – das sind neun Prozent weniger als im Vorjahr und 25 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Besonders stark betroffen ist der strategische Verkauf – traditionell die häufigste Exit-Route –, der um 14 Prozent gegenüber Q1 2024 zurückging. IPOs spielen kaum noch eine Rolle.
„Wir sehen derzeit einen klassischen Exit-Stau – viele Fonds stehen auf der Bremse“, so Schalko. „Das Problem ist nicht nur das Marktumfeld, sondern die Vorbereitung. Wer heute verkaufen will, braucht eine präzise Positionierung, datenbasierte Narrative und ein eingespieltes Führungsteam.“
Laut Studie berichten 78 Prozent der Fonds von verlängerten Halteperioden. Gleichzeitig plant die Mehrheit (88 %) einen Exit innerhalb der nächsten zwei Jahre. Damit steigt der Druck auf Unternehmen, frühzeitig Exit-Readiness herzustellen – inklusive belastbarer Business Pläne, dokumentierter Value-Creation-Maßnahmen und professionell aufbereiteter Datenräume. Die Studie zeigt zudem: 93 Prozent der Firmen, die proaktiv auf Exit-Readiness setzen, konnten ihre Bewertungen beim Verkauf verbessern.
Technologie bleibt Treiber – Umschichtung bei Branchenfokus
Trotz des gesunkenen Deal-Volumens ist Technologie weiterhin der führende Private-Equity-Sektor in Europa: Rund 30 Prozent aller Deals entfielen im ersten Quartal 2025 auf den TMT-Bereich (Technology, Media, Telecommunications). Insbesondere Unternehmen mit KI-Kompetenz, skalierbaren SaaS-Modellen oder Anwendungen im Bereich Cybersecurity und Infrastruktur stoßen auf Investoreninteresse. Auch in Österreich prägt Technologie – gemeinsam mit Professional Services und Healthcare – die Mehrzahl der Transaktionen.
Rückläufig zeigt sich hingegen der Konsumsektor, dessen Anteil von 15 Prozent (2024) auf nur noch zehn Prozent fiel. Hier schlägt sich das Konsumklima direkt im Transaktionsverhalten nieder. Ein klarer Gewinner ist der Grundstoff-Sektor, der vielerorts – auch in Österreich – wieder stärker ins Zentrum rückt. Hintergrund ist eine zunehmende Relevanz nachhaltiger, strategisch wichtiger Rohstoffe und Kreislauflösungen im Kontext von ESG und Versorgungssicherheit.
Österreich: Vorbereitung als Wettbewerbsvorteil
Innerhalb der DACH-Region liegt Österreich im europäischen Vergleich weiter im Mittelfeld der Aktivitäten – jedoch mit auffällig hohem Professionalisierungsgrad in der Exit-Vorbereitung. Vor allem Fonds mit Fokus auf KMU setzen vermehrt auf strukturierte Prozesse, frühzeitige Exit-Szenarien und intensive Managementschulungen. „Viele Fonds in Österreich haben erkannt, dass Exit-Readiness nicht erst beim Verkauf beginnt“, so Schalko. „Es geht darum, die Equity Story ab Tag eins mitzuführen – in der Strategie, der Kommunikation und in jedem KPI.“
Gleichzeitig sind Entry-Valuations wieder auf realistischere Niveaus zurückgekehrt – ein Trend, den Investor:innen positiv bewerten. Finanzierungen sind im ersten Quartal 2025 sogar günstiger als in den drei Jahren zuvor. Entscheidend sei nun, ob Exit-Möglichkeiten ab Sommer 2025 verstärkt genutzt werden können. Vieles hängt von makroökonomischer Stabilisierung, aber auch vom Mut der Entscheider:innen ab, Opportunitäten gezielt zu nutzen.
Fundierte Vorbereitung schlägt perfekten Zeitpunkt
In einem Umfeld, das von Unsicherheit, Bewertungsdifferenzen und geopolitischen Spannungen geprägt ist, gewinnt Exit-Readiness an strategischer Bedeutung. Wer aktiv vorbereitet ist, kann flexibel agieren, sobald sich ein Exit-Fenster öffnet – sei es via Trade Sale, Secondary Buyout oder (in Ausnahmefällen) IPO. „Timing ist wichtig, aber Vorbereitung ist entscheidend“, resümiert Schalko. „Die besten Deals werden nicht gemacht, wenn alle warten – sondern wenn man mit Überzeugung ins Risiko geht. Das gilt in Österreich wie im gesamten europäischen Private Equity-Markt.