Betonhochhaus-Baustelle mit Turmdrehkran, der Material bewegt

Warum ein Ende der Misere im Baugewerbe in Sicht ist

Die neue Hochbauprognose 2024 zeigt: Ein Ende der Misere ist in Sicht. Warum 2024 ein Übergangsjahr ist und wann es wieder aufwärts geht.


Überblick
  • Das Renovierungsvolumen sank 2023 unerwartet deutlich.
  • Eine Erholung im Hochbau ist in Sicht: Stabilisierung und erstes Wachstum werden für 2025 erwartet.
  • Der Bedarf an Wohnraum ist unverändert hoch.

Nach drei Jahren Talfahrt besteht für die Baubranche Aussicht auf Stabilisierung. Wesentliche Trends sprechen dafür: Zum einen sind die Materialkosten nach den rasanten Anstiegen in der jüngeren Vergangenheit wieder etwas gesunken, zum anderen dürften sinkende Zinsen die Lage ein wenig entspannen und zuvor unrentable Investitionen und Projekte wieder realisierbar werden lassen. Die „Hochbauprognose 2024“ von EY-Parthenon zeigt: Am grundsätzlichen Bedarf wird es wohl nicht scheitern. Das gilt vor allem im Hinblick auf den benötigten Wohnraum. Hinzu kommt der Sanierungsstau bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Verwaltung. Warum die Branche dennoch kein leichtes Jahr vor sich hat, wann es endlich wieder aufwärts geht und was das regulatorische Umfeld damit zu tun hat, erfahren Sie in diesem Artikel.

Renovierungen sanken 2023 unerwartet stark

Der Blick zurück offenbart die Misere am Bau: Vor allem die rasant gestiegene Inflation führte 2023 zu explodierenden Preisen, unter anderem bei Material, Lohn und Zinskosten. Eine angespannte gesamtwirtschaftliche Lage gepaart mit immer mehr gesetzlichen Vorgaben machte insbesondere den privaten und gewerblichen Wohnungsbau unrentabel. So wundert es nicht, dass viele Bauherren und Investoren zunächst einmal abwarteten oder ihre Pläne sogar ganz begruben.

 

Im vergangenen Jahr sank das reale Bauvolumen zum dritten Mal in Folge: um 2,2 Prozent auf 293 Milliarden Euro. Der Einbruch blieb jedoch am unteren Ende der Prognosen. Auch die Renovierungen – sonst ein stabilisierender Faktor – sind 2023 zurückgegangen. Die Verunsicherung der Bauherren und Investoren infolge geänderter regulatorischer Auflagen und Förderungen, insbesondere bei der Heizungstechnik und der energetischen Sanierung, haben den noch verbliebenen Schwung gebremst.

Hochbauprognose 2024: Ende der Misere in Sicht

Warum 2024 ein Übergangsjahr ist und wann es wieder aufwärts geht

Für einen Umschwung am Bau reicht es 2024 nicht

Für das laufende Jahr fällt eine Prognose besonders schwer. Der Blick zurück hat gezeigt, dass unvorhersehbare geopolitische Ereignisse wie der Ukraine-Krieg, der resultierende Energiepreisschock und die Inflation sowie regulatorische Einflüsse wie sich ändernde Förderbedingungen oder neue Auflagen die Wirtschaft insgesamt und die Baubranche im Speziellen kräftig durchschütteln können.

Für einen Umschwung in diesem Jahr reicht es nicht. Zwar bleibt der Bedarf an Wohnraum hoch, angekurbelt durch weitere Zuwanderung, aber auch durch lokales Wachstum bei gleichzeitig reduzierter Bautätigkeit. Außerdem sorgen gesunkene Zinsen und einzelne Preissenkungen durch hohe Warenbestände im Großhandel, Überkapazitäten bei Herstellern und Lieferanten sowie schrumpfende Auftragsbücher im Handwerk in diesem Jahr für günstigere Bedingungen. Trotzdem bleibt 2024 ein Jahr mit sinkendem Bauvolumen, das Vertrauen kehrt erst langsam zurück.


Bauvolumen
dürfte das preisbereinigte Hochbauvolumen 2024 sinken und damit weniger stark als im Vorjahr.

Trendwende am Bau 2025 erwartet

Diese ersten leichten positiven Entwicklungen werden sich voraussichtlich erst im kommenden Jahr in einer echten Trendwende am Bau manifestieren, sodass 2024 ein Übergangsjahr sein wird. Nach dem Einbruch des preisbereinigten Hochbauvolumens 2023 von 2,2 Prozent erwartet EY-Parthenon für das laufende Jahr einen weniger starken Rückgang um 1,8 Prozent. Ein weiter steigendes Mietniveau könnte sich mittelfristig positiv auf den Bausektor auswirken. Im vergangenen Jahr waren die Baukosten deutlich schneller gestiegen als die Mieten. Daher erfüllten sich die Renditeanforderungen von Investoren bei Wohnungsbauprojekten häufig nicht. Steigende Mieten und sinkende Baukosten könnten – wenn auch erst mittelfristig – zur Entspannung beitragen.

Die sich zunehmend konkretisierenden Rahmenbedingungen für Renovierungsförderungen und ­pflichten dürften mittelfristig weitere Impulse bei der Nachfrage setzen. Eine klare Förderpolitik kann dazu beitragen, dass Eigentümer und Investoren Renovierungsprojekte eher in Angriff nehmen und sich der Renovierungsstau langsam auflöst. Renovierungen und Instandhaltung stabilisieren den Hochbau, sodass 2025 wieder ein Wachstum von 0,3 Prozent in Aussicht steht. Etwas Wasser muss in den Wein gegossen werden: Aus heutiger Sicht dürfte das durch ein historisch niedriges Zinsniveau getriebene Vor-Pandemie-Niveau vorerst nicht erreicht werden.


Fazit

Die „Hochbauprognose 2024“ lässt nach drei schwachen Jahren vorsichtige Hoffnung auf eine langsame Erholung der Baubranche in Deutschland zu. Eine Reihe von grundlegenden Nachfragetreibern ist stabil, zum Beispiel der Bedarf an Wohnraum. Zudem haben sich Materialpreise und Zinsen stabilisiert und zeigen teilweise sogar eine rückläufige Tendenz, sodass Bauprojekte wieder rentabler werden könnten. Nach einem Übergangsjahr 2024 erwartet EY-Parthenon, dass sich der Hochbau im kommenden Jahr stabilisiert. Für das Jahr 2026 rechnet EY-Parthenon wieder mit einem Wachstum, auch wenn das Niveau der Zeit vor der Pandemie vorerst nicht erreicht wird.

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