Potenziale im Rahmen der regulatorischen Anforderungen nutzen
Die verschiedenen regulatorischen Anforderungen decken jeweils andere Aspekte von Nachhaltigkeit ab, mit thematischen Überschneidungen. Während sich etwa das LkSG auf die Lieferkette bezieht, betrifft die CSRD das gesamte Unternehmen. Es gibt jedoch auch Schnittmengen, die Unternehmen nutzen können, um ihre Nachhaltigkeitsrisiken effizienter zu managen (unter anderem im Zusammenhang mit der Erfassung von Menschenrechtsrisiken wie beispielsweise der Vermeidung von Kinderarbeit aus § 2 Abs. 2 LkSG und den Anforderungen aus den ESRS S1-Berichtstandards zu „Own Workforce“). So könnten die im Rahmen des Lieferkettengesetzes erhobenen Daten zu Risiken von Produktionsausfällen aufgrund von sozialen Unruhen oder Umweltschäden bei Lieferanten in das Risikomanagement des Unternehmens einfließen, um soziale und ökologische Risiken zu erfassen.
Im Rahmen der CSRD können Faktoren wie eine diverse Belegschaft oder bessere Sozialleistungen erhoben werden, die helfen, soziale Risiken wie Arbeitsausfälle durch unzufriedene Mitarbeitende oder Diskriminierung zu managen. Auch hierbei können inhaltlich zu den Anforderungen der LkSG verwandte Themen und Interdependenzen genutzt werden, um die Prozesse schlanker zu gestalten und eine gemeinsame Grundlage für die Berichterstattung aus dem Risikomanagementprozess heraus zu nutzen. Darüber hinaus können die jeweiligen thematischen Fachleute (zum Beispiel Risk Owners) entlastet werden, indem die verwandten Themen gemeinsam aus einer Risikoeinschätzung heraus berichtet werden, anstelle einer Silobetrachtung.
Setzt ein Unternehmen vermehrt auf Kreislaufwirtschaft, ergeben sich nicht nur ökologische Vorteile im Sinne der EU-Taxonomie, sondern auch Kosteneinsparungen als finanzieller Nutzen. Ein Unternehmen kann zum Beispiel die EU-Taxonomie-Verordnung thematisch in die Risikomanagementperspektive integrieren, um die mit seinen wirtschaftlichen Aktivitäten verbundenen Risiken und Chancen zu ermitteln. Das Unternehmen kann diese Informationen daraufhin nutzen, um eine Risikomanagementstrategie zu entwickeln und umzusetzen sowie Chancen für Investitionen in nachhaltige Aktivitäten zu identifizieren. Darüber hinaus kann das Unternehmen diese Informationen dafür verwenden, seine CSRD-Berichterstattung zu ergänzen und ein Benchmarking der eigenen Performance im Vergleich zu anderen Unternehmen des Sektors durchzuführen.
Die Integration der regulatorischen Anforderungen zur Nachhaltigkeit in das Risikomanagement ist eine komplexe Aufgabe. Unternehmen, die dies frühzeitig angehen, können Pflichten in Chancen verwandeln. Sie nutzen die gesetzlichen Vorgaben als Orientierung für die Integration von Nachhaltigkeitsthemen in die gesamte Unternehmensstrategie. Dies gelingt mit der Schaffung einer gemeinsamen Grundlage durch das Risikomanagement, um die verschiedenen Anforderungen der Risikoanalysen an den Stellen zusammenzuführen, wo es sinnvoll ist, und wichtige Synergieeffekte zu nutzen. Davon profitiert nicht nur das Unternehmen selbst, sondern die Gesellschaft als Ganzes.