Frau arbeitet mit Laptop in Serverraum

EY Cybersecurity Studie 2025: Wie gut Österreichs Unternehmen auf Cyberangriffe vorbereitet sind

Österreichs Unternehmen erkennen Cyberrisiken zunehmend – doch viele handeln noch zu zögerlich und setzen zu wenige Schutzmaßnahmen um.


Überblick

  • 14 Prozent der Befragten schätzen das Risiko für einen Cyberangriff als sehr hoch ein, 33 Prozent immer noch als hoch.
  • Wie auch im Vorjahr erwartet der Großteil der Befragten, dass Cyberangriffe künftig noch problematischer werden.
  • Ein Drittel der Unternehmen ab 51 Millionen Euro Umsatz haben sogar mehrfach Angriffe erlebt.
  • Drei von vier Cyberangriffen, von denen die Befragten berichten, waren Phishing-Angriffe.


Key-Findings der EY Cybersecurity Studie 2025

sehen ein hohes Risiko durch Cyberangriffe
berichten von Phishing-Angriffen
verzeichneten in den letzten 5 Jahren keine Datenangriffe
nutzen KI konkret zur Cyberabwehr
haben NIS2 bereits vollständig umgesetzt
bieten mittlerweile Awareness-Schulungen an


Österreichs Unternehmen sind auf Cyberangriffe mittlerweile besser vorbereitet. Zwar geht über ein Drittel der Befragten davon aus, dass sich die Bedrohungslage weiter zuspitzt und das Risiko, Opfer eines Cyberangriffs zu werden, steigt – allerdings steigt parallel dazu auch die Sensibilisierung der Führungskräfte und Mitarbeiter:innen für diese Herausforderung. Dennoch: Viele Unternehmen handeln noch nicht konsequent genug.

14 Prozent der Befragten der aktuellen EY-Cybersecurity-Studie schätzen das Risiko für einen Cyberangriff als sehr hoch ein, 33 Prozent immer noch als hoch. Das ist eine Steigerung von drei bzw. neun Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Besonders gefährdet sehen sich die Bau- und Immobilienbranche (20 Prozent sehen hier ein hohes Risiko), der Energiesektor (13 Prozent) und allen voran der Versicherungsbereich, bei dem 43 Prozent der Befragten ein hohes Risiko erkennen. Im Handel sehen zehn Prozent das Risiko, Opfer von Cyberangriffen/Datendiebstahl zu werden, sehr hoch, 26 Prozent immer noch als hoch. Im öffentlichen Sektor bzw. der Verwaltung denken 42 Prozent, dass das Risiko sehr hoch (16 %) bzw. hoch ist. Im Jahresvergleich hat die subjektive Einschätzung des Risikos von Cyberangriffen insgesamt deutlich zugenommen: 47 Prozent halten das Risiko für sehr oder eher hoch (2024: 35 %).

Es ist ein gutes Zeichen, dass die österreichischen Unternehmensentscheider:innen mittlerweile verstärkt das Risiko von Cyberangriffen erkennen.

Der Blick in die Zukunft ist pessimistisch: Wie auch im Vorjahr erwartet der Großteil der Befragten, dass Cyberangriffe künftig noch problematischer werden. Ein gutes Viertel spricht von einem sehr starken Anstieg, weitere 63 Prozent von einem moderaten. Auch hier ist es vor allem die Versicherungsbranche, die großes Risikopotenzial erkennt: 57 Prozent der Befragten in dieser Branche gehen davon aus, dass Cyberangriffe bzw. Datenklau stark ansteigen, 43 Prozent davon, dass sie „etwas ansteigen“. Einen Rückgang erwartet hier niemand. Diese Ansicht eint so gut wie alle Branchen.

EY Cybersecurity Studie 2025

Cyberangriffe sind heute eine der größten Bedrohungen für Unternehmen weltweit. Unsere aktuelle Studie zeigt: In Österreich war bereits jedes dritte Unternehmen betroffen.

