Faszinierende Lichtspuren einer Achterbahn unter einem dramatischen Nachthimmel.

Die deutsche Biotech-Branche und der globale Wettlauf

Erfahren Sie im German Biotechnology Report 2025, wie die deutsche Biotech-Branche im internationalen Vergleich abschneidet.


Überblick

  • Der Finanzierungsboom 2024 endete im ersten Quartal 2025 abrupt. Auch im zweiten Quartal bleibt die Biotech-Finanzierung in Deutschland auf niedrigem Niveau.
  • Trotz steigender Innovations- und Gründungsaktivität sinken Umsatz und Beschäftigung. Dennoch zeigen positive Trends das ungebrochene Potenzial der Branche.
  • Deutschland investiert im internationalen Vergleich zu wenig in Biotechnologie. Zudem steht der Sektor vor vielfältigen Herausforderungen.

Im Jahr 2024 erlebte die Biotech-Branche einen beeindruckenden Finanzierungsboom mit 1,9 Milliarden Euro an neuem Kapital – ein Anstieg von 78 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch der Optimismus währte nicht lange. Laut einer aktuellen Erhebung der Finanzierungszahlen, gemeinsam durchgeführt von EY und BIO Deutschland, ist die Eigenkapitalfinanzierung im ersten Halbjahr 2025 auf ein alarmierend niedriges Niveau gefallen. Mit nur 249 Millionen Euro wurde der tiefste Stand seit der Corona-Pandemie erreicht – ein Rückgang von knapp 71 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als Biotech-Unternehmen im ersten Halbjahr 853 Millionen Euro einsammeln konnten.

Klaus Ort’s Post

Shift in German biotech financing: What you need to know

Biotech-Branche in Deutschland: Anstieg der Schuldenfinanzierung im ersten Halbjahr 2025.

Trotz des dramatischen Rückgangs beim Eigenkapital ist der gesamte Kapitalzufluss nur um 30 Prozent gesunken, dank eines bemerkenswerten Anstiegs der Fremdfinanzierung (von 0 auf 349 Millionen Euro). Einige etablierte Unternehmen ergänzten ihre Eigenkapitalfinanzierung durch nicht verwässernde oder verwässerungsbegrenzende Instrumente, um ihre Liquiditätsreichweite zu verlängern und wichtige Meilensteine zu erreichen. Allerdings ist dieser Weg für frühphasige Biotech-Unternehmen oft nicht zugänglich.

Wachstum gefährdet trotz positiver Trends

Die Anzahl der klinischen Studien, in denen deutsche Biotech-Unternehmen ihre Produkte testen, stieg im Jahr 2024 um vier Prozent auf insgesamt 176 Studien. Während es in Phase 1 einen leichten Rückgang gab, stieg die Zahl der Studien in Phase 2 auf 98 und in Phase 3 auf 21. Die Onkologie bleibt mit 102 laufenden Studien der Hauptfokus der Branche.

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen um vier Prozent auf 4,6 Milliarden Euro – ein sehr positives Zeichen für eine Branche, die grundlegend auf die Stärke ihrer eigenen Innovationsfähigkeit angewiesen ist. Zudem stieg die Anzahl der Neugründungen im Jahr 2024 auf 39, gegenüber nur 24 Neustarts im Vorjahr, was eine erfreuliche Entwicklung in Bezug auf die Translationsdynamik wissenschaftlicher Ideen darstellt.

FuE-Ausgaben von deutschen Biotech-Unternehmen
Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von vier Prozent entspricht.

Zwei große Transaktionen trugen zu einem beeindruckenden Anstieg des M&A-Volumens auf 4,7 Milliarden Euro bei (plus 185 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Trotz dieses hohen Wertes bleibt die M&A-Aktivität der Branche mit nur zehn abgeschlossenen Transaktionen im Jahr 2024 (22 im Jahr 2023) eher gering. Dieser Rückgang der Transaktionszahlen unterstreicht die Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, wenn es darum geht, M&A-Exits in Deutschland zu erreichen. Obwohl hochwertige Deals möglich sind, ist der Weg zu erfolgreichen Akquisitionen komplex.

Einem nachhaltigen Wachstum des deutschen Biotech-Sektors stehen ungünstige Faktoren gegenüber, welche die – an der Basis durchaus gut aufgestellte – Zukunftsbranche ausbremsen.

