KI in der Tax - Weniger Klickarbeit, mehr Kopfarbeit 

Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt – auch in der Steuerberatung. Dies bringt nicht nur neue Möglichkeiten mit sich, sondern wirft auch wichtige Fragen auf. Welche neuen Berufsbilder entstehen durch die Integration von KI in der Steuerberatung? Wie können wir die menschliche Komponente in einem zunehmend automatisierten Umfeld bewahren? Wir haben bei Malte Albers, Senior Manager im Bereich Global Compliance & Reporting, nachgefragt. Neben den Chancen, die KI bietet, sprechen wir auch über entscheidende Kompetenzen, die Steuerberater:innen benötigen, um in dieser sich wandelnden Landschaft erfolgreich zu bleiben.

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Welche Chancen und Risiken entstehen durch KI in der steuerlichen Beratung?

Für uns ist KI ein Werkzeug, das Routineaufgaben automatisiert und uns dadurch Freiräume verschafft. Prozesse wie Belegerkennung, Kontierung oder Fristenüberwachung lassen sich zunehmend automatisieren. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch Fehler. So bleibt mehr Raum für das, was den Beruf wirklich spannend macht: der persönliche Kontakt zu den Mandant:innen und die strategische Gestaltung von steuerlichen Themen.

Durch den Einsatz von standardisierten Daten und KI werden ganz neue Tätigkeitsbereiche rund um die Steuerberatung entstehen. 

Malte Albers

Kannst du neue Berufsbilder nennen, die durch KI in der Steuerberatung entstehen?

Heutzutage werden unter anderem Kolleg:innen gesucht, die fachliches Steuerwissen mit technologischem Verständnis verbinden. Ein Beispiel dafür sind „Tax Technology Specialists“, die als Schnittstelle zwischen Steuerrecht und Technologie fungieren. Sie müssen in der Lage sein, unsere fachliche Sprache in technische Lösungen zu übersetzen und gleichzeitig verstehen, was wir als Steuerberater benötigen. Ein weiteres Beispiel sind die „Tax Data Analysts“, die große Datenmengen auswerten und daraus Trends sowie Handlungsempfehlungen ableiteten. Darüber hinaus entstehen hybride Positionen. Steuerberater:innen mit zusätzlicher Expertise in IT oder Prozessoptimierung werden stark gefragt sein.

Kann KI auch komplexe Rechtsfragen beantworten und wo liegen ihre Grenzen?

Ich sage gerne: „KI kann zwar Paragraphen und Gesetze verstehen, hat aber kein Bauchgefühl.“ KI ist in der Lage, einfache und standardisierte rechtliche Fragen zu beantworten, wie zum Beispiel zu Steuerterminen oder allgemeinen Richtlinien. Doch wenn es um komplexe Geschäftsvorfälle, individuelle steuerliche Lösungen oder rechtliche Auslegungen geht, ist das Urteil von Menschen unerlässlich. Letztendlich braucht es die menschliche Komponente, um Situationen im richtigen Kontext zu beurteilen und die passende Lösung zu finden.

Welche regulatorischen Entwicklungen spielen für KI im Steuerkontext aktuell eine Rolle?

Ein zentraler Schritt ist der EU AI Act, der seit 2024 in Kraft ist und bis 2027 vollständig angewendet wird. Er verfolgt einen risikobasierten Ansatz und stellt klare Anforderungen an Transparenz, Sicherheit und Nachvollziehbarkeit – insbesondere für Hochrisiko-KI-Systeme. Daneben bleiben Datenschutz (DSGVO) und Prüfungsstandards wie der IDW PS 861 entscheidend. Sie regeln den vertrauenswürdigen Einsatz von KI in Unternehmen und damit auch in sensiblen Bereichen wie Steuer- und Rechtsberatung.

Zum Schluss möchten wir von dir wissen: Welche Kompetenzen sind künftig entscheidend, um als Steuerberater:in erfolgreich zu bleiben?

Neben dem fachlichen Steuerwissen ist Technologiekompetenz entscheidend. Man sollte verstehen, wie KI-Tools, Automatisierung und Datenanalyse funktionieren und wie sie die eigene Arbeit unterstützen können. Genauso wichtig sind Neugierde und Spaß daran, bestehende Prozesse zu hinterfragen und neu zu denken.

Und gerade weil Technologie viele Routineaufgaben übernimmt, bleibt der menschliche Faktor zentral. Empathie, Kommunikationsstärke und Vertrauen sind weiterhin die Basis jeder erfolgreichen Beratung.



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