Eine Gruppe von Fachleuten führt eine Diskussion, die ein Beispiel für Teamarbeit und Gedankenaustausch ist

Finanzbranche: Warum Sustainable Literacy der Schlüssel zum Erfolg ist

Sustainable Finance erfordert ESG-Kompetenz, klare Strategien und starke Berichterstattung – für Zukunftssicherheit im Finanzsektor.


Überblick
  • Sustainable Finance verlangt die Integration von ESG-Kriterien, Klimarisiken und Nachhaltigkeit in Strategie, Risikomanagement und Compliance.
  • ESG-Weiterbildung und Sustainable Literacy sind zentrale Hebel für Finanzinstitute, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und Greenwashing zu vermeiden.

Regulatorische Anforderungen beispielsweise in Bezug auf Offenlegung und Risikomanagement, Datenverfügbarkeit und -qualität, Maßnahmen zur Vermeidung von Greenwashing, Kundenakzeptanz und kultureller Wandel: Das Thema Nachhaltigkeit stellt Banken, Versicherungen und Asset-Manager weiterhin vor eine Vielzahl von Herausforderungen. Für Finanzinstitute bedeutetet Nachhaltigkeit nicht nur, Compliance sicherzustellen und ESG-bezogene Risiken in Finanzentscheidungen zu reduzieren, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen und die langfristige Wertschöpfung für ihre Kunden zu unterstützen – all das unter enormem Wettbewerbsdruck, denn der Markt für nachhaltige Finanzprodukte wächst schnell und erfordert Innovation und Investitionen in neue, klimafreundliche Technologien und Dienstleistungen.

Sustainable Finance ist mehr als ein Trend

Sustainable Finance ist zu einem zentralen Schlagwort in der Branche geworden und zwingt Unternehmen der Finanzindustrie dazu, ihre Transformation massiv zu beschleunigen. Max Weber und Oliver Gast geben Einblicke in die Entwicklungen und Themenstellungen, denen sich Unternehmen gegenübersehen, und erläutern, wie die Transformation gelingen kann.

Rezession, Auftrags- und Fachkräftemangel, Investitionsstau und geopolitische Unsicherheiten: Die deutsche Wirtschaft ist im Krisenmodus. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit angesichts dieser Herausforderungen bei Investitionsentscheidungen und Kreditvergabe?

Max Weber: ESG ist kein „Nice-to-have“ in guten Zeiten, sondern eine strategische Notwendigkeit, um in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld zu bestehen. Investoren und Kreditgeber berücksichtigen zunehmend, wie zukunftsfähig Unternehmen aufgestellt sind, und Nachhaltigkeit ist ein entscheidender Faktor in dieser Bewertung. ESG-Kriterien werden als Indikatoren für die langfristige Stabilität und Rentabilität eines Unternehmens angesehen. Unternehmen, die diese Anforderungen nicht erfüllen, haben zudem ein erhebliches Reputationsrisiko. Umgekehrt ist Nachhaltigkeit auch für Finanzinstitute wirtschaftlich. Einer EY-Studie zum Kreditmarkt in Deutschland zufolge erwarten Bankmanager, dass mittel- bis langfristig die Rentabilität ihres Hauses durch die Vergabe von ESG-Krediten steigt.

ESG-Kriterien gelten als Indikatoren für die langfristige Stabilität und Rentabilität eines Unternehmens. Unternehmen, die diese Anforderungen nicht erfüllen, haben zudem ein erhebliches Reputationsrisiko. Umgekehrt ist Nachhaltigkeit auch für Finanzinstitute wirtschaftlich.

Welche Fragestellungen diskutiert ihr momentan mit euren Mandanten?

Max Weber: Die Herausforderungen des Klimawandels bestimmen immer stärker die Gespräche mit unseren Mandanten. Transitorische Risiken, die bei der Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaft entstehen, und physische Risiken, beispielsweise durch extreme Wetterereignisse, beeinflussen Strategie und Produktportfolio. Auch das Thema Biodiversität spielt immer mehr eine Rolle: Viele Unternehmen sind von Ökosystemdienstleistungen abhängig, die bei einem Verlust an Biodiversität auszufallen drohen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Unternehmen. Hinzu kommen zunehmende Stakeholder-Erwartungen an Finanzinstitute, die nicht nur im Zusammenhang mit regulatorischen Anforderungen stehen, sondern auch mit der Unterzeichnung freiwilliger Selbstverpflichtungen. Daraus leiten sich insbesondere drei Themen ab, die wir derzeit mit unseren Mandanten diskutieren:


Das erste ist der strategische Mehrwert – ganz oben auf der Agenda steht die Weiterentwicklung der Strategie im Hinblick auf Klima und Natur.


Hinzu kommen die Verankerung von ESG in Governance, Risikomanagement und Compliance sowie die Entwicklung spezifischer Transitionspläne für den nachhaltigen Umbau des Produkt- und Dienstleistungsspektrums, das Ganze mit dem Ziel, Greenwashing-Risiken zu vermeiden.


Ein drittes Thema, das gerade viele Finanzinstitute beschäftigt, ist die offene Frage nach der Zukunft der ESG-Berichterstattung. Zwar ist klar, dass das Thema bleiben wird, Unsicherheit besteht jedoch bei der konkreten Ausgestaltung.

