Geschäftsperson interagiert mit humanoidem Roboter in modernem Büro.

Warum jetzt die Zeit ist, den Einsatz humanoider Roboter vorzubereiten

Roboter werden rasant besser – und in den kommenden Jahren in fast allen Bereichen von Industrie und Dienstleistungen zum Einsatz kommen.


Überblick

  • Welche humanoiden Roboter gibt es und warum entwickeln sie sich derzeit so rasant weiter?
  • Welche Einsatzmöglichkeiten für humanoide Roboter bestehen in Produktion und Dienstleistungen?
  • Wie bereiten sich Unternehmen darauf schon jetzt richtig vor?

Ungewöhnliche Teilnehmer waren im Frühjahr 2025 bei einem Halbmarathon in Beijing am Start. Rund 20 humanoide Roboter tummelten sich – aus Sicherheitsgründen auf einer separaten Spur – neben den Langstreckenläufern. Nicht alle waren bereit für die Herausforderung, einige fielen auf den ersten Metern um. Doch der siegreiche  Tiangong Ultra schaffte es in zwei Stunden, 40 Minuten und 42 Sekunden über die Ziellinie. Auszeichnungen gab es auch für die größte Ausdauer, das beste Gangdesign und die innovativste Form.

Noch können die Sprinter unter den humanoiden Robotern mit den Geschwindigkeiten menschlicher Wettkämpfer nicht mithalten. Doch die Entwicklung verläuft in diesem Bereich der Robotik so rasant, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Maschinen den Menschen einholen. Nicht nur beim Langstreckenlauf zeichnet sich das ab, sondern bei einer Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten in Industrie und Dienstleistungen.

Schnelles Wachstum: Schon bald könnten Millionen im Einsatz sein

Die Analysten der Bank of America gehen davon aus, dass im laufenden Jahr 18.000 humanoide Roboter im prototypischen Einsatz sein werden. 2030 dürften es eine Million sein, fünf Jahre später die zehnfache Menge.

Nennenswerte Größe
humanoide Roboter dürften 2035 im Einsatz sein, schätzen die Analysten der Bank of America.

Insbesondere die rasanten Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz (KI) haben der Entwicklung humanoider Robotik einen kräftigen Schub verpasst. Für Unternehmen ergeben sich erhebliche Veränderungen, wenn die menschenähnlichen Helfer erst in der Produktion und im Service einsetzbar sind. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Entwicklung voranschreitet, ist es entscheidend, sich schnell darauf vorzubereiten und sich frühzeitig auch mit der Infrastruktur sowie dem Change Management zu befassen. Ein humanoider Roboter muss dafür nicht gleich am Empfang sitzen. Doch um nicht von der Entwicklung überholt und von Wettbewerbern abgehängt zu werden, ist es sinnvoll, rasch die technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit einem Einsatz möglichst wenig im Weg steht.

Was sind humanoide Roboter – und warum werden sie immer relevanter?

Was zeichnet humanoide Roboter aus? Es sind Serviceroboter, die das Verhalten von Menschen nachahmen und mit ihnen und anderen Maschinen interagieren. Konzipiert werden sie beispielsweise, um menschliche Arbeitskräfte in eintönigen, gefährlichen oder unhygienischen Arbeitsumgebungen zu ersetzen. Während klassische Industrieroboter primär in kontrollierten, strukturierten Umgebungen für klar abgegrenzte Aufgaben eingesetzt werden, sind humanoide und smarte polyfunktionale Roboter darauf ausgelegt, in dynamischen, oft unstrukturierten Kontexten zu agieren, die ein hohes Maß an Adaptivität und situativer Entscheidungsfähigkeit erfordern.

Diese komplexeren Arbeitsumgebungen erfordern besondere Fähigkeiten: Hochentwickelte KI-Funktionalität ermöglicht Sensorik, Bewegungssteuerung und die Interaktion mit Menschen und anderen Maschinen. Das versetzt die humanoiden Roboter in die Lage, ganz unterschiedliche Aufgaben auszuführen. Und typischerweise können sie sich fortbewegen, entweder auf Rollen oder auf zwei Beinen.