Wie häufig sind österreichische Unternehmen von Cyberangriffen betroffen?

Auch die Anzahl der tatsächlichen Angriffe steigt. Zwar hatten 70 Prozent der befragten Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren nicht mit Datenangriffen zu tun, 32 Prozent allerdings schon – das ist ein Plus von zehn Prozentpunkten im Vergleich zu 2024. Mit dem Umsatz steigt die Wahrscheinlichkeit: Ein Drittel der Unternehmen ab 51 Millionen Euro Umsatz haben sogar mehrfach Angriffe erlebt. Im Bereich unter 10 Millionen Euro Umsatz betreffen einmalige und mehrfache Angriffe jeweils 15 Prozent.

 

Auch bei der Frage, welche „Tätergruppen“ für einen etwaigen Angriff in Frage kommen würden, sind sich die befragten Unternehmen einig: Die Gefahr, einem organisierten Verbrechen zum Opfer zu fallen, wird am höchsten eingeschätzt, 22 Prozent sehen das Risiko „sehr groß“, 20 Prozent immer noch „groß“. Auf Rang 2 der möglichen Gefahren folgen Angriffe durch Hacker:innen bzw. „Hacktivisten“ wie Anonymous. 17 Prozent schätzen das Risiko hierfür als sehr groß ein, 20 Prozent als groß.

 

Ausländische staatliche Stellen bzw. Geheimdienste spielen in der Risikoeinschätzung nur eine untergeordnete Rolle, fünf Prozent erkennen hier ein sehr großes Risiko. Beide Gefahren, also ein Angriff durch das organisierte Verbrechen wie auch durch Hacker:innen, haben im Zeitvergleich sehr deutlich zugenommen. Betroffene Bereiche sind das Finanzwesen, ein Drittel war in diesem Bereich bereits von Datenklau betroffen bzw. hatte einen Verdacht. Viele Bereiche sind im Vergleich zum Vorjahr stärker betroffen: Der Vertrieb (25 % statt 20 % im Vorjahr), Management bzw. Geschäftsführung (24 % statt 18 %), aber auch Bereiche wie die Fertigung (8 % waren bereits von Datenklau betroffen). Während Angriffe und Datenklau in Finanz- und Kreditabteilungen also relativ stabil bleiben, nehmen jene im Vertrieb, auf höherer Managementebene und im Personalbereich zu.

Welche Branchen sehen sich besonders gefährdet für Cyberangriffe?

  • Versicherungsbranche: 43 % sehr hohes Risiko
  • Bau- und Immobilien: 20 % hohes Risiko
  • Energie: 13 % hohes Risiko
  • Öffentlicher Sektor: 42 % sehen erhöhtes Risiko
  • Handel: 36 % insgesamt hohes/sehr hohes Risiko

Welche Cyberangriffe treffen Unternehmen am häufigsten – und welche Rolle spielt KI dabei?

Die EY Cybersecurity Studie 2025 zeigt deutlich, welche Angriffsarten aktuell dominieren: Drei von vier Cyberangriffen, von denen die Befragten berichten, waren Phishing-Angriffe. Bei Phishing-Angriffen versuchen Cyberkriminelle, persönliche oder finanzielle Informationen von Opfern zu stehlen, indem sie sich als vertrauenswürdige Quellen ausgeben. 73 Prozent der Befragten waren in der Vergangenheit von einem solchen Angriff betroffen, ein Plus von sechs Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Malware-Angriffe wurden indes weniger, von 51 Prozent im Jahr 2024 auf 44 Prozent in diesem Jahr.

Und auch die KI hält in diesem Bereich Einzug. Drei Prozent der Befragten waren bereits von Deepfakes betroffen, Tendenz steigend. Und auch bei den eingangs zitierten Phishing-Angriffen dürfte mittlerweile verstärkt KI zum Einsatz kommen.

Welche Schutzmaßnahmen helfen wirksam gegen Cyberangriffe?

