- DAX-Unternehmen im dritten Quartal 2025 mit leichtem Umsatzrückgang von 0,4 Prozent und 3,1 Prozent Gewinnplus
- Finanzbranche mit Gewinnrekord – Industrieunternehmen mit erneutem Gewinnrückgang
- Umsatzentwicklung in Asien und den USA stark rückläufig
- Beschäftigungsabbau hält an
Deutschlands Top-Konzerne konnten im dritten Quartal ihren Umsatz insgesamt etwa auf dem Vorjahresniveau halten – trotz der schwächelnden Konjunktur und deutlicher Einbußen im Amerika- und Asiengeschäft. Der Gesamtumsatz der DAX-Konzerne schrumpfte um 0,4 Prozent auf 432 Milliarden Euro – in Nordamerika und Asien wurde allerdings ein Umsatzminus von jeweils sechs Prozent registriert, in Europa hingegen wurde ein Plus von sechs Prozent erzielt.
Vor allem dank der positiven Gewinnentwicklung der Finanzbranche legte der Gesamtgewinn der DAX-Konzerne im dritten Quartal um 3,1 Prozent auf 37,4 Milliarden Euro zu. Während die Automobilunternehmen im DAX zusammen einen Gewinnrückgang um 81 Prozent bzw. knapp sieben Milliarden Euro verzeichneten, schafften die Finanzunternehmen (Banken, Versicherungen) im DAX ein Plus von 28 Prozent. Mit einem operativen Gewinn von 12,4 Milliarden Euro erreichte der Gewinn der Finanzunternehmen im DAX einen neuen Höchstwert in einem dritten Quartal.
Und: Immerhin 23 DAX-Unternehmen verzeichneten einen gegenüber der Vorjahresperiode gestiegenen Gewinn, 14 Unternehmen mussten hingegen einen Gewinnrückgang hinnehmen – die übrigen Unternehmen machten im dritten Quartal keine Angaben zum Gewinn.
Während die Finanzbranche ein Gewinnplus erzielte, ging der Gewinn bei den Industrieunternehmen insgesamt zurück: um sechs Prozent. Mit dem aktuellen Gewinnrückgang setzt sich die Negativentwicklung der vergangenen Jahre fort: Seit dem Jahr 2022 verzeichneten die Industrieunternehmen im DAX im dritten Quartal kontinuierlich sinkende Gewinne. Auch die Profitabilität war zuletzt rückläufig: Im dritten Quartal dieses Jahres lag die Gewinnmarge der Industrieunternehmen im DAX bei 6,9 Prozent – und damit auf dem zweitniedrigsten Wert in den vergangenen zehn Jahren. Nur im Corona-Jahr 2020 wurde eine noch niedrigere Gewinnmarge von 2,7 Prozent erzielt.
Bei der Beschäftigung zeigt der Trend wie schon in den Vorquartalen weiter nach unten: Die Zahl der Beschäftigten schrumpfte um 0,5 Prozent auf 3,2 Millionen. Damit wurden bei den DAX-Konzernen im Vergleich zum Vorjahr weltweit etwa 17.000 Stellen abgebaut. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.