Erfolgreiches Zusammenspiel von Forschungsfeldern

Dank interdisziplinärer Fortschritte, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Industrial Metaverse, etwa durch Physical AI, rücken menschenähnliche Fähigkeiten von Robotern zunehmend in greifbare Nähe. Besonders transformative Wirkung haben dabei sogenannte Foundation Models: Sie befähigen Maschinen, nicht nur vorab definierte Aufgaben auszuführen, sondern kontextabhängig Informationen aus ihrer Umgebung zu verarbeiten, zu interpretieren und darauf basierend Entscheidungen zu treffen. Durch multimodale KI-Architekturen, die beispielsweise Text, Bild und Sensordaten gleichzeitig verarbeiten können, wird die sensorische Wahrnehmung und Interaktionsfähigkeit von Robotern signifikant verbessert. Dabei geht die Leistungsfähigkeit perspektivisch weit über menschliche Fähigkeiten hinaus.

Ein wesentlicher Treiber der Robotikentwicklung ist die zunehmende manuelle Geschicklichkeit (Dexterität) autonomer Systeme. Fortschritte in diesem Bereich ermöglichen es Robotern, deutlich über standardisierte Bewegungsabläufe hinauszugehen. Ergänzend tragen technologische Fortschritte bei der Datenverarbeitung, etwa zur Durchführung realistischer Simulationen, sowie zuverlässigere und effizientere Ladetechnologien maßgeblich zur Leistungsfähigkeit und Einsatzbreite moderner Robotersysteme bei.

Fingerfertig
Unterschiedliche Objekte verschiedener Größen, Formen und Materialien kann eine am MIT entwickelte robotische Hand sicher greifen und transportieren.

Humanoide Roboter befinden sich derzeit überwiegend im Pilot- oder frühen Kommerzialisierungsstadium. In den USA treiben Unternehmen wie Agility Robotics, Apptronik, Boston Dynamics, Figure AI und Tesla die Entwicklung mit unterschiedlichen technologischen Ansätzen voran. Die Bandbreite reicht vom industriellen Co-Worker bis zum generalistischen Serviceroboter. Parallel entsteht auch in China ein dynamisches Ökosystem mit Unternehmen wie AgiBot, Leju, Ubtech und Unitree, die bereits funktionsfähige Prototypen und fortgeschrittene Serienmodelle präsentieren. In Europa gilt insbesondere das deutsche Unternehmen Neura Robotics als Vorreiter . Mit einem klaren Fokus auf kognitive Fähigkeiten, modulare Hardware und sichere Mensch-Roboter-Interaktion positioniert sich Neura als potenzieller Technologieführer im globalen Wettbewerb. Zusätzlich positionieren sich deutsche Zulieferer in diesem Segment und nehmen maßgeblich an der Wertschöpfung teil.

Roboter-Hund als praxisnaher Vorreiter für humanoide Roboter

Der vierbeinige Roboter „Spot“ von Boston Dynamics demonstriert bereits heute das Potenzial autonomer mobiler Systeme in herausfordernden Einsatzumgebungen. Spot wird erfolgreich für Inspektions- und Überwachungsaufgaben in schwer zugänglichem oder gefährlichem Terrain eingesetzt – etwa zur Lageerkundung nach Industrieunfällen, zur Detektion von Brandherden oder zur Identifikation von Leckagen in komplexen Anlagen. Im Gegensatz dazu befinden sich humanoide Roboter noch überwiegend im kontrollierten Testbetrieb, meist in physisch klar abgegrenzten Zonen. Eine kontinuierliche Interaktion mit Menschen ist aktuell – bedingt durch Sicherheitsbedenken und regulatorische Hürden – noch eingeschränkt.

Einsatzbereiche für humanoide Roboter in der Fertigung kennen kaum Grenzen

Dennoch sind erste humanoide Roboter bereits in produktiven Fertigungsumgebungen im Einsatz – beispielsweise in Pilotlinien ausgewählter Industrieunternehmen. In vielen Branchen gibt es konkrete Testläufe. BMW experimentiert zum Beispiel in der Fertigung im US-amerikanischen Spartanburg mit zahlreichen Robotern. Experten gehen deshalb davon aus, dass sich der industrielle Rollout noch im laufenden Jahr deutlich beschleunigen wird. Die Einsatzpotenziale sind vielfältig, doch kurz- bis mittelfristig liegt der Schwerpunkt klar auf Tätigkeiten in Industrie, Produktion, Logistik und Lagerhaltung – insbesondere dort, wo körperlich anspruchsvolle, repetitive oder sicherheitskritische Aufgaben anfallen.

