Nachhaltigkeitsbewertung Emissionsberechnung

Nachhaltigkeitsbewertung: die richtigen Methoden für Ihre Emissionsberechnung

Um Emissionen effektiv senken zu können, muss ein Unternehmen zuerst wissen, wo es steht.


Überblick

  • Treibhausgasberechnungen sind ein wichtiges Indiz für die Nachhaltigkeitsperformance eines Unternehmens.
  • Der Umfang der Emissionsberechnung kann sich entweder auf die Treibhausgasemissionen (THGE) entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens oder auf die THGE einzelner Produkte oder Dienstleistungen beziehen.
  • Je nach Ziel und Zweck stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, wie z. B. das Life Cycle Assessment oder der Corporate Carbon Footprint.

Der Grundstein einer Nachhaltigkeitsbewertung ist die Emissionsberechnung – sie schafft die Basis für Zielsetzungen im Klimaschutz und liefert wichtige Informationen, um strategische Entscheidungen zu treffen sowie Nachhaltigkeitsaspekte ins Marketing zu integrieren. Darüber hinaus sind viele Unternehmen aufgrund von rechtlichen Rahmenbedingungen zur Analyse des eigenen CO2-Fußabdrucks verpflichtet.

Was ist eine Nachhaltigkeitsbewertung?

Eine Nachhaltigkeitsbewertung – auch Sustainability-Assessment genannt – dient zur Beurteilung der Performance eines Unternehmens, eines Produkts oder einer Dienstleistung im Bereich Nachhaltigkeit. Eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung analysiert die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen, die ein Unternehmen während seiner gesamten Geschäftstätigkeit verursacht. Bei einem Produkt werden der gesamte Lebenszyklus und die Umweltauswirkungen der verschiedenen Produktphasen bewertet. Im Gegensatz zum Carbon Footprint werden nicht nur Treibhausgas­emissionen, sondern auch andere Umweltauswirkungen berücksichtigt, darunter weitere Formen der Umweltverschmutzung wie Schadstoffausstoß oder Ökotoxizität.

Rechtliche Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeitsbewertung 

EU-Regulatoriken wie die Corporate Sustainability Reporting Directive erfordern die Offenlegung der Treibhausgasbilanz auf Unternehmensebene. Auch zur freiwilligen Einreichung von Klimazielen nach Vorgaben der Science Based Targets initiative ist die Berechnung der THGE (Treibhausgasemissionen) notwendig. Die Green Claims Directive zur Prävention von Greenwashing und die EU-Taxonomie-Verordnung beziehen sich eher auf Lebenszyklusemissionen von Produkten und Dienstleistungen anstatt auf das gesamte Unternehmen. Mit weiteren Anforderungen rund um die Nachhaltigkeitsbewertung müssen sich Unternehmen befassen, wenn Emissionsergebnisse zum Vergleich mit der Konkurrenz herangezogen werden sollen oder in bestimmten Sektoren zur Anwendung kommen, wie beispielsweise bei der Erstellung von EPDs (Environmental Product Declaration) im Bausektor.

Wie wird Nachhaltigkeit bewertet?

Es gibt verschiedene Methoden, eine Nachhaltigkeitsbewertung durchzuführen. Die Wahl hängt primär davon ab, ob ein ganzes Unternehmen oder ein Produkt bewertet wird, sowie von anderen Faktoren. Zu den Instrumenten gehören zum Beispiel die Lebenszyklusanalyse (LCA), auch Ökobilanzierung genannt, der Carbon Footprint, der Water Footprint, der Produkt-Umwelt-Fußabdruck (PEF) oder die Umweltproduktdeklaration (EPD).

Der erste Schritt: Zieldefinition

Der erste Schritt, wenn Projekte zur Emissionsberechnung in einem Unternehmen umgesetzt werden sollen, ist eine genaue Definition der Zielsetzung. Goal and Scope sind wichtige Kriterien bei der Auswahl der Methode: Was soll berechnet werden und wofür soll das Ergebnis verwendet werden? Wird ein Unternehmen betrachtet oder einzelne Produkte und welche Regelwerke sind einzuhalten, damit das Ergebnis für die gewünschten Ziele verwendet werden darf?

