Global ergibt sich ein dynamischeres Bild: Das weltweite M&A-Volumen stieg 2024 auf 3,3 Billionen US-Dollar – ein Plus von 11 Prozent. Davon entfielen allein 1,5 Billionen auf die USA, getragen von mehreren Mega-Deals. Europa verzeichnete zwar mit fast 14.800 Transaktionen mehr Deals als Nordamerika, blieb beim Volumen jedoch mit 0,7 Billionen US-Dollar deutlich zurück.
Der globale Ausblick für 2025 bleibt von Unsicherheiten geprägt – nicht zuletzt durch die weitere Entwicklung der Handels- und Zollpolitik. Auffällig ist: Nordamerika zeigt sich 2025 bislang sehr aktiv, erneut durch einige sehr große Transaktionen. Europa hingegen stagniert im ersten Halbjahr.
Für Österreich beobachten wir im ersten Halbjahr 2025 eine leicht rückläufige Transaktionsanzahl. Beim Volumen hingegen zeigt sich bereits jetzt ein signifikanter Anstieg – insbesondere durch zwei potenzielle Mega-Deals: die Einigung zwischen OMV und ADNOC über die Zusammenlegung von Borealis und Borouge sowie die geplante Akquisition von 49 Prozent an der Santander Bank Polska durch die Erste Group. Beide Transaktionen stehen derzeit noch vor dem Closing.
Ich erwarte, dass CFOs auch 2025 ihre Portfolios weiterentwickeln – teils aus strategischer Notwendigkeit, teils als gezielte Antwort auf Marktverschiebungen. Während einige angesichts der Unsicherheiten zögern, investieren andere antizyklisch – insbesondere in Sektoren mit digitalem oder nachhaltigem Transformationspotenzial. Wer proaktiv agiert, kann sich in einem volatilen Umfeld entscheidende Vorteile sichern.
Geopolitische Risiken als strategischer Faktor im M&A-Prozess
Wie wirkt sich die aktuelle geopolitische Lage konkret auf M&A-Strategien aus? Warum sollten CFOs geopolitisches Know-how nicht nur an externe Berater:innen delegieren, sondern aktiv in ihre Entscheidungslogik integrieren?
Geopolitik beeinflusst M&A-Strategien spürbar – auch wenn sie selten allein über das „Go“ oder „No-Go“ bei laufenden Transaktionen entscheidet. Faktoren wie Handelskonflikte, politische Instabilität, Sanktionen oder regulatorische Eingriffe verändern die Attraktivität einzelner Märkte oder Sektoren und damit auch die Risikoeinschätzung, Preisgestaltung und strategische Bewertung.
Diese Unsicherheiten lassen sich oft nicht klar in Unternehmensbewertungen abbilden – und dennoch wirken sie. Änderungen bei Zollbestimmungen oder Handelsabkommen entfalten beispielsweise kurzfristige Effekte mit ungewissem Langfristausmaß. CFOs sind gefordert, diese Entwicklungen mitzudenken – auch wenn sie nicht direkt in Bewertungsmodelle einfließen.
Gerade bei der Deal-Struktur können geopolitische Risiken dazu führen, alternative Finanzierungsmodelle, Absicherungen oder Exit-Klauseln in Betracht zu ziehen. Auch die Integrationsplanung wird anspruchsvoller: Unterschiede in rechtlichen, kulturellen oder politischen Rahmenbedingungen müssen frühzeitig antizipiert werden.
CFOs sollten deshalb geopolitische Risiken nicht bloß an Berater:innen delegieren, sondern aktiv in ihre strategische Entscheidungslogik integrieren. Wer diese Dynamiken richtig einordnet, kann realistischere Szenarien entwickeln – und M&A-Strategien gestalten, die auch unter unsicheren Bedingungen tragfähig bleiben.