Land- und Viehwirtschaft müssen in den Bereichen Lebensmittelproduktion, Lebensmittelverarbeitung und Lebensmitteltechnik zudem einerseits ihre Produktion steigern, aber gleichzeitig nachhaltiger werden. Hinzu kommt ein gravierendes Platzproblem. Bis zum Jahr 2050 soll bis zu 68 % der Weltbevölkerung in urbanen Ballungszentren leben. Dies erfordert zusätzlich auch dezentrale Lösungen zur Lebensmittelerzeugung. Die Lösungen: Smart Farming bedient sich digitaler Technologien, um effizienter zu produzieren. Agri Gentechnik setzt auf angepasste und schädlingsresistente Pflanzenarten. Und Vertical Farming ist ein Ansatz, um platzsparend und ressourceneffizient zu produzieren. Insgesamt ergibt sich ein gewaltiges Potential: Der Markt für AgTech & Vertical Farming wird sich bis 2025 im Vergleich zu 2020 verdreifachen (auf circa 32 Milliarden Euro).5 6
Food Processing widmet sich digitalen Prozessinnovationen in der Lebensmittelverarbeitung, die dadurch ressourceneffizienter und transparenter gestaltet werden kann. Dazu gehören beispielsweise Smart Factories, die Lebensmittel weitestgehend automatisiert verarbeiten und sie in Bezug auf ihre Inhaltsstoffe an individuelle Endkundenbedürfnisse anpassen können. Auch Food Printing ist in diesem Segment angesiedelt. Darunter versteht man Lebensmittel, die mit einem 3D-Drucker in bestimmte Formen gepresst werden. Abschließend wird auch die Reduzierung von Verpackungen und der Einsatz nachhaltiger Verpackungslösungen unter Food Processing subsummiert.
Näher am eigenen Kühlschrank dran ist das Segment Restaurant & Kitchen Tech. Hier tummeln sich beispielsweise Startups, die Restaurant-Plattformlösungen für den direkten Endkundenzugang (u. a. für Reservierungen und personalisierte Menüs) sowie für die Reduzierung von Food Waste durch das Angebot von übrig gebliebenen Lebensmitteln zu vergünstigten Konditionen anbieten. Oder Startups, die Smart Kitchen-Lösungen für eine automatisierte und effizientere Herstellung von gesunden Gerichten entwickeln. Virtual Kitchens sind dagegen neue Geschäftsmodelle, die sich Themen wie der Bereitstellung von Räumlichkeiten zum Kochen oder dem Restaurant-Erlebnis für Zuhause widmen. Auch Virtual Food ist ein Treiber dieses Segments. Dabei simulieren elektronische Systeme die Nahrungsaufnahme, obwohl in der Realität keine oder andere Nahrung aufgenommen wird.
Unter Food Delivery finden sich zahlreiche Anbieter für Online-Lebensmitteleinkäufe. Während der Corona-Pandemie haben diese Angebote eine starke Nachfrage erfahren und sind von reiner Bequemlichkeit teilweise zu schierer Notwendigkeit geworden.7 Insbesondere kurzfristige Lieferungen und Lieferungen rund um die Uhr penetrieren den Markt seit 2020 und haben ein großes Wachstumspotential.
Von Next generation Nutrition und speziell von alternativen Proteinen hat heutzutage vermutlich jeder schon einmal gehört. Fleisch-Imitate werden im Wesentlichen durch drei verschiedene Ansätze erzeugt: auf pflanzlicher Basis, aus Insekten oder in kultivierter Form aus dem Reagenzglas. Auch nicht-tierische Milchprodukte gehören durch den Einsatz von künstlichen Molke-Proteinen oder pflanzlichen Hülsenfrüchte-Extrakten zu den alternativen Proteinquellen. Dank neuer Verfahren gibt es zudem auch Nischenlösungen, die veganen Honig oder kultivierten Fisch anbieten.
Sustainability as Core geht einen Schritt über die allgemeine Nachhaltigkeit hinaus und beschäftigt sich ganz konkret mit nachhaltigen Lebensmitteln und Geschäftsmodellen. Das können zum Beispiel vegane oder organische Lebensmittel sein, die an plastikfreie Verpackungen gekoppelt sind. Auch Gütesiegel, die eine besonders nachhaltige Art der Produktion ausweisen – wie „Bio“, „Umweltbewusst“ und „Fairtrade“ erleben durch den Einsatz von digitalen Technologien eine Renaissance. Hierbei wird vor Allem auf den Verzicht von schädlichen Inhaltsstoffen, Antibiotika und Pestiziden gesetzt. Organische Pestizide und Startups, die diese herstellen, sind dagegen sehr erfolgreich am Markt. Neben den Speisen und ihrer Herstellung sind auch Themen wie Abfallmanagement (durch Wiederverwertung oder Weiterverarbeitung zu Düngemitteln) und die Vermeidung von Food Waste (durch Softwarelösungen zum Tracking von Mindesthaltbarkeitsdaten, die an eine Verteilung an Bedürftige gekoppelt sind) relevant für dieses Segment.
Last but not least ist das Segment Health & Fitness ein aussichtsreicher Markt, dem seit jeher eine große Aufmerksamkeit und stetig steigende Nachfrage innewohnen. Startups in diesem Bereich bieten ihren Kunden oftmals eine Hybridlösung aus Produkt und Dienstleistung an, um ihnen eine gesunde Ernährung zu ermöglichen. Typischerweise operieren diese Anbieter durch eine App, um für ihre Endkunden stets erreichbar zu sein. Angebote für personalisierte Gesundheitsstrategien, Ernährungsberater und Diätmanager sind klassische Beispiele. Einige Startups in diesem Bereich bieten Bluttests für Zuhause mit einer gekoppelten Auswertung via App an, auf deren Basis eine individuelle Zusammenstellung von Nahrungsergänzungsmitteln erfolgt. Andere Startups entwickeln dagegen konkrete Lebensmittel zur Fitness-Förderung. Produktlösungen, die Wasser mit Mineralien anreichern oder Superfoods, die für Sportler*innen und Schwangere entwickelt werden, seien an dieser Stelle nur exemplarisch genannt.
So unterschiedlich die Player der Segmente auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie setzen stark auf Produktivität, Nachhaltigkeit und Gesundheit, um dem Verbraucher „von heute“ und seinen Bedürfnissen zu entsprechen.
Stay tuned: In Teil 2 unserer FoodTech-Reihe werden wir uns dem Segment Next Generation Nutrition widmen.