„Wir sehen eine sehr heterogene Entwicklung bei den deutschen Top-Konzernen“, sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. „Während sich die Autokonzerne in einer sehr schwierigen Lage befinden und nicht zuletzt stark unter den US-Zöllen und starken Rückgängen in China leiden, können andere Unternehmen etwa aus der Finanzbranche gute Zahlen vorweisen – was bemerkenswert ist vor dem Hintergrund der schwierigen konjunkturelle Lage, die letztlich alle Unternehmen zu spüren bekommen.“
Vor allem stark exportorientierte Industriekonzerne würden allerdings unter der anhaltenden Investitionszurückhaltung in Deutschland und auf vielen wichtigen Auslandsmärkten leiden, sagt Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland: „Eine derart lange Durststrecke und so viele ungewöhnliche Belastungen auf wichtigen Märkten gab es für Deutschlands Top-Konzerne seit Jahrzehnten nicht – die Herausforderungen gerade für die deutschen Industriekonzerne sind immens. Zudem durchlebt die für Deutschland so wichtige Autoindustrie eine tiefgreifende Transformation: Das Geschäftsmodell muss angepasst, das Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos gemanagt, gleichzeitig Software-Kompetenzen aufgebaut werden – und die Zahl der Arbeitsplätze muss angesichts erheblicher Überkapazitäten und hoher Verwaltungsausgaben reduziert werden. Der massive Gewinnrückgang der Autoindustrie im dritten Quartal spiegelt genau diesen Umbruch wider. Für die gesamte deutsche Industrie ist es essenziell, dass der Umbau der Autoindustrie gelingt, denn viele Branchen sind eng mit dem Automobilsektor verbunden: Wenn die Autoindustrie leidet, leidet der Standort Deutschland. Und genau das erleben wir gerade.“
„Immerhin: Es gibt auch Wachstumsgeschichten“, betont Ahlers. „So erweist sich das Aufbrechen der alten Industriekonglomerate heute als Segen: Die Reaktionsgeschwindigkeit und Agilität der deutschen Top-Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, auch wenn immer noch Luft nach oben besteht. Besonders die schnell und aggressiv agierenden chinesischen Firmen stellen in vielen Branchen eine Herausforderung für die deutschen Top-Konzerne dar, was bedeutet, dass die Marktführerschaft ständig verteidigt werden muss. Heute ist es notwendig, das Geschäftsmodell, das Produktportfolio und die Kostenstruktur kontinuierlich anzupassen und zu optimieren, und dabei die Vielzahl an Risiken – ob geopolitische, zollrechtliche oder auch Lieferketten-Risiken – stets engmaschig zu überwachen.“
Rüstungsausgaben schieben Wachstum an
Das stärkste Umsatzwachstum verzeichnete im dritten Quartal mit einem Plus von 27 Prozent der Online-Händler Zalando aufgrund der Übernahme von About You. Dahinter liegen Airbus, Rheinmetall und MTU Aero Engines mit Wachstumsraten von jeweils etwa 13 Prozent – alle drei Unternehmen sind zumindest teilweise in der Rüstungsbranche tätig. Insgesamt schaffte die Hälfte der Unternehmen ein Umsatzwachstum.
Den höchsten Quartalsgewinn erzielte die Deutsche Telekom mit 6,0 Milliarden Euro vor der Allianz mit 4,4 Milliarden Euro und Munich Re mit 3,0 Milliarden Euro.
Abwärtstrend bei der Beschäftigung: Zahl der Mitarbeiter sinkt um 0,5 Prozent
Teil der Bemühungen der Unternehmen um eine Steigerung ihrer Profitabilität sind Kostensenkungsmaßnahmen – viele DAX-Konzerne haben dabei auch umfassende Stellenabbauprogramme mit Abfindungsangeboten aufgesetzt. Das Ergebnis: Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DAX-Konzerne sank im dritten Quartal dieses Jahres um etwa 17.000 bzw. 0,5 Prozent.
Vorerst sei nicht mit einer Trendwende bei der Beschäftigung zu rechnen, sagt Brorhilker: „Der Job-Abbau vor allem in der Industrie wird vorerst anhalten, der Umbauprozess ist noch nicht abgeschlossen.“ Dass die Konjunktur in Deutschland nicht anspringe, verschärfe die Probleme, ergänzt Ahlers: „Die deutsche Wirtschaft bleibt nach drei Jahren mit Null- oder Minus-Wachstum in Wartestellung, Investitionen werden verschoben, von Zuversicht ist bislang wenig zu sehen. Ebenso wenig von den erhofften Reformen der Bundesregierung. Für 2026 sind die Prognosen zwar optimistischer, aber angesichts der aktuellen geopolitischen Situation werden die DAX-Konzerne wohl auch im kommenden Jahr bei Umsatz und Gewinn keine allzu großen Sprünge machen.“