Zwei Personen schütteln Hände über Dokumenten und Laptop.

Wie integrieren CFOs agile Organisationsformen in das Reporting?

Wie CFOs mit Objectives and Key Results (OKRs) strategische Flexibilität und finanzielle Stabilität verbinden. Vier Prinzipien für den Erfolg.


Überblick

  • CFOs können agile Steuerung mit finanziellen Anforderungen verbinden, indem OKRs strategische Ziele mit finanziellen Kennzahlen verknüpfen.
  • Statt fixer Budgets nach Abteilungen sollten Mittel flexibel nach strategischen Prioritäten verteilt werden, unterstützt durch transparente Prozesse.
  • Erfolgreiche Firmen synchronisieren agile OKR-Zyklen mit klassischer Finanzplanung und schaffen eine unternehmensweite Steuerung durch gemeinsame Zielsetzung.

Agile Organisationsformen versprechen Unternehmen mehr Flexibilität, schnellere Reaktionen auf Veränderungen und einen positiven kulturellen Wandel. Für viele CFOs wirken diese Ansätze auf den ersten Blick wie ein Widerspruch zur etablierten Finanzlogik – mit fixen Budgets, Jahresplänen und traditionellen Steuerungsmechanismen.

Doch dieser scheinbare Gegensatz lässt sich auflösen: Denn auch agile Organisationen benötigen Struktur. Zielsysteme wie Objectives and Key Results (OKRs) schaffen genau diese Verbindung – zwischen Vision und Umsetzung, zwischen Strategie und Finanzkennzahlen. Richtig eingesetzt, bieten OKRs nicht nur strategische und operative Orientierung, sondern stärken auch die unternehmerische Steuerung. Im Folgenden zeigen wir vier zentrale und praxisorientierte Prinzipien, wie CFOs agile Steuerung mit finanzwirtschaftlichen Anforderungen verbinden können:

1. Zielklarheit durch finanzielle Verankerung

OKRs entfalten ihre Wirkung nur, wenn sie auf einem stabilen strategischen und finanziellen Fundament basieren. Operative Ziele sind dann besonders wirksam, wenn sie direkt zu zentralen finanziellen Steuerungsgrößen beitragen – etwa EBIT, Marge, Cashflow oder Kundenwert.


OKRs entfalten ihre Wirkung nur, wenn sie auf einem stabilen strategischen und finanziellen Fundament basieren.


In der Praxis zeigt sich jedoch häufig ein anderes Bild: Es werden ambitionierte OKRs formuliert, ohne die finanziellen Rahmenbedingungen ausreichend zu berücksichtigen. Ein Ziel zur Marktexpansion etwa mag strategisch sinnvoll sein – doch ohne klare Kennzahlen zu Investitionsvolumen, Break-even-Punkten oder ROI bleibt es vage.

Die Verlinkung von operativen Aktivitäten und den wichtigsten finanziellen Werttreibern ist also wichtig. CFOs sollten daher sicherstellen, dass jede Zielsetzung im OKR-System eine belastbare finanzielle Basis besitzt – nicht als Einschränkung, sondern als Hebel für eine realistische Umsetzung und eine effektive Steuerung.

2. Ressourcensteuerung über Ziele statt über Abteilungen

OKRs sind nicht nur ein Instrument der Zieldefinition, sondern vor allem der Strategieumsetzung. Dafür braucht es eine transparente, dynamische Verknüpfung von Budgets und Ressourcen mit den gesetzten Zielen. Klassische Budgetierungslogiken, die Mittel starr entlang von Abteilungsgrenzen zuweisen, führen in der Praxis häufig zu Friktionen – etwa wenn crossfunktionale Initiativen scheitern, weil keine finanziellen Mittel vorgesehen sind.

Der Ausweg: eine OKR-orientierte Ressourcenallokation, die Mittel dynamisch und prioritätsbasiert zuordnet, im Rahmen einer portfolioorientierten Priorisierung. Digitale Plattformen können diesen Prozess des Portfoliomanagements unterstützen. Unternehmen, die Budgets entlang strategischer Ziele anstelle von Hierarchien verteilen, sind deutlich reaktionsfähiger und erfolgreicher in ihrer Umsetzung. Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch auch, dass Budgets auf einer höheren Ebene gesetzt werden sollten, damit die Flexibilität auf den Portfolioebenen erhalten bleibt. In vielen Unternehmen ist die Umstrukturierung der Budgetebenen eine der größten Herausforderungen.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die klare Verantwortlichkeitszuordnung: Wer verwaltet welche Mittel? Wer priorisiert bei Engpässen? Unternehmen mit definierten Zuständigkeiten und Zielverantwortlichkeiten weisen eine signifikant höhere Umsetzungsgeschwindigkeit in agilen Transformationen auf.


Unternehmen mit definierten Zuständigkeiten und Zielverantwortlichkeiten weisen eine signifikant höhere Umsetzungsgeschwindigkeit in agilen Transformationen auf.


