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IT Procurement Readiness als Schlüssel zur Kostenkontrolle

Gut vorbereitete Lizenzverhandlungen vermeiden Überlizenzierung und unlizenzierte Nutzung. Entscheidend ist das Software Asset Management.


Überblick

  • Lizenzkäufe, die am Bedarf vorbeigehen, bergen potenziell kostspielige Risiken für Unternehmen.
  • Ein nachhaltiges und ganzheitliches Software Asset Management (SAM) führt über alle Bereiche die nötigen Informationen zusammen.
  • Verhandlungen mit Anbietern wie Microsoft setzen aufgrund komplexer Lizenzbedingungen hohe Expertise voraus.

Ob bei der Automatisierung von Geschäftsprozessen, der digitalen Transformation oder der Kommunikation und Kollaboration – Software spielt in den meisten Unternehmen eine zentrale Rolle und ist ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg. Allerdings stellen die Lizenzen in der Regel auch einen großen Kostenblock dar, der in Zukunft sicherlich weiter wachsen wird.

Für Unternehmen ist daher jede Möglichkeit willkommen, die Kosten für Software in Grenzen zu halten. Dazu brauchen sie zunächst vor allem eines: ein Software Asset Management (SAM), das ihnen einen guten Überblick darüber verschafft, welche Lizenzen vorhanden sind, welche genutzt und welche benötigt werden. Dies gilt zwar grundsätzlich für jede Art von Software, doch die Produkte von Microsoft haben in vielen Unternehmen einen besonders hohen Budgetanteil. Es zahlt sich aus, hier die Procurement Readiness – also die Fähigkeit, effiziente und effektive Beschaffungsprozesse durchzuführen – so zu optimieren, dass größtmögliche Transparenz erreicht wird.

Finanzielle Risiken durch Überlizenzierung und unlizenzierte Nutzung

Ohne ein solides Software Asset Management gehen Unternehmen Risiken ein, die unter Umständen teuer werden können. Zum einen ist dies die Überlizenzierung, wenn Kosten für Lizenzen anfallen, die nicht benötigt werden. Die Gründe dafür sind vielfältig: Mal wird der Bedarf von vornherein falsch eingeschätzt, mal führt eine mangelnde Kontrolle von Softwareinstallationen zu einer übermäßigen und unbeabsichtigten Nutzung. Auch komplexe Lizenzbedingungen und Verträge können zu Überlizenzierungen führen und die Softwarekosten unnötig in die Höhe treiben.

Gerade bei den heute üblichen Subskriptionsmodellen wie beispielsweise bei Microsoft 365 können Unternehmen erheblich sparen, je nach lizenziertem Plan bis 250 Euro pro Mitarbeitenden und Jahr. Bei 10.000 Mitarbeitenden beispielsweise ergibt sich so ein Einsparpotenzial von bis zu 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Die Möglichkeit dazu bietet sich bei den Enterprise-Verträgen von Microsoft mit ihrer üblichen Laufzeit von 36 Monaten. Alle 12 Monate inventarisieren Unternehmen Lizenzen und Nutzungsprofile und starten mit Microsoft den True-up-Prozess, um ihren Bedarf anzupassen. Stellen sie dabei eine Überlizenzierung fest, sowohl hinsichtlich Anzahl als auch in Bezug auf den Lizenzplan, können sie die Lizenzen reduzieren – und sparen.


Ohne ein solides Software Asset Management kann es für Unternehmen teuer werden. Zum einen drohen Kosten für Lizenzen, die gar nicht benötigt werden, zum anderen kann die unbeabsichtigte unlizenzierte Nutzung von Software erhebliche Strafzahlungen nach sich ziehen.


Ein weiteres Risiko, das erhebliche Kosten durch Strafzahlungen verursachen kann, ist die unbeabsichtigte unlizenzierte Nutzung von Software. Häufig sind auch hier mangelnde Transparenz und unklare Lizenzbedingungen die Ursache, wenn es beispielsweise im Datenbankbereich zu indirekter Nutzung kommt. Auch wenn Mitarbeitende nicht ausreichend geschult und sensibilisiert wurden, können sie unabsichtlich Kosten verursachen. Ein unklarer Lizenzstatus droht zudem, wenn im Rahmen von Fusionen und Übernahmen unterschiedliche Lizenz- und Vertragsbestände aufeinandertreffen und nicht richtig konsolidiert werden. Dieses Risiko besteht auch bei Software-as-a-Service- und Cloud-Lizenzen.

SAM: Risiken minimieren und Einsparpotenziale aufzeigen

Um solche Risiken zu reduzieren und Einsparpotenziale zu heben, ist ein nachhaltiges und ganzheitliches Software Asset Management unerlässlich. Hier fließen Informationen aus allen Bereichen zusammen und bilden die Grundlage für eine bedarfsgerechte Beschaffung und vertragskonforme Nutzung. In vielen Unternehmen wird die Relevanz eines Software Asset Managements jedoch entweder nicht erkannt oder nicht richtig etabliert. Dabei kann ein gut informierter und strategisch agierender Einkauf Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich erzielen. Wenn selbst kleinere Unternehmen heute schon jährlich Millionenbeträge in Lizenzen investieren, kommen schnell nennenswerte Summen zustande.

