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Entwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Österreich hinsichtlich Omnibus

Die EY-Analyse zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in Österreich 2025 zeigt: Österreichs Unternehmen begrüßen die Entlastungen durch das neue Omnibus-Paket, sehen sich aber auch noch mit großen Herausforderungen konfrontiert. Vor allem mangelt es an der Verfügbarkeit relevanter Daten.  


Überblick

  • Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist in der Unternehmenspraxis angekommen und entwickelt sich zunehmend zu einem festen Bestandteil der strategischen Steuerung.
  • Mehr als die Hälfte der Betriebe setzt bereits umfassende Aktivitäten in allen ESG-Bereichen um und hat einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt.
  • Über die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) berichtet bereits nach den European Sustainability Reporting Standards, während 41 Prozent weiterhin die etablierten GRI-Leitlinien nutzen.
  • Es gibt aber auch noch Herausforderungen: Zwei Drittel der Unternehmen (67 Prozent) kämpfen bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts mit einer mangelnden Verfügbarkeit relevanter Daten.

Österreichs Unternehmen begrüßen grundsätzlich die Entlastungen durch das EU-Omnibus-Paket – sehen sich aber beim Nachhaltigkeits-Reporting auch mit großen Herausforderungen konfrontiert. Diese liegen vor allem in der Datenverfügbarkeit, Komplexität der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und regulatorischen Unsicherheiten. Dennoch sind Nachhaltigkeitsthemen bei österreichischen Unternehmen mittlerweile weitgehend strategisch verankert. 52 Prozent der Betriebe setzen laut eigenen Angaben umfassende Aktivitäten in allen ESG-Bereichen um und 51 Prozent haben bereits einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Lediglich acht Prozent haben bis jetzt nur minimale Nachhaltigkeitsaktivitäten ergriffen.

Zum Hintergrund: Die EU-Kommission hat am 26. Februar 2025 das sogenannte Omnibus-Paket vorgelegt. Erklärtes Ziel der EU-Kommission ist es, regulatorische Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Sorgfaltspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit und die europäischen Investitionsprogramme zu vereinfachen. Das wiederum soll die Wettbewerbsfähigkeit der EU stärken. Weniger Berichtspflichten, eine klarere Struktur und mehr Flexibilität in der Umsetzung stehen dabei im Mittelpunkt. Die neuen Regelungen betreffen vor allem die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und die EU-Taxonomie-Verordnung

Nachhaltigkeitsbericht nach ESRS auf dem Vormarsch

Die Ergebnisse der neuen Omnibus-Umfrage von EY denkstatt verdeutlichen, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Unternehmenspraxis verankert ist und immer stärker in die strategische Steuerung integriert wird. Die Daten wurden im Rahmen einer Onlinebefragung mit 227 Teilnehmenden gesammelt. Von den teilnehmenden Unternehmen waren 72 Prozent vor dem Omnibus-Paket zu einem Nachhaltigkeitsbericht nach CSRD verpflichtet.



Bei den angewendeten Standards zeigt sich eine klare Tendenz zur Anpassung an die neuen regulatorischen Vorgaben. Über die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) berichtet bereits nach den European Sustainability Reporting Standards, während 41 Prozent weiterhin ihren Nachhaltigkeitsbericht nach GRI (Global Reporting Initiative) erstellen. „Die Umstellung auf die ESRS ist für viele Unternehmen ein enormer Kraftakt, gleichzeitig aber auch eine große Chance, ihre Nachhaltigkeitsstrategie auf ein solides Fundament zu stellen“, erklärt Mirjam Ernst, Director Sustainability Services bei EY denkstatt. 

Nachhaltigkeitsberichterstattung nach ESRS
der befragten Unternehmen berichten bereits nach den European Sustainability Reporting Standards.

Keine Verpflichtung zu Nachhaltigkeitsbericht für kleine Unternehmen

Es zeigt sich, dass die Umsetzung weiterhin mit großen Herausforderungen verbunden ist – zumindest für die Unternehmen, die von den neuen Richtlinien betroffen sind. Der Kreis der betroffenen Unternehmen soll mit dem Omnibus-Paket deutlich kleiner werden: Berichtspflichtig sollen nur noch große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und entweder einem Nettoumsatz von über 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von mehr als 25 Millionen Euro sein. Unternehmen aus Drittstaaten sollen ebenfalls neuen Schwellenwerten unterliegen: Der Umsatz innerhalb der EU muss 450 Millionen Euro überschreiten, während Betriebsstätten in der EU erst ab 50 Millionen Euro Umsatz betroffen wären. Diese Anpassungen bedeuten eine spürbare Entlastung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU, die bislang in die Berichtspflicht gefallen wären.