Dabei geht es nicht nur um Prozesse, sondern auch um Kultur. Moderne Steuerungsmodelle setzen auf Prinzipien wie Selbstverantwortung, Transparenz und gemeinsame Ausrichtung. Unternehmen wie Spotify, Zalando oder ING  zeigen, wie OKRs erfolgreich zur Führung durch Orientierung eingesetzt werden – statt durch Vorgabe.

Strategie, Budgetierung und Zielsetzung im Jahresverlauf.

3. Synchronisierung von Finanz- und OKR-Zyklen

Ein wesentlicher Unterschied zwischen klassischer Finanzplanung und agiler Zielarbeit liegt im Takt. Während Budgets meist jährlich erstellt werden, arbeiten OKRs in kürzeren Zyklen, oft quartalsweise. Diese asymmetrischen Rhythmen führen in der Praxis zu Konflikten: Kurzfristige OKR-Initiativen benötigen Ressourcen, die im Jahresbudget nicht vorgesehen sind.

Ein pragmatischer Einstiegspunkt: Finanz- und OKR-Zyklen müssen sich nicht vollständig decken – aber sie sollten sich regelmäßig „treffen“, beispielsweise zu Beginn eines neuen OKR-Zyklus, um Daten auszutauschen, Ressourcenbedarfe zu prüfen oder Forecasts anzupassen. Dieser Austausch kann auch als Impuls für Portfoliomanagemententscheidungen genutzt werden, etwa durch ein outcome-based Portfoliomanagement, das Projekte entlang von Ergebnissen anstelle von Aktivitäten priorisiert.

4. OKRs sind kein Finanzprojekt – sie brauchen unternehmensweiten Rückhalt

Auch wenn CFOs eine Schlüsselrolle bei der Einführung agiler Steuerungsmodelle spielen – OKRs entfalten ihre volle Wirkung nur, wenn sie vom gesamten Unternehmen getragen werden. Unternehmen mit bereichsübergreifendem OKR-Verständnis weisen eine signifikant höhere Zielerreichung auf – vor allem dann, wenn das Top-Management OKRs nicht nur unterstützt, sondern aktiv lebt.

Das bedeutet:

  • Geschäftsführung und Fachbereiche müssen OKRs als gemeinsamen Steuerungsansatz verstehen.
  • Ziele dürfen nicht isoliert in Silos definiert werden, sondern benötigen eine abteilungsübergreifende Abstimmung.
  • Führungsteams sollten regelmäßig gemeinsam prüfen, ob strategische Ziele noch zur Realität passen – und bei Bedarf nachsteuern.

Die Verantwortung liegt also nicht allein beim CFO. Aber der CFO sollte als Katalysator für eine moderne Steuerungskultur wirken – indem er die Brücke schlägt zwischen finanzieller Stabilität und agiler Zielarbeit.


Die Verantwortung liegt also nicht allein beim CFO. Aber der CFO sollte als Katalysator für eine moderne Steuerungskultur wirken – indem er die Brücke schlägt zwischen finanzieller Stabilität und agiler Zielarbeit.

 

Was CFOs jetzt konkret tun können:

  1. Start mit einem OKR-Pilotprojekt in einem Geschäftsbereich mit hohem Veränderungsdruck
  2. Definition von drei bis fünf messbaren OKRs mit Bezug zu finanziellen Kennzahlen
  3. regelmäßige Reviews in Abstimmung mit Finanzzyklen (zum Beispiel zu Quartalsbeginn)
  4. Aufbau technischer Grundlagen zur Verknüpfung von Zielsystem, KPIs und Budgets
  5. interne Kommunikation, um OKRs als gemeinsamen Steuerungsansatz zu verankern

Fazit

Die Integration von OKRs in die Finanzplanung ist kein methodisches Detail, sondern ein strategischer Hebel für moderne Unternehmenssteuerung. CFOs, die operative Ambitionen, finanzielle Kennzahlen und agile Prinzipien verbinden, schaffen echten Mehrwert: mehr Klarheit, schnellere Reaktionen und eine stärkere Ergebnisorientierung.

Mehr zum Thema

Smart Closing & Reporting: Wie CFOs den Abschlussprozess neu gestalten

Smart Closing reduziert Aufwand, steigert Qualität und macht die Finanzfunktion fit für regulatorische, digitale und ESG-Herausforderungen.

Wie Frequentis mit neuen Tools und globalen Teams die Finanzorganisation neu denkt

Von Wien in die Welt: Frequentis-CFO Peter Skerlan spricht bei CFO Insight über Internationalisierung, Risikomanagement und Führung im globalen Projektgeschäft. Jetzt reinhören!

41m 5s

Wie gute Daten und smarte Tools die AMAG zukunftsfit machen

CFOs sind heute mehr als Zahlenhüter:innen – sie gestalten aktiv mit. Die AMAG zeigt im CFO Insight Podcast, wie moderne Finanzführung wirklich funktioniert. Jetzt reinhören!

37m 24s

    Über diesen Artikel