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Erfüllt, überprüft, optimiert: Warum jedes Treasury-Management-System mehr als nur einen Go-live braucht

Go-live ist erst der Anfang: Audits und Reviews machen das TMS sicher, effizient und zukunftsfähig. Warum Audits bei Treasury-Management-Systemen entscheidend sind – und wie sie den langfristigen Wert sichern – erfahren Sie in diesem Artikel.


Überblick

  • Ein TMS-Audit nach Go-live ist Pflicht – für Sicherheit, Compliance und korrekte Datenmigration.
  • Regelmäßige Reviews decken Potenziale auf und sichern langfristige Effizienzgewinne.
  • Ohne laufende Optimierung drohen Effizienzverluste und verpasste Chancen im Treasury-Alltag.

Als ein internationales Industrieunternehmen vor wenigen Monaten stolz den Go-live seines neuen Treasury-Management-Systems (TMS) verkündete, herrschte zunächst Euphorie: Endlich ein modernes System, das Zahlungsströme transparent macht, Risiken frühzeitig erkennt und die manuelle Excel-Flut eindämmt. Doch nur Wochen später stellte sich eine entscheidende Frage im CFO-Roundtable: „Haben wir eigentlich ein Audit gemacht?“

Was wie eine Formalität klingt, ist in Wahrheit ein entscheidender Schritt – nicht nur aus regulatorischer Sicht, sondern auch für die tatsächliche Wertschöpfung des neuen Systems.

Was ist ein Treasury-Management-System (TMS)?

Ein Treasury-Management-System ist eine spezialisierte Softwarelösung, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre Finanzprozesse effizient und transparent zu steuern. Es dient als zentrales Werkzeug zur Verwaltung von Liquidität, Zahlungsströmen, Finanzrisiken und Bankbeziehungen. Ein TMS ersetzt manuelle Prozesse – etwa Excel-Tabellen – durch automatisierte Workflows und bietet Echtzeit-Einblicke in die finanzielle Lage eines Unternehmens. Darüber hinaus hilft es, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, Risiken frühzeitig zu erkennen und strategische Entscheidungen fundiert zu treffen.

Ein TMS ist also weit mehr als eine Software wie SAP & Co. Es ist das strategische Rückgrat der Finanzfunktion, das tief in Geschäftsprozesse, IT-Landschaften und Governance-Strukturen eingreift, und in komplexen internationalen Organisationen ein unverzichtbares Element für eine moderne, sichere und agile Finanzsteuerung.


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Das TMS ist live – und nun?

Die Einführung ist ein Kraftakt, der häufig Monate dauert. Doch mit dem Go-live ist der Prozess keineswegs abgeschlossen. Denn: Die regulatorische Pflicht zu einem Post-Implementation-Audit ist keine Option, sondern notwendig.

 

Die Anforderungen ergeben sich nicht nur aus unternehmensinternen IT-Kontrollsystemen (vgl. Anforderungen gemäß KFS/DV1), sondern auch aus etablierten internationalen Standards wie ISO/IEC 27001 (Informationssicherheitsmanagement), ISO 9001 (Qualitätsmanagement) oder COBIT. Diese Normen fordern, dass Änderungen an zentralen IT-Systemen wie einem TMS geprüft, bewertet und dokumentiert werden – insbesondere im Hinblick auf Datensicherheit, Systemverfügbarkeit und Governance.

 

Ein unabhängiges Audit durch eine zertifizierte Instanz (z. B. nach ISAE 3000) ist daher nicht nur ein regulatorisches „Must“, sondern auch ein Beitrag zur Risikominimierung. Nur so kann das Unternehmen sicherstellen, dass:

 

  • migrierte Daten vollständig und richtig übertragen wurden,
  • Systemkonfigurationen sicher und nachvollziehbar sind,
  • Schnittstellen und Freigabe-Workflows anforderungsgerecht funktionieren,
  • keine „blinden Flecken“ im Kontrollsystem bestehen und keine „Kinderkrankheiten“ nach dem Go-live im System verbleiben.

