Wie gelingt der soziale Aufstieg? Natalya Nepomnyashchas Geschichte von Mut und Durchhaltevermögen

Wie gelingt der soziale Aufstieg in Deutschland? Natalya Nepomnyashcha weiß aus eigener Erfahrung, wie steinig dieser Weg sein kann. Ihr persönlicher Weg führte sie von einem sozialen Brennpunkt in Süddeutschland über die Realschule und einen Master in England bis hin zum Erhalt des Bundesverdienstkreuzes. Heute ist Natalya Associate Director bei EY, Autorin und Gründerin des Netzwerks Chancen – und engagiert sich mit ganzer Kraft für mehr Chancengleichheit.

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Liebe Natalya, dein Aufstieg zur Associate Director war nicht ganz einfach. Du musstest einige Hürden überwinden. Was hat dich persönlich motiviert, deinen Weg zu gehen?

Ich bin in einem sozialen Brennpunkt in Süddeutschland aufgewachsen, meine Eltern leben bis heute von Grundsicherung. Es war nie selbstverständlich, dass ich irgendwann Associate Director bei EY sein würde. Mich hat immer der Wunsch angetrieben, es besser zu haben als meine Eltern – aber auch eine gewisse Wut, weil mir so oft gesagt wurde, ich sei "nicht gut genug". Dieses Gefühl, sich selbst und anderen beweisen zu wollen, was in einem steckt, war ein riesiger Motor. Mein Weg war nicht geradlinig, aber ich habe nie aufgehört, an mich zu glauben.

Und was genau machst du heute bei EY?

Ich bin Teil unseres Public Policy Teams und verantworte die Kooperationen von EY Deutschland mit Stiftungen, NGOs und Think Tanks. Das können Events, Veröffentlichungen oder Studien sein. Das Themenspektrum ist dabei auch sehr breit: von Dekarbonisierung über Digitalisierung bis hin zu Geopolitik.

EY Career Natalya © Daniel Hardge

Wie spannend. Aber fangen wir mal ganz von vorne an: Wie hast du deine Schulzeit erlebt und was hat dich damals geprägt?
Ich habe damals keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen. Meine Eltern hatten Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und kannten sich nicht mit dem Schulsystem aus. Folglich konnten sie sich auch nicht so für mich einsetzen, wie es andere Eltern getan haben. Also kam ich auf die Realschule – und war dort am Ende Schulbeste. Ich war immer sehr ehrgeizig, vielleicht auch, weil ich nichts anderes hatte: keine Markenklamotten, kein Geld, kein Netzwerk. Meine Noten waren mein Anker.

Gab es nach der Schulzeit weitere Hindernisse auf deinem Weg?
Viele Menschen haben mir nicht zugetraut, etwas "Großes" zu erreichen. Auch in der eigenen Familie gab es Zweifel. Ich habe zwei schulische Ausbildungen absolviert, bevor ich den Sprung zum Master in Großbritannien gewagt habe – ohne finanzielle Unterstützung, ohne Sicherheiten, ohne Netzwerk. Ich habe mir alles mühsam erarbeitet. Und doch gab es auch Glücksmomente und Menschen, die an mich geglaubt haben.

Magst du deine wichtigsten Glücksmomente mit uns teilen?
Ein sehr besonderer Moment für mich war der Tag, an dem ich den Brief mit der Mitteilung erhalten habe, dass mir das Bundesverdienstkreuz überreicht wird. Ich kam gerade von der Tagesmutter mit meiner Tochter. Es war so surreal. Ich dachte nur: "Das hätte sich mein elfjähriges Ich nie vorstellen können." Das war sehr emotional. Auch die Gründung meines sozialen Unternehmens „Netzwerk Chancen“ ist mir sehr wichtig. Wir unterstützen Erwachsene aus nichtakademischen und finanzschwachen Familien dabei, ihren eigenen Karriereweg gehen zu können, der ihren Talenten und Interessen entspricht. Unser Ziel ist es, Benachteiligungen abzubauen und jedem die Möglichkeit zu geben, sein Potenzial zu entfalten.

Was möchtest du jungen Menschen mitgeben, die in einer ähnlichen Situation sind wie du früher?

Sucht euch Netzwerke. Das war für mich entscheidend. Ich habe mir gezielt Events ausgesucht und bin auf Leute zugegangen. Zudem ist es wichtig, eure eigenen Stärken zu entdecken und Bereiche zu finden, in denen ihr wirklich aufblüht. Dafür gibt es großartige kostenlose Online-Tests.

Und vor allem: Glaubt an euch. Auch wenn euer Weg vielleicht nicht geradlinig verläuft, ist er trotzdem wertvoll. 



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