Daher sollten Vorstände und Aufsichtsräte mit strategischem Weitblick evaluieren, wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung genutzt werden kann, um die Unternehmensstrategie mit den Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen und eine Transformation des Geschäftsmodells zu beschleunigen. Sie betrachten also die Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht als reinen Selbstzweck, sondern vielmehr als ein Rahmenwerk, das das Unternehmen dabei unterstützen kann, Nachhaltigkeitsziele festzulegen, angemessene Maßnahmen abzuleiten, Leistungen zu messen, Chancen und Risiken zu identifizieren und zu managen sowie anhaltende Beziehungen zu ihren Stakeholdern aufzubauen.
Aus der Untersuchung lässt sich somit die klare Empfehlung ableiten, dass Aufsichtsräte und Vorstände gemeinsam an einer Unternehmensstrategie arbeiten sollten, die die Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit auf Mensch und Umwelt in die langfristige Wertschöpfung integriert. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist für diese Anstrengungen von entscheidender Bedeutung, da sie das Unternehmen in die Lage versetzt, seine Werttreiber besser zu verstehen und seine Fortschritte mit Blick auf konkrete Ziele nach außen zu kommunizieren.
Strategische Ausrichtung und Risikomanagement
Aus strategischer Sicht kann die CSRD bahnbrechend sein. Eine hochwertige Nachhaltigkeitsberichterstattung versorgt Unternehmen mit verlässlichen Informationen und Daten, die Vorstand und Aufsichtsrat benötigen, um ihr Geschäftsmodell zu transformieren und neue, nachhaltigkeitsbezogene Chancen zu ergreifen. Gleichzeitig birgt das von der Richtlinie geforderte hohe Maß an Transparenz jedoch auch neue Risiken, die es von Vorständen und Aufsichtsräten zu managen gilt.
Bei der Festlegung und Kommunikation strategischer Ziele – einschließlich der Pläne zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells im Einklang mit der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C – sind Unternehmen mit erheblichen Risiken konfrontiert. Insbesondere laufen sie Gefahr, unter Greenwashing-Verdacht zu geraten, wenn sie sich ambitionierte Ziele setzen und ihre Pläne zu deren Erreichung nicht hinreichend erläutern. Außerdem gilt es, die mit der Transformation verbundenen erheblichen finanziellen, operativen und personellen Risiken zu bewältigen.
Die Steuerung von Nachhaltigkeitsrisiken ist noch keine ausgereifte Disziplin. Dennoch hat die Studie ergeben, dass Aufsichtsräte begonnen haben, Informationen aus der Nachhaltigkeitsberichterstattung als Grundlage für ihre laufende Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken zu verwenden, die ihr Unternehmen bedrohen. Sie stützen sich ebenfalls auf die Berichterstattung, um Auswirkungen dieser Risiken für das Risikomanagement und das interne Kontrollsystem ihres Unternehmens zu verstehen.
Um die CSRD befolgen zu können, haben die Unternehmen eine Reihe von komplexen Herausforderungen in der Berichterstattung zu bewältigen. Dazu zählen ein Mangel an verfügbaren Daten und Kennzahlen, die Interpretation der Berichterstattungsstandards und die Durchführung einer Gap-Analyse. Aufsichtsräte müssen nicht mit allen technischen Details dieser Herausforderungen vertraut sein; für ein erfolgreiches Management der Erwartungen der Investoren und weiterer externer Stakeholder ist es allerdings unerlässlich, die Probleme, die das Unternehmen daran hindern könnten, seinen Verpflichtungen aus der Richtlinie vollumfänglich nachzukommen, zu kennen und zu verstehen.
Berichterstattung
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (Double Materiality Assessment) gilt aufgrund des damit verbundenen Arbeitsaufwands und diverser Fallstricke als einer der schwierigsten Aspekte der CSRD-Compliance. Viele Vorstände und Aufsichtsräte der Unternehmen, die in den Geltungsbereich der Richtlinie fallen, werden bereits eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse gesehen und diskutiert haben. Darin werden sowohl die Auswirkungen verschiedener Nachhaltigkeitsaspekte auf das Unternehmen bewertet (Outside-in-Perspektive) als auch die Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten auf Mensch und Umwelt (Inside-out-Perspektive). Die Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung, die Ergebnisse dieser Analyse auf ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu übertragen. Die Inhalte müssen umfassend sein, ohne dabei unwesentliche Informationen zu berichten.
Für viele der befragten Board-Mitglieder hat sich die doppelte Wesentlichkeitsanalyse als wesentliche strategische Chance erwiesen. Sie haben Zugang zu Daten erhalten, auf deren Grundlage sie ihre Unternehmens- und Nachhaltigkeitsstrategie verfeinern und Investitionsentscheidungen besser begründen können. Mithilfe dieser Daten können Vorstände und Aufsichtsräte mehr Nutzen aus der Nachhaltigkeitsagenda ihrer Unternehmen ziehen. Sie können sicherstellen, dass Kapital in wirkungsvolle Projekte fließt, die gute finanzielle Ergebnisse erzielen und mit denen gleichzeitig die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens erreicht werden können.
Aufgrund der mit der Berichterstattung verbundenen Herausforderungen sollte es eine Priorität von Aufsichtsräten sein, darauf zu achten, dass ihr Unternehmen mit ausreichend Personal und IT-Ressourcen für einen effektiven und effizienten Berichtsprozess ausgestattet ist. Der Aufsichtsrat oder sein Prüfungsausschuss sollte die aktuellen Kapazitäten des Unternehmens zur Erfassung und Analyse von Daten für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die damit verbundenen internen Kontrollen hinterfragen und bei Bedarf mit dem Vorstand Verbesserungspotenziale diskutieren. Zudem sollte er mit dem Vorstand erörtern, wie das Unternehmen die Schließung von Datenlücken plant und wie überprüft werden soll, ob die Informationen zur Wertschöpfungskette zuverlässig und belastbar sind.