Firewalls und Antivirus-Software sind mittlerweile bei neun von zehn Unternehmen Standard, ebenso wie regelmäßige Sicherheitsupdates und Patches. Vor allem Unternehmen über zehn Millionen Euro Jahresumsatz setzen darüber hinaus auf mehrstufige Authentifizierungen und die Verschlüsselung sensibler Daten. Und: Regelmäßige Sicherheitsaudits bzw. Penetrationstests zeigen auf, wo mögliche Schwächen im System liegen könnten. Die österreichischen Unternehmen sind hier durchaus sensibilisiert: Der Einsatz der Verschlüsselung sensibler Daten, regelmäßige Sicherheitsaudits und Notfallpläne sind im Vorjahresvergleich etwas bzw. deutlich mehr geworden, mit Umsatzstärke der Unternehmen nimmt der Einsatz dieser Sicherheitsmaßnahmen deutlich zu. Gerade kleinere Unternehmen mit Jahresumsätzen unter 10 Millionen Euro haben hier aber noch viel Luft nach oben, gerade einmal sechs von zehn Unternehmen in diesem Bereich setzen etwa auf Verschlüsselung, nicht einmal die Hälfte auf regelmäßige Sicherheitsaudits. Ein Lösungsansatz: konkrete Pläne, um bei einem etwaigen Cyberangriff entsprechend reagieren zu können. Als eine der größten „Schwachstellen“ gilt nach wie vor der Mensch: Wer seine Mitarbeiter:innen entsprechend schult und seine Systeme laufend überprüft, wird also langfristig davon profitieren.

Unternehmen dürfen die reale Gefahr eines Cyberangriffs nicht einfach ausblenden. Wie die aktuellen Zahlen zeigen, steigt das Risiko beinahe täglich.

Welche Schutzmaßnahmen gegen Cyberangriffe setzen Unternehmen bereits um?

  • Antivirus & Firewalls: 90 %
  • Mehrstufige Authentifizierung: v. a. bei >10 Mio. € Umsatz
  • Verschlüsselung sensibler Daten: steigt mit Unternehmensgröße
  • Regelmäßige Sicherheitsaudits: unterrepräsentiert bei KMU
  • Notfallpläne: zunehmend verbreitet

Wie setzen Unternehmen künstliche Intelligenz zur Cyberabwehr ein?

Wie erwähnt spielt auch KI eine wachsende Rolle – bei neuen Angriffsmethoden ebenso wie bei der Abwehr. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl an Unternehmen, die bereits konkrete Pläne zum Einsatz von KI-Technologien zur Cyberabwehr haben, zwar um neun Prozentpunkte gestiegen, insgesamt bejahen diese Frage aber lediglich elf Prozent. Weitere 18 Prozent planen den Einsatz, haben dafür aber noch keine genaueren Vorstellungen – vor allem jene der Energiebranche, des Handels sowie der Pharma- und Gesundheitsbranche. 35 Prozent der Unternehmen planen indes keinen Einsatz von KI für die Cyberabwehr, 36 Prozent sind noch unschlüssig.

Unternehmen sehen sich mit einigen Herausforderungen konfrontiert, wenn es um die Implementierung von KI-Technologien in diesem Bereich geht. Bedenken über hohe Kosten fallen geringer aus als jene bezüglich des Datenschutzes und der Ethik, über die technische Integration machen sich die Befragten die wenigsten Sorgen. Insgesamt liegen die Werte deutlich unter den Vorjahresergebnissen, die Herausforderungen scheinen also kleiner zu werden. Dennoch: Fast die Hälfte der Unternehmen hat derzeit keine Änderungen hinsichtlich des KI-Einsatzes geplant; ein Viertel wird immerhin bestehende Technologien erweitern. Lediglich zehn Prozent planen die Einführung neuer KI-Technologien.

Wie gut sind Unternehmen auf die NIS2-Richtlinie vorbereitet?