Voraussetzungen in Unternehmen sind ab sofort gefragt

Für Unternehmen bedeuten diese Fortschritte, dass sie Erfahrungsaufbau betreiben und ein Zielbild entwickeln sollten, um den Wertbeitrag nachzuhalten, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die erforderliche Infrastruktur aufzubauen. Was sind Gründe, die für einen baldigen Einsatz humanoider Robotik in der Firma sprechen? An welchen Stellen im Unternehmen ist dies sinnvoll? Welche strategischen Vorteile oder Effizienzsteigerungen werden damit geschaffen?

Ein zentraler Aspekt bei diesen Überlegungen ist der demografische Wandel. Schon heute klagen viele Branchen über einen ausgeprägten Fachkräftemangel. Mit einer alternden Bevölkerung und immer strikteren Zuwanderungsregeln wird sich das Problem noch erheblich verschärfen. Roboter schaffen Entlastung, indem sie einen Teil der Aufgaben übernehmen. Zur Zukunft der Arbeit gehört auch, dass sich das menschliche Personal anspruchsvolleren und strategischen Fragen zuwenden wird.

Ein wesentliches Hemmnis für den breiten Einsatz von Robotern sind nach wie vor die hohen Anfangsinvestitionen. Neben den Anschaffungskosten fallen – abhängig vom Einsatzszenario – oft erhebliche Ausgaben für die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur an. Diese können die Kosten der Roboter selbst deutlich übersteigen. Deshalb ist es essenziell, die technologische Umgebung frühzeitig und strategisch auf das angestrebte Zielbild sowie eine schrittweise Einführung auszurichten. Zwar ist mittelfristig mit sinkenden Anschaffungskosten zu rechnen, doch bleiben die infrastrukturellen Anforderungen ein entscheidender Kostenfaktor.

Herausforderungen bei der Einführung

Bei der Berechnung der Amortisationszeit stellt die Robotik-Hardware meist nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Gesamtinvestition dar. Für eine realistische Wirtschaftlichkeitsbewertung müssen zusätzliche Faktoren berücksichtigt werden: etwa Aufwendungen für Cyber-Security, Anpassungen in der Organisationsstruktur und Prozesse im Rahmen des Change Managements, regulatorische Rahmenbedingungen sowie politische Standortfaktoren. Auch die Abhängigkeit von außereuropäischen Herstellern in der Lieferkette sollte kritisch hinterfragt werden – nicht zuletzt, um langfristige Resilienz und Souveränität durch europäische Lösungskomponenten zu fördern.Es ist heute bereits absehbar, dass RaaS-Lösungen (Robots-as-a-Service) perspektivisch die größten Chancen mit sich bringen. Da ein humanoider Roboter ein äußerst komplexes Konsumgut darstellen wird, ist zu erwarten, dass sich nicht nur Produkthersteller, sondern auch Service-Anbieter mit neuen und innovativen Lösungen positionieren werden.

Strategische Potenziale humanoider Roboter prüfen

Im Auge behalten sollten Unternehmen in jedem Fall die Branchenentwicklung. Ein frühzeitiger Einsatz humanoider Roboter kann zu entscheidenden Wettbewerbsvorteilen verhelfen. Zur Beantwortung strategischer Fragen sollte möglichst früh eigene Expertise aufgebaut werden.

 

Zukünftige Einsatzfelder, in denen humanoide Roboter eine Rolle spielen, bedürfen einer langfristigen Strategieausrichtung. In jedem Fall ist ein kompetentes Ökosystem erforderlich, um die nächsten Schritte der Transformation einzuleiten und nachhaltig zu begleiten.


Fazit

Sie kommen, und sie kommen schneller als gedacht. Vor allem dank der Kombination mit KI macht die Entwicklung humanoider Roboter rasante Fortschritte. Für Unternehmen ist es wichtig, am Ball zu bleiben, denn in der Produktion, aber auch im Dienstleistungssektor, werden die Maschinen schon bald umfassend Einzug halten und den Wettbewerb aufmischen. Für ihren Einsatz sollten möglichst schnell eine erste Strategie erarbeitet und Rahmenbedingungen geschaffen werden.

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