- 80 Prozent der vermögenden Kunden wünschen sich zusätzliche Beratung angesichts komplexerer Finanzmärkte
- Wechselbereitschaft unter Wealth Management-Kunden steigt auf Rekordhoch (48 Prozent) – Generation der Millennials auffallend wechselfreudig
- Neue Anlageklassen haben aus Kundensicht Nachholbedarf hinsichtlich der Performance
Inflation und volatile Finanzmärkte gehen auch an Wealth Management-Kunden nicht spurlos vorüber: 52 Prozent der Wealth Management-Kunden wünschen sich angesichts sinkender Kurse und volatiler Märkte zusätzliche Beratung und 54 Prozent fragen nach einer Überprüfung ihres Anlageplans von ihrem Wealth Management-Dienstleister. Damit spiegelt sich in Deutschland ein Trend wider, der in ganz Europa zu beobachten ist: 51 Prozent der europäischen Wealth Management-Kunden wünschen sich zusätzliche Beratungsleistungen und 61 Prozent möchten ihren Finanzplan öfter überarbeiten lassen.
Deutlich wird auch, dass der Bedarf für zusätzliche Beratung mit der Höhe des Vermögens steigt: So wünschen sich 80 Prozent der sehr wohlhabenden Kunden (Ultra High Net Worth, UNHW) zusätzliche Beratungsleistungen infolge schwankender Märkte und 70 Prozent fordern eine Überarbeitung ihres bisherigen Finanzplanes. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Wealth Management Studie 2023, für die weltweit über 2.600 vermögende Kunden in 27 Nationen, davon 149 in Deutschland, befragt wurden.
„Der Wunsch der Kunden nach mehr Beratung in einem volatilen Umfeld ist für die Wealth Management-Dienstleister sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Wem es gelingt, Portfolien trotz der zunehmenden Komplexität der Märkte erfolgreich zu managen, kann seine Kunden binden – und mit einem attraktiven Angebot, wechselwillige Kunden neu hinzugewinnen“, so Sebastian Schäfer, Director und Leiter Wealth & Private Banking Consulting, EY Financial Services Deutschland.
Gleichzeitig werden Wealth Management-Kunden jedoch auch zunehmend selbst aktiv und rund 77 Prozent ändern ihr Anlageverhalten, wenn der Wert ihres Portfolios sinkt. Trotz der immer stärkeren Verbreitung von digitalen Lösungen und einem Wunsch nach Self-Service-Optionen, wünscht sich eine deutliche Mehrheit der Wealth Management-Kunden in Deutschland einen persönlichen Austausch: Mehr als 80 Prozent der Befragten wünschen sich im Rahmen ihrer Financial Planning Aktivitäten den direkten Austausch mit ihrem Berater, sei es im persönlichen Gespräch oder über einen digitalen Kanal.
Wechselbereitschaft steigt auf Höchstwert
Dem europäischen Trend entsprechend zeigt die Studie, dass die Wechselbereitschaft deutscher Wealth Management-Kunden nach der Pandemie auf einen Rekordwert von 48 Prozent (gegenüber 39 Prozent bei der letzten Befragung im Jahr 2021) gestiegen ist. Fast die Hälfte aller Kunden plant also, eine ihrer Wealth Management-Beziehungen in den nächsten drei Jahren zu verändern. Im Durchschnitt möchten Kunden rund 33 Prozent ihres Portfoliowertes neu allokieren und liegen damit über dem europäischen Durchschnitt. Besonders wechselfreudig ist die Generation der Millennials, denn 76 Prozent von ihnen beabsichtigen, innerhalb der nächsten drei Jahre einen ihrer Wealth Management-Dienstleister zu wechseln.
„In ganz Europa beobachten wir eine steigende Wechselbereitschaft der Kunden. Ein wichtiger Grund für diesen Anstieg ist die gestiegene Volatilität, auf die viele Kunden reagieren möchten, indem sie ihre Portfolien über verschiedene Anbieter diversifizieren und Risiken entsprechend minimieren“, erläutert Sebastian Schäfer.
Für die meisten deutschen Wealth Management-Kunden sind weiterhin die Investment Performance (37 Prozent) und der Zugang zu einer breiten Produktpalette (29 Prozent) die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl ihres Wealth Managers bzw. ihrer Privatbank. Die Kunden sind besonders darauf bedacht, eine hohe Rendite für Ihre Investitionen zu erhalten und legen daher großen Wert auf die Erfolgsbilanz sowie die Produktauswahl ihres Dienstleisters.
Nachholbedarf bei der Performance neuer Anlageklassen
Während die überwiegende Mehrheit der Kunden mit der Performance von klassischen Produkten wie aktiv oder passiv gemanagten Fonds zufrieden ist, gibt es bei neuen Produkten wie ESG-Investments oder Digital Assets noch Verbesserungsbedarf. Denn nur weniger als 50 Prozent der Befragten sind mit dem Angebot und der Investment Performance dieser Produkte zufrieden.
Besonders kritisch werden die Komplexität und die Volatilität neuerer Anlageklassen und deren Auswirkungen auf die Kundenportfolios betrachtet. Insbesondere UHNW-Kunden (64 Prozent) werten die verstärkte Volatilitätsexposition als Nachteil, während nur 14 Prozent der „Mass Affluent“-Kunden dieser Aussage zustimmen. Nichtsdestotrotz möchte immerhin jeder zehnte deutsche Kunde aufgrund der gestiegenen Produktkomplexität und der womöglich nicht zufriedenstellenden Beratung einen neuen Wealth-Dienstleister aufsuchen.
„Um die Kundenbedürfnisse besser erfüllen zu können, sollten Wealth Manager und Privatbanken neue Anlageklassen und Dienstleistungen ausführlicher und verständlicher erläutern. Kostentransparenz und Produktschulungen sind ein weiterer Hebel“, so Patrick Stöß, Partner EY Deutschland Wealth und Asset Management Consulting Leader. „Darüber hinaus ist es wichtig, dass auch neue Regulierungen, wie z.B. die neue EU-Verordnung Markets in Crypto Assets (MiCA), im Interesse der Kunden umgesetzt werden, um einen echten Mehrwert zu bieten und Vertrauen zu schaffen.“
Bei den Themen, bei denen sich Wealth Management-Kunden Unterstützung von ihrem Wealth Manager oder ihrer Privatbank wünschen, werden der Zugang zu Produktspezialisten (70 Prozent) und die Fähigkeit zur Simulation von Portfoliostrategien (69 Prozent) am häufigsten genannt. 62 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Informationen zu ESG-Investments und Sustainable Investing. Patrick Stöß ordnet diese Entwicklung ein: „Das ist eine realistische Einschätzung der Bedeutung von ESG-Investments und Sustainable Investing. Nachdem unsere letzte Umfrage gezeigt hat, dass nachhaltige Investments deutlich an Bedeutung gewonnen haben, rücken angesichts volatilerer Märkte und einem deutlich gestiegenen Zinsniveau andere Themen wieder in den Vordergrund. Die Rendite und Sicherheit der Investments stehen aktuell stärker im Fokus als die nachhaltige Ausrichtung der Portfolios.“
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