Wie gut sind Banken, Versicherer und Asset-Manager beim Thema Sustainable Finance aufgestellt?

Oliver Gast: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab: dem individuellen Ambitionsniveau, mit dem die jeweilige Institution die nachhaltige Transformation umsetzen und gestalten möchte, ihrer Größe, den Märkten, in denen sie tätig ist, und vor allem auch von den verfügbaren Ressourcen. Viele Banken und Finanzinstitute haben das Thema Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsstrategie integriert beziehungsweise eine Nachhaltigkeitsstrategie erstellt, nicht zuletzt wegen der zunehmenden regulatorischen Anforderungen. Viele von ihnen haben spezielle Abteilungen oder Teams eingerichtet, um diese Anforderungen zu erfüllen. Zudem haben die erweiterten Transparenzpflichten in der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu einer verbesserten Datenverfügbarkeit und -qualität geführt. Herausforderungen gibt es jedoch immer noch bei der Vergleichbarkeit der Daten und der Datenqualität. Zu den Herausforderungen gehören aber auch die Integration von ESG-Kriterien in bestehende Prozesse und Kontrollen, der Aufbau von Daten- und Lieferstrecken zur Erfüllung der Offenlegungsanforderungen und die Berücksichtigung von ESG-Faktoren im Risikomanagement, zum Beispiel beim Stresstesting.

Da die ESG-Integration sämtliche Funktionsbereiche im Unternehmen betrifft, wird das Upskilling der Mitarbeitenden immer dringender. Dies greift zum Beispiel auch die EBA in ihrem „Final Report on Guidelines on the Management of ESG Risks“ auf, in dem sie explizit Maßnahmen zur Gewährleistung angemessener Fähigkeiten und Fachkenntnisse, einschließlich ESG-Risikoschulungen, fordert.

EY hat gerade die Academy of ESG in Financial Services gelauncht. Wie kann sie Finanzinstitute unterstützen, die notwendige Transformation voranzutreiben?

Oliver Gast: Mit der EY Academy of ESG in Financial Services transformieren wir die Art und Weise, wie Menschen lernen, und vermitteln ihnen heute die Kompetenzen für die Welt von morgen. Die Academy unterstützt Unternehmen dabei, ihren Teams die notwendigen ESG-Kompetenzen zu vermitteln und sie für die nachhaltige Transformation fit zu machen. Wir nennen sie deshalb den „Transformations-Turbo“.

Sustainable Literacy wird in der Transformation der Schlüssel zum Erfolg. Dazu gehört die Sensibilisierung für Compliance-Anforderungen wie auch für das Thema Greenwashing – genau zugeschnitten auf die Anforderungen in verschiedenen Bereichen von Finanzinstituten.

Sustainable Literacy wird in der Transformation der Schlüssel zum Erfolg. Dazu gehört die Sensibilisierung für Compliance-Anforderungen wie auch für das Thema Greenwashing – genau zugeschnitten auf die Anforderungen in Finanzinstituten.

Was unterscheidet die EY Academy of ESG in Financial Services von anderen Online-Learning-Angeboten zum Thema ESG?

Max Weber: Die EY Academy of ESG in Financial Services ist in dieser Form einzigartig. Ich möchte drei Aspekte besonders hervorheben. Erstens die branchenspezifische Fokussierung. Sie ist speziell auf die Anforderungen und Themen von Finanzinstituten zugeschnitten. Während viele Online-Lernplattformen das Thema ESG allgemein behandeln, bietet die EY Academy maßgeschneiderte Inhalte. Zweitens die praktische Anwendbarkeit. Die Masterclasses der Academy sind darauf ausgelegt, den Teilnehmenden praktische Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, die sie direkt in ihrem Arbeitsumfeld anwenden können. Dazu gehören Fallstudien, Workshops und interaktive Elemente, die das Lernen praxisnah gestalten. Und drittens unser Know-how. Die Inhalte basieren auf der jahrzehntelangen Praxiserfahrung von EY in der Beratung von Finanzinstituten. Die Academy ist aus der Praxis für die Praxis.

Wir bieten das Wissen für die Megatrends der Zukunft

Der Transformationsdruck für Unternehmen war noch nie so groß wie heute. Wir sind überzeugt: Gewinner der Transformation werden die Unternehmen mit der besten Personalentwicklung sein. Genau dort setzen die EY Academies an.

Fazit

Sustainable Finance stellt Banken, Versicherungen und Asset-Manager vor komplexe Herausforderungen – von ESG-Kriterien über Klimarisiken im Finanzsektor bis hin zur ESG-Berichterstattung. Die Integration von Nachhaltigkeit in Geschäftsstrategien ist entscheidend für Wettbewerbsfähigkeit und langfristige Wertschöpfung. Besonders gefragt sind ESG-Weiterbildung und Sustainable Literacy, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und Greenwashing zu vermeiden. Die EY Academy of ESG in Financial Services unterstützt Finanzinstitute dabei, die nachhaltige Transformation praxisnah und zielgerichtet umzusetzen.

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