Pressemitteilung
03 März 2025 

Gender Investment Gap wächst: Startup-Gründerinnen erhalten deutlich weniger Geld als Männer 

  • 194 Frauen und 1.633 Männer erhielten im vergangenen Jahr frisches Kapital für ihre Startups
  • 4 Prozent aller Jungunternehmen, die 2024 Risikokapital erhielten, hatten rein weibliche Gründungsteams – sie sammelten aber nur 1 Prozent des Kapitals
  • Gründerinnen in der Agricultural Technology, E-Commerce und Education am stärksten vertreten
  • Dr. Thomas Prüver: „Für die – ohnehin schon enorme – ,Gender Investment Gap‘ im Startup-Ökosystem bedeutet das Jahr 2024 Rückschritt statt Fortschritt.“ 

Die Schere öffnet sich weiter: Gründerinnen von Startups erhalten viel weniger Risikokapital als Jungunternehmen, die von Männern oder gemischten Teams gegründet werden. In Zahlen: Gerade einmal 43 Millionen Euro flossen 2024 an allein von Frauen gegründete Startups – das bedeutet einen Rückgang um 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als 102 Millionen Euro an Startups mit einem ausschließlich weiblich besetzten Gründungsteam flossen. An Startups, deren Gründungsteams hingegen nur aus Männern bestand, flossen 6,2 Milliarden Euro – plus 1,3 Milliarden Euro bzw. 25 Prozent gegenüber 2023. Damit sank der Anteil rein weiblich gegründeter Jungunternehmen am gesamten Investitionsvolumen von zwei auf ein Prozent. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Startups, die 2024 frisches Kapital erhielten, lag hingegen bei vier Prozent. