Zwei Frauen analysieren Daten auf Monitoren mit Diagrammen und Dashboards im modernen Büro.

NEVEONs Weg zum datengetriebenen Unternehmen: Erfolgsfaktoren und Praxisbeispiele

Wie gelingt die Transformation zu einem datengetriebenen Produktionsunternehmen – und welche Rolle spielt dabei die Finanzfunktion? Im Interview erklärt NEVEON-CFO Wolfgang Lang, wie das Projekt „Data-Driven Foam“ gelungen ist.


Überblick

  • NEVEON verfolgt mit „Data-Driven Foam“ eine unternehmensweite Datenstrategie, die bereichsübergreifend angesetzt ist und Finance als Treiber für datengetriebene Entscheidungen positioniert.
  • Die Data-Governance für Produktionsunternehmen basiert auf klaren Rollen und Verantwortlichkeiten, einem zentralen Datenkatalog und technischen Standards – und wird laufend weiterentwickelt.
  • Die größte Herausforderung liegt in der Datenharmonisierung in internationalen Unternehmen: Unterschiedliche Systeme und historische Strukturen erfordern strukturiertes Datenmanagement.
  • Um valide Grundlagen für Profitabilitätsanalysen und strategische Entscheidungen zu schaffen, ist es entscheidend, hohe Datenqualität in den unterschiedlichen Fachabteilungen (z. B. Produktion und Vertrieb) zu gewährleisten.

NEVEON, ein integriertes Schaumstoffunternehmen der Greiner-Gruppe mit Hauptsitz in Wien, verfolgt eine klare Vision: Daten sollen zum Treiber fundierter Entscheidungen und nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit werden. Mit rund 2.500 Beschäftigten, 44 Standorten in 13 Ländern und einem Umsatz von 455 Mio. Euro (GJ 2024) zählt NEVEON zu den führenden Unternehmen seiner Branche. Die beiden Business Units – Living & Care sowie Mobility & Specialties – stehen im Zentrum einer datengetriebenen Transformation, die von CFO Wolfgang Lang maßgeblich mitgestaltet wird.

Als Executive Sponsor der konzernweiten Initiative „Data-Driven Foam“ verantwortet Wolfgang Lang den Aufbau einer integrierten Datenstrategie – mit besonderem Fokus auf Datenqualität, Data-Governance und bereichsübergreifendem Datenmanagement. Im Interview spricht er über die Herausforderungen eines heterogenen Systemverbunds, über erste Use-Cases und darüber, wie Finance als Impulsgeber für datengetriebenes Arbeiten agiert.


Finance & Performance Magazine Mai 2025

Wie die Transformation zu einem datengetriebenen Produktionsunternehmen gelingt, welche Impulse der Clean Industrial Deal der EU für Österreichs Industrie bringt und wie Smart Closing die Finanzfunktion fit für regulatorische, digitale und ESG-Herausforderungen macht – diese und weitere spannende Beiträge erwarten Sie in der neuen Ausgabe des kostenfreien Finance & Performance Magazines.

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Lieber Wolfgang, vielen Dank für deine Zeit und die Bereitschaft, über „Data-Driven Foam“ zu sprechen. Dazu gleich unsere erste Frage: Warum wird bei euch ein Datenprojekt aus dem Bereich Finance getrieben?

Vielen Dank für die Einladung zum Interview!

Performance und datengetriebenes Arbeiten zählen zu den fünf strategischen Handlungsfeldern unserer NEVEON-Unternehmensstrategie. Finance hat in diesem Zusammenhang das Datenprojekt als Wegbereiter und Businesspartner übernommen – denn der Bereich hat einen ganzheitlichen Überblick über das Unternehmen und kennt die unternehmensweiten Datenströme genau. Durch die Integration und Analyse von Daten aus verschiedenen Bereichen – sei es Produktion, Einkauf, Vertrieb oder Finanzen – können wir helfen, strategische Entscheidungen datenbasiert zu treffen und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Die Arbeit im Rahmen von „Data-Driven Foam“ erfolgt daher in enger Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen. So stellen wir sicher, dass alle Unternehmensbereiche von der Initiative profitieren und wir gemeinsam das volle Potenzial unserer Daten ausschöpfen.

Was ist das konkrete Ziel von „Data-Driven Foam“?

Das Ziel unserer Initiative ist es, NEVEON in die Lage zu versetzen, Daten als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Dazu ist es entscheidend, dass unsere Daten stets korrekt und aktuell sind. Darüber hinaus müssen wir sicherstellen, dass sie so aufbereitet und zusammengeführt werden, dass sie als Grundlage rascher, effizienter und verlässlicher Entscheidungen dienen können.

Also sind Daten ein wichtiger Erfolgsfaktor für NEVEON. Warum ist es so herausfordernd, diese Daten gut zu managen?