Warum Nachhaltigkeitsberichterstattung Herausforderungen, aber auch Chancen bringt

Für die betroffenen Unternehmen ist die Umstellung auf eine CSRD-konforme Berichterstattung komplex. Zwei Drittel der Unternehmen (67 Prozent) kämpfen bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts mit einer mangelnden Verfügbarkeit relevanter Daten. Hinzu kommt die hohe Komplexität der ESRS-Standards, die von 60 Prozent als erhebliche Hürde empfunden wird. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) sieht zudem Unsicherheit in der regulatorischen Ausgestaltung als Problem. Besonders stark wirkt sich auch der Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen aus (51 Prozent), der bei vielen Betrieben die Erstellung der Berichte erheblich erschwert.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, wo die Schmerzpunkte liegen: Datenverfügbarkeit, Komplexität und Ressourcenmangel sind die zentralen Hürden, die Unternehmen überwinden müssen.

Abgefragt wurde auch, welche Aspekte des Omnibus-Pakets für die Unternehmen die größte Auswirkung hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung haben. Als entscheidende Aspekte wurde eine neue Motivation zur Nachhaltigkeit durch bürokratische Entlastungen (31 Prozent), vereinfachte ESRS (45 Prozent) und Erleichterungen bei der Lieferkettentransparenz (31Prozent) genannt. Bei den Verbesserungsansätzen sehen drei Viertel der Unternehmen (74 Prozent) das größte Potenzial in der Implementierung effizienter Datensysteme. Sechs von zehn Unternehmen (61 Prozent) wollen zudem die interne und externe ESG-Kommunikation ausbauen, während 45 Prozent auf verstärkte Weiterbildung und Coaching der Mitarbeitenden setzen.

Verbesserungsansätze im Berichterstattungsprozess
der befragten Unternehmen sehen in effizienteren Datensystemen großes Potenzial.

Unternehmen ohne Nachhaltigkeitsbericht: Pflicht wäre treibender Faktor

Es ist absehbar, dass die neue Gesetzeslage mittel- bis langfristig zur Folge haben wird, dass Nachhaltigkeitsberichte flächendeckend strategisch verankert werden. Immerhin gaben 70 Prozent der Unternehmen, die bisher noch keinen Nachhaltigkeitsbericht erstellt haben, an, das so wegen fehlender gesetzlicher Verpflichtung handzuhaben. Die weiteren Gründe für nicht durchgeführte Berichterstattung: die Anforderungen an die Berichterstattung seien nicht klar genug definiert gewesen, der konkrete Nutzen für das eigene Geschäft sei schwer abzuschätzen (17 Prozent) sowie die Tatsache, dass Nachhaltigkeit zwar Teil der Unternehmenspraxis ist, bisher aber nicht in einem formellen Bericht dokumentiert wird (26 Prozent).

 

„Die Ergebnisse zeigen deutlich, wo die Schmerzpunkte liegen: Datenverfügbarkeit, Komplexität und Ressourcenmangel sind die zentralen Hürden, die Unternehmen überwinden müssen. Dazu kommt noch die regulatorische Unsicherheit: Es herrscht bei immerhin fast sechs von zehn Unternehmen Unklarheit und Unsicherheit bezüglich der gesetzlichen Anforderungen und Vorschriften. Hier gilt es, die Prozesse für Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und Lieferketten-Sorgfaltspflichten (CSDDD) zu überprüfen und sich auf die Kernanforderungen zu fokussieren. Der Entwurf des EU-Omnibuspakets sorgt zwar für Erleichterungen, aber die Einhaltung bleibt anspruchsvoll", betont Peter Linzner, Partner EY denkstatt und Solution Leader für Sustainability bei EY.

 

Mehr Zeit für Nachhaltigkeitskommunikation

Grundsätzliches Ziel des Omnibus-Pakets ist es, Unternehmen mit Übergangsregelungen und Anpassungen beim Einstieg in die neuen Berichtspflichten zu entlasten. Die Mehrheit der befragten Unternehmen (72 Prozent) war bereits vor dessen Einführung von der CSRD betroffen, fast alle (90 Prozent) haben sich darüber hinaus aktiv mit den geplanten Neuerungen und Regelungen auseinandergesetzt. Fast jedes dritte Unternehmen plant zudem, den künftigen Fokus auf die Erarbeitung und Aktualisierung der Konzepte, Ziele und KPIs und/oder auf den Ausbau der Nachhaltigkeitsstrategie zu legen.

