„Das reine Wissen verliert an Stellenwert. Was aber gleichzeitig viel, viel wichtiger und spannender wird, ist, wie man mit dem Wissen umgeht.“

Künstliche Intelligenz (KI) ist mittlerweile aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie schreibt Texte, analysiert Daten und übernimmt wiederkehrende Aufgaben. Doch wie verändert KI tatsächlich die Arbeitswelt? Macht sie uns fauler oder vielleicht doch schlauer? Und welche Rolle spielt sie in der Steuerberatung? Ramon Czimenga, AI-Champion in der Tax bei EY, teilt mit uns seine Erfahrungen.

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Ramon, kannst du uns zunächst etwas über dich erzählen? Was genau machst du bei EY?

Ich bin Steuerberater und Mitglied des Young Leadership Boards. Eine meiner Aufgaben ist es, bei der Transformation der Steuerberatung zu unterstützen – insbesondere durch den Einsatz von KI. Im EY AI Core Team experimentieren, testen und entwickeln wir neue Lösungen, um Prozesse effizienter zu gestalten. Es gibt kein allgemeingültiges Handbuch für den Einsatz von KI.

Du setzt dich also intensiv mit KI auseinander. Wie schaffst du es, das mit deinem Hauptjob in Einklang zu bringen?

In der Steuerberatung möchten wir zeitaufwendige, automatisierbare Aufgaben optimieren. Das reicht von der Erstellung von Steuererklärungen bis hin zu komplexen steuerlichen Analysen und Gestaltungen. Gleichzeitig geht es darum, unseren Mandantinnen und Mandanten zu helfen, ihre steuerlichen Prozesse vor Ort zu verbessern und Kosten einzusparen. Hier können wir echten Mehrwert schaffen. Wenn wir KI nutzen, um Produktivitätsgewinne durch die Automatisierung von Aufgaben zu erzielen, sparen wir wertvolle Zeit, die wir in die individuelle Beratung unserer Mandantinnen und Mandanten und in innovative Projekte investieren können.

Das klingt nach einer echten Verbesserung! Aber wie siehst du die Balance zwischen menschlicher Interaktion und KI? Geht da nicht etwas verloren?

Wir bestimmen selbst, wie und wann wir KI einsetzen. Risikoarme und wiederkehrende low- oder gar no-value Tätigkeiten sind sicher prädestiniert für den Einsatz von KI. Hingegen erfordern insbesondere risikoreiche und komplexe Aufgaben nach wie vor laufende manuelle Eingriffe und menschliche Review-Schleifen. Wir brauchen also fortwährend die Entscheidungskompetenz darüber, welche Aufgaben wir von KI, hybrid oder manuell erledigt wissen möchten. KI fungiert als Copilot, nicht als Autopilot. Ich persönlich möchte insbesondere im Privaten nach wie vor wertschätzende und persönliche Nachrichten selbst verfassen. Es wäre doch ziemlich traurig und langweilig, wenn bald jede Hochzeitsrede von KI verfasst wird.

EY Career Ramon

Eine häufige Diskussion dreht sich um die Frage: Könnte Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt verändern und möglicherweise Arbeitsplätze gefährden?

Die Art und Weise, wie wir arbeiten, wird sich ändern. Das bedeutet aber nicht, dass wir alle arbeitslos werden. Ich muss meinen Job nicht aufgeben, sondern lernen, wie ich KI in meinen Arbeitsalltag integrieren kann. Vor gar nicht langer Zeit wurde mir beigebracht, wie ich weitestgehend analog eine steuerliche Analyse erstelle. Heute darf ich dabei unterstützen jungen Talenten beizubringen, wie sie KI in ihre händischen Analysen integrieren können.

KI transformiert nicht nur unsere Arbeitswelt, sondern auch unseren Zugang zu Wissen. Wie verändert KI unseren Umgang mit Wissen – werden wir dümmer?

Der Zugang zu Wissen wird revolutioniert. Wir können Informationen in Sekundenschnelle abrufen und generieren. Niemand wird dümmer, aber das bloße Wissen selbst verliert zunehmend an Bedeutung. Viel wichtiger wird, wie wir Wissen anwenden. Zum Beispiel waren selbst einfache Programmierarbeiten bislang eine aufwendig zu erlernende und somit begrenzt verfügbare Kompetenz. Heute kann dank KI theoretisch jeder zumindest einfache Programmierarbeiten leisten, ohne gleich die Programmiersprache in Ihrer ganzen Tiefe beherrschen zu müssen. Dieser Meilenstein eröffnet völlig neue Möglichkeiten und erfordert einen völlig neuen Blickwinkel auf die wesentlichen Fähigkeiten, die in der modernen Arbeitswelt gefragt sind.

Das heißt also nicht, dass wir durch die Anwendung von KI weniger denken – im Gegenteil! Der Fokus verschiebt sich vielmehr auf Kreativität, kritisches Denken und Problemlösung.

EY Career Ramon

Abschließend, Ramon, was sind deine Top-Tipps für jemanden, der im Bereich KI Karriere machen möchte?

  1. Einfach anfangen – KI ist ein Lernfeld, das man meines Erachtens nur durch Ausprobieren versteht. Trial and Error ist hier das Stichwort.
  2. Up-to-date bleiben – Podcasts, Publikationen, Trainings und selbst YouTube-Videos sind großartige Ressourcen, um mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten.
  3. Fokus setzen – Egal ob in der Steuerberatung, im Marketing oder in der Medizin: Findet heraus, wie KI eure Branche verändert, und spezialisiert euch darauf.

Ihr findet das Thema spannend? Dann schaut euch das gesamte Interview mit Ramon zum Thema AI auf YouTube an und überall, wo es Podcasts gibt!


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