EZB-Stresstest 2026: Was Banken jetzt tun sollten
Die Vorbereitung auf den EZB-Stresstest 2026 erfordert ein proaktives und strukturiertes Vorgehen. Folgende Maßnahmen sollten Banken jetzt ergreifen, um geopolitische Risiken wirksam zu integrieren und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.
1. Szenarien entwickeln
Banken sind gefordert, individuelle geopolitische Extremszenarien zu entwerfen, die realistisch sind und zum Risikoprofil ihres Geschäftsmodells passen. Diese Szenarien sollten nicht nur qualitative Einschätzungen enthalten, sondern auch quantitative Auswirkungen auf die Kapitalausstattung (ICAAP), die Liquiditätsplanung (ILAAP) und die Erträge modellieren.
In der Praxis haben sich hierzu folgende Maßnahmen und Instrumente bewährt:
- Interdisziplinäre Multi-Stakeholder-Workshops, beispielsweise mit Fachleuten aus den Bereichen Strategie, Risiko, Research und Politik – oder Länderexperten
- Nutzung externer geopolitischer Datenquellen im Sinne von Nachrichtendiensten oder Think Tanks (Geopolitical Risk Index , BlackRock Geopolitical Risk Dashboard, EZB, IWF, BIZ und weitere)
- Integration in bestehende Stresstest-Frameworks (Cyber, ESG und andere)
Die Herausforderung für die Banken liegt darin, plausible, relevante und quantifizierbare Szenarien zu entwickeln, die zur eigenen Risikostruktur passen.
2. Governance stärken
Die Ergebnisse des auf dem Bottom-up-Ansatz basierenden Stresstests sind in den ICAAP zu integrieren und auf Vorstandsebene zu diskutieren. Voraussetzung ist, dass eine regelmäßige Bewertung geopolitische Risiken auf Vorstandsebene verankert wird. Die Governance-Strukturen müssen daher klare Verantwortlichkeiten für politische Risikoanalysen und Krisenreaktionen definieren.
In der Praxis haben sich folgende Maßnahmen und Instrumente bewährt:
- Anpassung der Mandate von Risiko- und Strategieausschüssen über alle Managementebenen hinweg (zum Beispiel RACI-Matrizen)
- Mitarbeiterschulung zum Umgang mit politischen Risiken (Leitungs-, Management- und Aufsichtsorgane)
- Etablierung von Eskalationsmechanismen für geopolitische Ereignisse (Notfallpläne, Katastrophenschutzübungen, Krisenmanagement-Routinen)
Die Herausforderung besteht darin, geopolitische Risiken nicht nur technisch zu modellieren, sondern deren Management auch strategisch zu verankern – inklusive Kapitalplanung und Entscheidungsprozessen.
3. Modelllandschaft anpassen
Bestehende Risikomodelle müssen erweitert werden, um politische Einflussfaktoren wie Sanktionen und Handelsbarrieren oder Cyberrisiken zu berücksichtigen. Die signifikantesten Herausforderungen sind dabei die Identifikation der wesentlichen Risikotreiber, die sich durch das gewählte geopolitische Szenario ergeben, die Ableitung von Wirkungszusammenhängen und die Überleitung auf die Parameter der Risikomodelle. Dies erfordert häufig eine Granularität und Flexibilität bei der Festlegung der Risikoparameter und der Bestimmung ihrer Betroffenheit, die in den bisherigen Ansätzen nicht gegeben ist. Eine Flexibilisierung und Automatisierung von Prozessschritten helfen Banken, verschiedene Szenarien effizient berechnen zu können.
In der Praxis haben sich folgende Maßnahmen und Instrumente bewährt:
- Validierung und Erweiterung von Modellannahmen
- Einbindung geopolitischer Variablen in Szenarioanalysen und granulare Überleitung auf die in den Modellen verwendeten Risikoparameter
- Zusammenarbeit mit externen Modellierungs- und Datenanbietern
Die Herausforderung für die Banken besteht darin, auch die Annahmen über Marktliquidität und Gegenparteiausfallrisiken zu überarbeiten.
4. Datenlage verbessern
Eine belastbare Datenbasis ist entscheidend für die Bewertung geopolitischer Risiken. Banken sind gefordert, ihr Exposure gegenüber politisch sensiblen Regionen, Sektoren und Gegenparteien transparent erfassen und regelmäßig aktualisieren.
In der Praxis haben sich folgende Maßnahmen und Instrumente bewährt:
- Erstellung eines Geopolitik-Dashboards, das alle relevanten Exposure-Daten (beispielsweise Länder, Branchen, Währungen) aus integrierten Data Warehouses bezieht und zeitnah bereitstellt
- Aufbau von Frühwarnsystemen für politische Ereignisse
- Nutzung von KI-gestützten Analysetools zur Mustererkennung
Die Herausforderung für die Banken besteht darin, dass sie im Stressfall unmittelbar Einblick in und Zugriff auf alle relevanten Exposure-Daten haben.
5. Klare Kommunikation schaffen
Die Kommunikation mit Aufsichtsbehörden, Investoren und internen Stakeholdern muss klar, konsistent und faktenbasiert sein. Banken sollten ihre geopolitischen Risikostrategien dokumentieren und kommunikationsfähig machen.
In der Praxis haben sich folgende Maßnahmen und Instrumente bewährt:
- Entwicklung von Kommunikationsleitfäden für Krisenszenarien
- Abstimmung mit Investor Relations und Compliance
- Vorbereitung von regulatorischen Reporting-Vorlagen
Die Herausforderung für die Banken besteht darin, dass die Krisenkommunikation im Fall eines politischen Schocks sofort aktiviert werden kann und alle Kommunikationskanäle abdeckt.
Banken sollten EZB-Stresstest 2026 aktiv vorbereiten
Der EZB-Stresstest 2026 ist mehr als eine technische Übung – er ist ein Weckruf. Banken sind gefordert, geopolitische Risiken nicht nur zu erkennen, sondern aktiv zu managen. Wer jetzt handelt, kann nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch die eigene Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Um erfolgreich zu sein, sollten sich Banken auf drei Kernbereiche konzentrieren:
- Auswirkungen geopolitischer Risikotreiber auf das Unternehmen sind klar definiert
- Architektur der Risikomodelle ermöglicht die Integration geopolitischer Treiber
- Nutzung interner und externer Daten zu geopolitischen Ereignissen ist gewährleistet
Die Unterstützung des Vorstands und des Senior-Managements trägt entscheidend dazu bei, die notwendigen Ressourcen und die erforderliche Aufmerksamkeit für einen erfolgreichen Stresstest zu gewährleisten.
Die Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit ist für Banken in einem sich ständig wandelnden Umfeld unerlässlich. Dabei zeigt die integrierte Betrachtung von ESG-Themen und den Ursprüngen geopolitischer Umbrüche, worauf Geldinstitute aufbauen können, wenn sie sich mit der Umsetzung der Vorgaben des EZB-Stresstests beschäftigt haben.
Da es sich beim EZB-Stresstest 2026 um einen Paradigmenwechsel handelt, gehen alle Banken mit den gleichen Voraussetzungen ins Rennen – nun geht es darum, einen guten Start hinzulegen.