Geplante Maßnahmen
der befragten Unternehmen haben vor, die Datenqualität zu verbessern.

Die durch das Omnibus-Paket gewonnene Zeit planen die Unternehmen wiederum für die Integration von ESG-Kriterien in Geschäftsprozesse (57 Prozent), sowie zur Stärkung der Nachhaltigkeitskommunikation (45 Prozent) zu nutzen. Rund 80 Prozent haben vor, die Datenqualität zu verbessern. Jedes dritte Unternehmen will hierbei durch Einsatz geeigneter IT-Systeme die Voraussetzung für eine strukturierte Erfassung und Auswertung von Nachhaltigkeitsdaten schaffen. Rund ein Drittel der Unternehmen möchte eine Unternehmenskultur fördern, die Verhaltensänderungen Richtung Nachhaltigkeit bewirkt und 25 Prozent geben an, ihren Fokus auf die Vorbildwirkung der Führungskräfte legen zu wollen. 

Das Omnibus-Paket verschafft den Unternehmen Luft, ändert aber nichts daran, dass die Berichterstattung professioneller und systematischer werden muss. Wer jetzt in Strukturen, Systeme, Kompetenzen, Kommunikation und Kultur investiert, wird langfristig profitieren – nicht nur regulatorisch, sondern auch im Wettbewerb um Vertrauen und Reputation.

Anforderungen und Bedürfnisse: Wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen einfacher gemacht werden kann

In der Praxis ergeben sich folgende Bedürfnisse bzw. Erwartungen seitens der Unternehmen: 42 Prozent wünschen sich bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung klare und praxisnahe Leitlinien sowie branchenspezifische Vorlagen. Auch der Einsatz geeigneter IT-Systeme zur strukturierten Erfassung und Auswertung von Nachhaltigkeitsdaten stellt für jedes dritte Unternehmen eine zentrale Voraussetzung für Verbesserungen dar. Lediglich 12 Prozent der Befragten denken indes, dass eine intensivere Zusammenarbeit mit Lieferant:innen und Geschäftspartner:innen die Datenverfügbarkeit entlang der Wertschöpfungskette verbessern würde. Acht von zehn Unternehmen gehen trotzdem davon aus, dass sie künftig auf eine Verbesserung der Datenqualität für die Nachhaltigkeitsberichterstattung achten werden.

Daten und Ressourcen als Schlüssel

Besonders relevant sind für die Unternehmen Umweltkennzahlen, die von neun von zehn Betrieben (90 Prozent) als künftig unverzichtbar eingestuft werden. Aber auch soziale Indikatoren (70 Prozent) und Governance-Praktiken (59 Prozent) gewinnen stark an Bedeutung. Knapp die Hälfte (47 Prozent) will dabei auf technologische Unterstützung setzen, während ein erheblicher Teil (33 Prozent) in moderne IT-Systeme investieren will, die eine strukturierte Erfassung und Auswertung ermöglichen. 

„Datenqualität wird in den kommenden Jahren der Schlüssel sein, um glaubwürdige und belastbare Nachhaltigkeitsberichte vorzulegen", unterstreicht Peter Linzner. „Ohne digitale Systeme und ein konsistentes Datengerüst werden Unternehmen ihre Reportingpflichten kaum effizient erfüllen können."

Fazit

Das Omnibus-Paket bringt spürbare Erleichterungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Österreichs Unternehmen gewinnen dadurch Zeit, die sie für die Etablierung von Strukturen und Systemen, bessere Datenqualität, IT-Lösungen und stärkere ESG-Kommunikation nutzen können. Mit diesem Vorsprung können Unternehmen sowohl im Hinblick auf regulatorische Anforderungen als auch im Wettbewerb um Vertrauen und Reputation nachhaltige Vorteile erzielen. Trotz Erleichterungen sehen Unternehmen beim Nachhaltigkeits-Reporting weiterhin große Hürden: Fehlende Daten, komplexe ESRS-Standards und regulatorische Unsicherheiten zählen zu den am häufigsten genannten Herausforderungen.

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