Der erste Schritt beim Aufbau eines SAM ist die Bestandsaufnahme. Die Prüfung aller bestehenden Verträge zeigt, welche Anwendungen im Unternehmen installiert und welche Lizenzen vorhanden sind. Diese Assets werden mit den Zielen und den Nutzungsprofilen abgeglichen, die der ursprünglichen Beschaffung zugrunde lagen. Die Profile sind entscheidend: Mitarbeitende im Büro nutzen heute oft nicht nur ein Gerät, sondern mehrere: PC, Laptop, Tablet und Smartphone. Doch ein solches Profil erfordert bei der Office-Software von Microsoft meist das teuerste Lizenzmodell. In der Werkhalle teilen sich hingegen die Mitarbeitenden oft einen PC, um beispielsweise ihre Lohnabrechnung einzusehen. Zudem nutzen nicht alle Mitarbeitenden immer den vollen Funktionsumfang der lizenzierten Suite.

Der Blick in die Zukunft – und auf die Vertragsverhandlungen

Für die Analyse sind viele Gespräche mit den einzelnen Fachbereichen im Unternehmen nötig, um zu definieren, was die Software jetzt und später leisten soll. Was ist im Unternehmen geplant? Vielleicht steht der Wechsel einer zentralen Software an. Vielleicht sollen neue Bereiche aufgebaut werden, für die eine Software benötigt wird, die es bisher im Unternehmen nicht gab. Oder das Unternehmen muss aus regulatorischen Gründen das ausgelagerte Rechenzentrum wieder ins eigene Haus holen. Und schließlich: Welches Budget steht zur Verfügung?

Über schnell zu realisierende Vorteile hinaus soll das Software Asset Management dazu beitragen, die positiven Effekte bei Transparenz, Einsparungen und Compliance mittel- und langfristig zu sichern. Deshalb geht es bei der Bestandsaufnahme auch um den strategischen Blick in die Zukunft, insbesondere auf die regelmäßig anstehenden Vertragsverhandlungen. Die Daten aus dem SAM erhöhen die Procurement Readiness und stärken dadurch die Position des Unternehmens beim Abschluss eines Vertrags. Hier werden die Preise und die Bedingungen für die nächsten Jahre festgelegt, und darüber lässt sich am besten verhandeln, wenn der eigene mittel- und langfristige Bedarf geklärt ist.


Detaillierte Informationen über den Status quo und die künftigen Anforderungen im Hinblick auf die eingesetzte Software sind für gelungene Vertragsabschlüsse unerlässlich.


Da aber jeder Blick in die Zukunft immer auch ein Blick in die Glaskugel ist, sollten die Verträge eine gewisse Flexibilität beinhalten, was die Laufzeit und die gewählten Produkte angeht. Wie das aussehen kann, lässt sich an einem Beispiel darstellen: Ein bei Microsoft übliches Enterprise Agreement hat eine Laufzeit von drei Jahren. Oft bietet sich aber die Möglichkeit, es von vornherein mit einer Option auf eine Verlängerung, um ein oder zwei Jahre zu festgelegten Konditionen zu erweitern. Der Vorteil solcher Vereinbarungen ist eine Preisgarantie inklusive verhandelter Rabatte, die allerdings nur für die vertraglich vereinbarten Produkte gilt.
 

Gewusst wie: Flexibilität mitverhandeln

Daher sollte vor Beginn der Verhandlungen klar sein, welche Produkte gerade benötigt werden. Ist jedoch bereits abzusehen, dass während der Laufzeit weitere Produkte hinzukommen werden, kann mit Microsoft auch ein sogenannter Ramp-up-Plan vereinbart werden, der die Erweiterung des genutzten Produktportfolios über die Zeit abbildet. Wenn ein Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitenden 50 neue Lizenzen benötigt, fällt dies nicht ins Gewicht. Anders sieht das bei größeren Änderungen aus, wenn beispielsweise die Entscheidung fällt, umfangreich in ein Produkt zu investieren, das bisher gar nicht geplant war. Auch dann können Unternehmen an Microsoft herantreten und darum bitten, diese Vertragserweiterung zu möglichst günstigen Konditionen nachträglich in den Vertrag aufzunehmen.

Diese und weitere Aspekte sind Faktoren, bei denen sich die Beschaffung von Software erheblich auf die Kosten auswirken kann. Für die Procurement Readiness sind eine gute Bestandsaufnahme und ein genauer Blick in die Zukunft daher nur eine Seite. Eine andere ist die Expertise, das Fachwissen über die zu beschaffende Software. Dies gilt nicht nur für die Funktionalität der einzelnen Produkte, sondern insbesondere für die Art und Weise, wie der Softwareanbieter seine Lizenzen gestaltet. Hier ist mittlerweile eine Komplexität zu beobachten, die es immer schwieriger macht, sich erfolgreich mit mehreren Anbietern zu befassen. Es kann daher ratsam sein, hier spezielles Fachwissen zuzukaufen.

Fazit

Bei weiter steigenden IT-Budgets, an denen die Softwarekosten einen erheblichen Anteil haben, wird das Software Asset Management immer wichtiger. Damit es den Einkauf fit für die Beschaffung von Lizenzen machen kann, muss es richtig aufgesetzt und gut organisiert sein. Nur so kann es durch Planung und Überwachung der Lizenzen das Unternehmen vor Compliance-Risiken schützen und Investitionen in Softwarelizenzen passgenau gestalten.

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