„Sei mutig und lass dich nicht von inneren Zweifeln bremsen.“ – Silvana über Tech, Nachhaltigkeit und das Potenzial von Diversität in Führungsetagen

Silvana gestaltet die Tech-Branche als Senior Managerin im Technology Consulting bei EY aktiv mit. Dabei setzt sie ihren Fokus auf das Zusammenspiel von Tech und Nachhaltigkeit. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Karriere von der Praktikantin bis hin zur Führungskraft. Sie erklärt, wie die so genannte Twin Transformation die Branche revolutioniert und erzählt, was sie Frauen und Mädchen mitgeben möchte, die sich für eine Karriere in der Tech-Branche interessieren.

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04 Minuten Lesezeit
13. August 2024

Liebe Silvana, du hast Wirtschaftsinformatik in Köln studiert, bist als Praktikantin bei EY eingestiegen und hast dich bis zur Senior Managerin hochgearbeitet. Eine beeindruckende Karriere! Was waren die größten Herausforderungen auf deinem Weg?

Zu meinen größten Herausforderungen im Studium zählten definitiv die Informatikfächer, da Programmieren für mich absolutes Neuland war. Aber ich habe mich durchgeboxt und die Fächer bestanden. Auch mein erstes Projekt als Projektmanagerin bei EY war eine wichtige Lernphase für mich. Ich musste lernen, mich neu zu organisieren, Aufgaben zu delegieren und zu managen, anstatt alles selbst zu machen. Glücklicherweise hatte ich ein großartiges Team und eine tolle Führungskraft, die mich in dieser Entwicklung unterstützten. Eine weitere große Herausforderung war die Entscheidung für ein Teilzeitmodell und dessen Umsetzung. Es erforderte viel Selbstdisziplin, dem Drang nach ständiger Verfügbarkeit nicht nachzugeben. Doch mein EY-Team hat dies sehr gut akzeptiert und unterstützt.

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Neben der Arbeit hast du sogar noch eine Doktorarbeit geschrieben. Was war deine Motivation für die Promotion?

Ich liebe es, mir neues Wissen anzueignen, sei es durch Artikel in Zeitschriften, Bücher oder Podcasts. Durch die Promotion habe ich mir den Wunsch erfüllt, ein Thema noch tiefer zu verstehen und ausführlich zu bearbeiten.

Wovon handelt deine Doktorarbeit?

Meine Doktorarbeit beschäftigte sich mit der Frage, wie Unternehmen durch digitale Transformation anpassungsfähig bleiben können. Ich begann mit der These, dass das klassische Verständnis von Veränderung veraltet ist, weil sich das Marktumfeld zu schnell wandelt. Ich bin der Meinung, dass es keine Phasen der Veränderung gibt, sondern dass Wandel kontinuierlich ist.

Du hast eine Leidenschaft für Digitalisierung und Nachhaltigkeitstransformation. Was bedeutet für dich Twin Transformation und warum, denkst du, ist diese so wichtig?

Für mich bedeutet Twin Transformation, dass Technologien und Nachhaltigkeit von der Gesellschaft und Wirtschaft ausschließlich zusammen betrachtet werden dürfen, um den größtmöglichen Nutzen für den Klimaschutz und die Menschenrechte zu erzielen. Unternehmen kämpfen immer noch mit den Herausforderungen der digitalen Transformation. Gleichzeitig müssen Unternehmen viel mehr für die Nachhaltigkeit tun, da wir uns in einer Klimakrise befinden.

Twin Transformation ist für mich genau die Art von Veränderung, die Unternehmen in den nächsten Jahren durchlaufen müssen, um im Bereich Nachhaltigkeit deutlich besser zu werden. Digitale Technologien sind der Hebel, der ihnen dabei helfen wird, diese Transformation erfolgreich zu bewältigen. Unternehmen werden sich dabei völlig neu erfinden müssen, Geschäftsmodelle und Prozesse neu denken und die Mitarbeiter auf diese Veränderungsreise vorbereiten und mitnehmen. Genau dafür steht die Twin Transformation.

Bis heute sind Frauen in Tech-Studiengängen und Tech-Jobs in der Minderheit. Was sind aus deiner Sicht die größten Hindernisse in der Branche?

Nach wie vor ist es für Frauen in Tech oft schwierig, Gehör zu finden, besonders in von Männern dominierten Gruppen. Es ist daher unglaublich wichtig, sowohl Frauen als auch Männer für dieses Thema zu sensibilisieren, damit insbesondere junge Frauen zu Beginn ihrer Karriere nicht entmutigt werden. Wir als Frauen müssen uns den Raum nehmen, unsere Meinungen und Gedanken klar zu vertreten, Kollegen darauf hinzuweisen und einfach auch mal zu sagen: „Ich war noch nicht fertig!“

Welche Veränderungen wünschst du dir in der Tech-Branche, um Frauen den Ein- und Aufstieg zu erleichtern?

Ich wünsche mir mehr Frauen in Führungspositionen, um das Potenzial von Diversität besser nutzen zu können. Ein wichtiger Schritt wäre die Verbesserung der Kinderbetreuungssysteme, damit sowohl Frauen als auch Männer Beruf und Familie besser vereinbaren können. Frauen sollten nicht abgeschreckt werden, Führungspositionen anzustreben, weil sie befürchten, Karriere und Kinderwunsch nicht kombinieren zu können.

Wir müssen auch die Betreuung von Kindern durch Frauen und Männer als gleichwertig anerkennen. Es ist problematisch, dass berufstätige Männer gelobt werden, wenn sie ihre Kinder zum Kindergarten bringen, während Frauen dafür oft kritisch beäugt werden. Zudem fehlt vielen Begriffen wie „Rabenmutter“ oder „Karrierefrau“ ein männliches Pendant. Das beeinflusst unsere Wahrnehmung und unser Denken. Wir sollten bewusst auf unsere Sprache achten, um solche Ungleichheiten zu bekämpfen, denn Sprache verankert unsere Verhaltens- und Gedankenmuster.

Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die einen ähnlichen Karriereweg einschlagen möchten wie du?

Lass dich nicht von Vorurteilen zurückhalten! Viele glauben, dass eine Karriere als Beraterin nicht mit der Familie vereinbar ist, doch heute gibt es flexible Teilzeitmodelle und eine bessere Work-Life-Balance. Sei mutig und lass dich nicht von inneren Zweifeln bremsen: Mein Motto ist „Progression over Perfection“ – durch Handeln und das Eintauchen in neue Herausforderungen wächst man und entwickelt die nötigen Fähigkeiten. Bleib authentisch! Erfolg kommt, wenn du du selbst bleibst und nicht versuchst, dich anzupassen. Diversität entsteht, wenn Frauen ihre eigenen Stärken wie Empathie einbringen. Bau dir ein Netzwerk auf. Es ist wichtig, über die eigenen Firmengrenzen hinaus Kontakte zu knüpfen, um Unterstützung zu finden, Herausforderungen zu teilen und voneinander zu lernen.


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