Die richtigen Methoden zur Nachhaltigkeitsbewertung

Die THG-Bilanz auf Unternehmensebene wird „Corporate Carbon Footprint“ oder kurz „CCF“ genannt und betrachtet die Emissionen eines Unternehmens an seinen Standorten sowie entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Die Emissionsergebnisse werden u. a. im Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht und in ESG-Fragebögen von Geldgebern abgefragt. Es existieren zwei international anerkannte Berechnungsstandards: Das Greenhouse Gas Protocol (Corporate Standard) und die ISO 14064. Es werden sowohl direkte Emissionen an den Standorten (z. B. durch Treibstoffverbrennung, Heizen oder die Verwendung technischer Gase) als auch indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (z. B. durch den Wareneinkauf, Geschäftsreisen oder den Transport, die Nutzung und Entsorgung verkaufter Produkte) bilanziert. Die Systemgrenzen – d. h. die Wahl der zu betrachtenden Standorte und Emissionsquellen – werden durch die Zielsetzung bestimmt und sind in Reportingstandards festgelegt.

 

Ein weiterer Ansatz ist die Emissionsberechnung auf Produkt- oder Dienstleistungsebene. Dafür sind eine andere Herangehensweise und Datenerhebung erforderlich. Die Ökobilanzierung (engl. Life Cycle Assessment – LCA) ist ein wesentliches Werkzeug zur Bewertung der Umweltauswirkungen von Produkten und Dienstleistungen über deren gesamten Lebenszyklus. Ein Teilaspekt der Ökobilanzierung ist der Product Carbon Footprint (PCF), der die Menge an Treibhausgasemissionen erfasst, welche mit Rohstoffabbau, Herstellung, Transport, Nutzung und Entsorgung eines Produkts verbunden sind. Die Ökobilanzierung ist in den Normen ISO 14040/44, der PCF in ISO 14067 definiert. Letztere enthält Richtlinien für die Erfassung, Berechnung und Kommunikation der PCF-Ergebnisse. Neben der Anwendung des PCFs als Designwerkzeug zur Produktoptimierung und zum Vergleich verschiedener Systeme sind PCFs auch für die Berechnung des Corporate Carbon Footprints relevant. Wenn die Lieferant:innen wichtiger Einkaufsgüter PCFs ihrer Produkte zur Verfügung stellen können, verbessert dies die Qualität der Emissionsberechnung im Einkauf und erhöht die Planungssicherheit bei der Definition von Klimazielen.

Für alle genannten Situationen ist es wichtig, dass die PCF-Berechnung korrekt und standardkonform erfolgt und transparent dokumentiert wird. Ein häufiges Missverständnis bei der Berechnung eines PCFs ist, dass das CCF-Ergebnis eines Unternehmens einfach durch die Anzahl seiner verkauften Produkte dividiert werden kann. Dieses Vorgehen ist nicht ISO-konform!

Eine externe Überprüfung der Ergebnisse einer Nachhaltigkeitsbewertung ist ohnehin erforderlich. Im Sinne von „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ gilt es, zu vermeiden, dass sich aufgrund falscher Annahmen und Modellierungsweisen im PCF die Qualität und Prüfsicherheit des CCFs und somit des Nachhaltigkeitsberichts verschlechtern. Durch eine nachträgliche Korrektur kann es in Folgejahren zu einer Vielzahl an Implikationen kommen: Signifikante und erklärungsbedürftige Veränderungen in der Bilanz, Abweichungen von den angestrebten Klimazielen oder fälschliche Lieferant:innenwechsel aufgrund inkorrekt niedrig ausgewiesener PCF-Ergebnisse.

Fazit

Es bestehen unterschiedliche Ansätze zur Berechnung von THG-Emissionen (sog. CO2-Fußabdrücken). Vor dem Beginn eines Berechnungsprojekts muss sich ein Unternehmen daher klar darüber sein, welches Ergebnis es benötigt, welche Systemgrenzen dafür zu beachten sind, wofür das Ergebnis verwendet werden soll und welche Regelwerke einzuhalten sind.

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