 

Ein weiterer Blickwinkel betrifft den Zahlungsverkehr: Hier spielt das SWIFT-Netzwerk eine zentrale Rolle. Wer darüber Zahlungen abwickelt, muss sich jährlich einem SWIFT Customer Security Programme (CSP) Assessment stellen. Was nach reiner Compliance klingt, ist in Wahrheit ein entscheidender Sicherheitsanker. Denn: Die verbindlichen Sicherheitskontrollen des SWIFT-CSP – deren Anzahl sich je nach eingesetzter Architektur und Infrastruktur unterscheidet – zielen direkt darauf ab, Cyberangriffe und Manipulationen in Zahlungsprozessen zu verhindern. Das Assessment ist dabei nicht optional, sondern mandatory: Jedes SWIFT-Mitglied ist verpflichtet, die Umsetzung der Kontrollen jährlich zu bestätigen und dies durch einen entsprechend qualifizierten, unabhängigen Assessor durchführen zu lassen. Gerade bei der Einführung oder Optimierung eines Treasury-Management-Systems ist es daher unverzichtbar, gegebenenfalls SWIFT-Assessments mitzudenken. Sie stellen sicher, dass das neue Set-up nicht nur effizient und transparent arbeitet, sondern auch den globalen Sicherheitsstandards entspricht. Ein extern bestätigtes Assessment schafft darüber hinaus zusätzliches Vertrauen – bei Banken, Geschäftspartner:innen und nicht zuletzt im eigenen Aufsichtsrat.

Warum braucht ein Treasury-Management-System regelmäßige Reviews?

Ein Jahr später, im „Business-as-usual“-Modus, wird klar: Das System läuft, aber es könnte besser laufen. Schnittstellen bleiben wegen „Projektmüdigkeit“ ungenutzt, Automatisierungen werden nicht voll ausgeschöpft, und neue Funktionen des TMS-Anbieters wurden nie implementiert. Der einstige erhoffte und teilweise erzielte Effizienzgewinn schrumpft leise dahin.

 

Hier lohnt sich ein Perspektivwechsel: Ein TMS ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern eine lernende Plattform. Die Anforderungen im Treasury wandeln sich – etwa durch geopolitische Risiken, neue Reporting-Pflichten oder technologische Innovationen wie Machine Learning und GenAI. Unterbleibt eine regelmäßige Überprüfung des Systemstatus sowie der ungenutzten Potenziale, entstehen nicht nur vermeidbare Kosten, sondern es werden auch wertvolle strategische Chancen verpasst.

 

Ein solcher „Full Potential Check“ umfasst:

 

  • Eine Gap-Analyse zwischen aktuellem Set-up und Best Practice
  • Die Identifikation von Quick Wins und langfristigen Optimierungsmöglichkeiten
  • Empfehlungen zur besseren Nutzung von Automatisierung, APIs oder Reporting-Funktionalitäten
  • Ein kontinuierliches Risikomanagement und Kontroll-Monitoring

 

Aus der Praxis: Wie EY Unternehmen begleitet

Machen Sie Ihr Unternehmen zukunftsfit für die digitale Transformation: Auf Basis unserer umfassenden Expertise in den Bereichen Technologie und Treasury haben wir bei EY ein modulares Audit- und Review-Angebot entwickelt, das Unternehmen von der Implementierungsphase bis zur Weiterentwicklung begleitet. Das Angebot reicht von Minimal-Audits zur Erfüllung regulatorischer Mindeststandards bis hin zu umfassenden Potenzialanalysen, die echte Mehrwerte heben.

 

Ein TMS-Audit ist damit kein lästiger Pflichttermin, sondern eine Gelegenheit zur Rückschau, zur Bestandsaufnahme und zum strategischen Neustart – mit jedem Review aufs Neue.

Fazit: Vertrauen ist gut. Prüfung ist notwendig. Weiterentwicklung ist entscheidend.

In einer Finanzwelt, in der Transparenz, Sicherheit und Geschwindigkeit zählen, muss ein TMS mehr leisten, als nur zu funktionieren. Es muss wachsen und schnell auf Änderungen reagieren können. Ein systematischer Audit ist der erste Schritt in diese Richtung – und periodische Reviews halten den Kurs. Denn ein gutes System ist kein Selbstzweck. Es ist ein Versprechen. Und das sollte regelmäßig eingelöst werden.

FAQ – Häufige Fragen zu Treasury-Management-Systemen

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