Würdest du sagen, dass folgendes Klischee stimmt: "Als Mensch mit Migrationshintergrund musst du doppelt so hart arbeiten"?
Zu Beginn meiner Karriere hatte ich das Gefühl, dass ich mehr leisten musste, um überhaupt als vergleichbar wahrgenommen zu werden. Diese Überzeugung hat mich emotional beschäftigt, aber gleichzeitig auch motiviert. Es hat eine Weile gedauert, bis ich gelernt habe, diese Gedanken in ein positives Mindset zu überführen und sie als Antrieb zu nutzen, um die sogenannte "Extrameile" zu gehen.
Rückblickend war vieles eher mein eigener Anspruch. Dennoch gab es Momente, in denen ich spüren konnte, dass meine Herkunft in den Gedanken anderer eine Rolle spielte – auch wenn es nie direkt ausgesprochen wurde.
Gibt es Momente, wo du sagen würdest, da war deine Herkunft eine Stärke für dich und zeigt sich im Führungsstil?
Ja, ab dem Tag meines Einstiegs bei EY – auch wenn ich das erst später erkannt habe. Ich habe irgendwann realisiert, dass mein kultureller Hintergrund ein Mehrwert ist. Die globale Ausrichtung und das Wertegerüst von EY haben mir geholfen zu erkennen: Vielfalt ist nicht nur akzeptiert, sondern wird gebraucht und ist überall zu finden. Gerade durch unsere diversen Kunden wird Vielfalt auch von uns erwartet.
Und das spiegelt sich in meinem Führungsstil wider. Ich kombiniere das Beste aus zwei Kulturen: die deutsche Disziplin und Pünktlichkeit mit der persischen Offen- und Herzlichkeit – wenn ich hier Stereotype bedienen darf. Ich glaube, das macht mich als Führungskraft flexibler. Ich nehme Menschen individuell wahr – denn niemand passt in eine Schablone. Diese Offenheit hilft mir, mein Team zu erreichen und zu unterstützen.
Wie haben deine Eltern auf deinen Karriereweg reagiert? Gab es besondere Momente, in denen sie dich unterstützt haben?
Meine Eltern haben mir die Freiheit gegeben, meine Ambitionen zu verfolgen. Ein prägender Moment war, als ich beim ersten Versuch durch das Wirtschaftsprüferexamen gefallen bin. In dieser schwierigen Zeit habe ich mich gefragt, ob ich überhaupt noch auf dem richtigen Weg bin. Meine Eltern und meine Frau haben mich da sehr aufgefangen. Ohne ihre Unterstützung hätte ich mich nicht so schnell wieder motivieren können. Und im zweiten Anlauf hat es dann funktioniert – ich habe bestanden, geheiratet, und meine Tochter kam zur Welt. Ein intensives, aber schönes Jahr.
Was hat dir auf deinem Karriereweg geholfen?
Drei Dinge haben mir besonders geholfen: Durchhaltevermögen, Vertrauen und Disziplin. Und was ich jedem mitgeben möchte: Habt einen klaren Purpose. Wenn ihr wisst, wofür ihr das alles macht, fällt es leichter, dranzubleiben und Herausforderungen durchzustehen. Mein Purpose motiviert mich jeden Tag aufs Neue.