Der Umsatz der Branche sank im Jahr 2024 auf elf Milliarden Euro, was einem Rückgang von acht Prozent entspricht. Ebenso ging die Anzahl der Beschäftigten um fünf Prozent zurück – auf 56.093 Angestellte in 1.020 Unternehmen. Diese widersprüchlichen Signale verdeutlichen, dass die Branche an einem kritischen Punkt steht. Einem nachhaltigen Wachstum des deutschen Biotech-Sektors stehen ungünstige Faktoren gegenüber, welche die – an der Basis durchaus gut aufgestellte – Zukunftsbranche ausbremsen.
 

Herausforderungen, die nicht ignoriert werden können

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Biotech-Branche steht mehreren Herausforderungen gegenüber:

  • Zugang zu Kapital: Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass das Risikokapital in Deutschland unzureichend ist. In Deutschland wurden etwa 0,02 Prozent des BIP in Biotech investiert, während es beispielsweise im Vereinigten Königreich mehr als das Doppelte (0,05 Prozent) und in der Schweiz sogar das Vierfache (0,08 Prozent) war. Zudem finden die meisten IPOs im Ausland statt, da die lokalen Märkte ungenügend Unterstützung bieten.
  • Fragmentierung des Ökosystems: Es fehlt an einem nationalen Biotech-Hub, der geografische Vorteile wie Synergieeffekte und gebündeltes Talent optimal nutzen kann. Zudem sind die unternehmerischen Anreizstrukturen schwach und die Dateninfrastruktur unterentwickelt.
  • Regulatorische Hürden: Langsame Genehmigungsprozesse, komplexe IP-Rahmenbedingungen und inkonsistente Kommerzialisierungsanreize schrecken Investoren ab und verzögern die Markteinführung neuer Therapien.
  • Talentbindung: Unattraktive Gehälter und begrenzte Karrieremöglichkeiten führen dazu, dass Spitzenforscher Deutschland den Rücken kehren.

Der Weg nach vorn: Handlungsempfehlungen

Um die Herausforderungen zu meistern und die Innovationskraft zu fördern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich:

  1. Institutionelles Kapital aktivieren: Pensions- und Versicherungsfonds für VC-Investments öffnen, um Wachstumsmärkte stärker zu fördern und gleichzeitig das Renditepotenzial zu erhöhen
  2. Scale-up-Fonds initiieren: Spezialisierte Later-Stage-Vehikel schaffen, um vielversprechende Entwicklungen zur Marktreife zu führen
  3. Zentralisierung statt Fragmentierung: Biotech-Cluster besser vernetzen und die internationale Sichtbarkeit erhöhen
  4. Regulierung reformieren: Zulassungsverfahren beschleunigen und dafür digitale Strukturen schaffen
  5. Digitalisierung und KI stärker nutzen: Vermehrt auf digitale Technologien und Künstliche Intelligenz (KI) setzen, um die Effizienz von Prozessen zu erhöhen, Kosten zu senken und Innovationszyklen zu beschleunigen
  6. Internationale Ko-Investments und Allianzen fördern: Frühzeitige globale Sichtbarkeit durch internationale Aktivitäten schaffen

EY German Biotechnology Report 2025: Can the German biotech sector catch up in the global race?

Der Report beleuchtet Trends und Herausforderungen der deutschen Biotech-Branche und zeigt strategische Maßnahmen zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit auf.

Fazit

Die deutsche Biotech-Branche steht vor zahlreichen Herausforderungen, obwohl sie technologisch und unternehmerisch gut aufgestellt ist. Sie hat das Potenzial, nachhaltig eine führende Rolle im globalen Wettbewerb zu spielen, doch der Bericht betont, dass dafür gezielte Maßnahmen erforderlich sind. Vor allem Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) bieten wertvolle Chancen, um bestehende Hürden zu nehmen und Innovationskraft effizient freizusetzen. Durch eine verstärkte Vernetzung mit nationalen und internationalen Partnern kann die Branche Herausforderungen noch effektiver begegnen.

Sind Sie bereit, Teil dieser Transformation zu sein? Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft der deutschen Biotech-Branche gestalten!

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