Letztlich geht es für viele Unternehmen nicht nur um die Bedrohungen, sondern um Strategien, Compliance und neue Technologien zur Abwehr. Hier lässt sich ansetzen – Stichwort NIS2 . Dabei handelt es sich um die überarbeitete EU-Richtlinie für Netz- und Informationssicherheit. Sie soll ein einheitlich hohes Niveau an Cybersecurity in der EU schaffen und ersetzt die ursprüngliche NIS-Richtlinie von 2016. Die Umsetzung in nationales Recht hätte bis eigentlich Oktober 2024 stattfinden sollen, Österreich plant diesen Schritt immerhin noch dieses Jahr. Betroffen davon sind alle mittleren und großen Unternehmen (ab 50 Mitarbeitenden oder mehr als 10 Millionen Euro Umsatz).

16 Prozent der befragten Unternehmen sind direkt von NIS2 betroffen, weitere zehn Prozent immerhin noch indirekt. Satte 47 Prozent sehen sich als nicht betroffen und wissen auch nicht, worum es bei der Richtlinie geht. Der Rest (28 %) ist nicht betroffen, kennt aber immerhin die Inhalte von NIS2. Luft nach oben ist auch bei der Implementierung: Ein Viertel der betroffenen und befragten Unternehmen hat die entsprechenden Vorgaben bereits „vollständig durchgeführt“, 45 Prozent immerhin „teilweise“, 29 Prozent planen die Durchführung. Zumindest zwei von drei Unternehmen haben die Umsetzung im Bereich „Technische Sicherheit“ bereits abgeschlossen.

Wie steht es um Schulungen, Awareness und Budgets für Cybersecurity in Österreich?

Ein zentrales Ergebnis der EY Cybersecurity Studie 2025: Schulungsmaßnahmen nehmen deutlich zu. Während 2024 noch 42 Prozent der Befragten keinerlei Schulungs- bzw. Fortbildungsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter:innen angeboten haben, sind es heute nur noch 22 Prozent der Unternehmen. Hauptsächlich werden allgemeine und regelmäßige Schulungen zum Thema Cybersicherheit angeboten (56 %), ein Drittel berichtet auch von spezifischen Trainings, 36 Prozent von Simulationen von Phishing-Angriffen. Rund ein Viertel der Unternehmen setzt zudem auf weitere Maßnahmen zur Steigerung der Awareness der Mitarbeiter:innen.

Das alles kostet auch Geld – und auch darum werden manche Maßnahmen nur zögerlich umgesetzt. Ein Drittel gibt an, kein Budget für IT-Sicherheit zu haben, neun Prozent haben ein Budget von über 25.000 Euro (2024: 14 %), 16 Prozent unter 25.000 Euro (2024: 36 %). 42 Prozent beantworteten die Frage mit „weiß nicht“. Dennoch gibt ein Fünftel an, das Budget werde in den nächsten zwei Jahren erhöht, in 23 Prozent der Unternehmen soll es unverändert bleiben, 25 Prozent können die Frage „derzeit nicht einschätzen“. Reduzieren will das vorhandene Budget indes kein einziges Unternehmen.

Fazit

Die EY Cybersecurity Studie 2025 zeigt: Österreichs Unternehmen sind sich der wachsenden Gefahr durch Cyberangriffe zunehmend bewusst und reagieren mit verbesserten Schutzmaßnahmen. Besonders größere Betriebe setzen auf mehrstufige Sicherheitsstrategien, während kleinere Unternehmen noch deutlichen Aufholbedarf haben. Phishing bleibt die häufigste Angriffsform, KI-gestützte Methoden wie Deepfakes nehmen zu. Die NIS2-Richtlinie soll einheitliche Standards schaffen, doch viele Unternehmen kennen sie nicht oder haben sie noch nicht umgesetzt – Österreich hinkt allerdings bei der Umsetzung in nationales Recht hinterher. Klar ist aber: Die zentrale Schwachstelle bleibt der Mensch. Gezielte Schulungen und klare Notfallpläne sind entscheidend, um langfristig widerstandsfähiger gegenüber Cyberbedrohungen zu werden.

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