 

Das ist einfach erklärt: NEVEON ist im Jahr 2021 durch die Bündelung von sechs Einzelgesellschaften entstanden. Dadurch haben wir historisch bedingt oft in unterschiedlichen Systemen gearbeitet und verschiedene Methoden des Datenmanagements mit unterschiedlichen Datenparametern entwickelt. Jetzt geht es darum, in einem klar strukturierten Projekt aktuelle Datenqualitätsprobleme zu analysieren und zu lösen sowie Standards in einer einheitlichen NEVEON-Data-Governance-Struktur zu verankern.

 

Wie kann man sich eine NEVEON-Data-Governance-Struktur vorstellen?

 

Die Data-Governance-Struktur bei NEVEON ist darauf ausgelegt, den Wert unserer Daten als unternehmenskritisches Gut bestmöglich zu sichern und zu nutzen. Sie basiert auf klar definierten Rollen für Datenverantwortliche sowie auf strukturierten Richtlinien und Standards für den Umgang mit Daten. Ein zentraler Datenkatalog bildet die Grundlage für Transparenz und Konsistenz. Ergänzend setzen wir auf regelmäßige Workshops, um ein gemeinsames Verständnis zu fördern und das Vertrauen im Umgang mit Daten zu stärken. Unterstützt wird die Governance-Struktur durch moderne Technologien zur Datenverwaltung. Die Governance-Struktur selbst wird darüber hinaus kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt, um immer neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Du hast vorhin schon angesprochen, dass die Initiative fachabteilungsübergreifend läuft. Wie bringt ihr das Thema in die Organisation?

Um das Thema Data-Governance in die Organisation zu bringen, verfolgen wir einen Use-Case-basierten Ansatz. Dabei arbeiten wir schrittweise mit allen NEVEON-Fachabteilungen zusammen, um mögliche Datenprobleme zu analysieren und klare Verantwortlichkeiten für die Daten zu definieren. So schaffen wir fokussierte Lösungen, die aufeinander aufbauen. Unser erster Use-Case fokussiert sich auf die Client- und Produktprofitabilität, mit dem Ziel, eine valide Datengrundlage zu schaffen, die für weitere Transformationsmaßnahmen genutzt werden kann. Entscheidend ist dabei, dass wir unsere Produkte immer auf aktuellen, bereichsübergreifenden Daten basierend kalkulieren und bepreisen können, um unseren Geschäftserfolg sicherzustellen.

Gibt es vielleicht noch ein Beispiel, anhand dessen wir die Benefits ganz leicht verstehen können?

Ein passendes Beispiel, um die Vorteile unserer Initiative zu verdeutlichen, ist unser Sales Reporting. In der Vergangenheit haben unsere beiden Business Units zahlreiche Sales-Daten unabhängig voneinander erfasst und berichtet. Dies führte zu Schwierigkeiten bei der Analyse und einem Mangel an Vergleichbarkeit. Aufgrund unterschiedlicher Produktportfolios, bestehender Datensysteme und variierender Datenmanagementpraktiken war es notwendig, ein einheitliches Datenprodukt zu entwickeln.

Durch die Harmonisierung unserer Sales-Daten können wir zukünftig einen konsolidierten Überblick über unseren Vertriebserfolg erhalten. Dies ermöglicht nicht nur eine präzisere Analyse, sondern auch eine effizientere Berichterstattung. Ein Großteil der manuellen Arbeit, die zuvor für das Sammeln, Aufbereiten und Verifizieren der Daten erforderlich war, kann darüber hinaus automatisiert werden, sobald wir die Datenqualität nach definierten Standards verbessert haben. Dies erhöht die Datensicherheit und gibt unseren Teams mehr Zeit, sich auf wertsteigernde Aufgaben zu konzentrieren. Letztlich machen unsere Daten nicht nur korrekte Antworten sichtbar, sondern eröffnen auch neue Chancen zur Optimierung unserer Vertriebsstrategien.



Fazit

NEVEON zeigt, wie datengetriebenes Arbeiten in einem internationalen Produktionsunternehmen erfolgreich etabliert werden kann. Mit einer klaren Datenstrategie, einer strukturierten Data-Governance und einem Use-Case-orientierten Ansatz gelingt es, bereichsübergreifend Datenqualität zu sichern und Entscheidungen auf valide Grundlagen zu stellen. Der Bereich Finance übernimmt dabei eine zentrale Rolle als Treiber der Transformation in enger Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen. Die Erfahrungen aus dem Projekt „Data-Driven Foam“ verdeutlichen: Wer frühzeitig in professionelles Datenmanagement investiert, schafft nicht nur Effizienz, sondern auch strategische Vorteile im Wettbewerb.

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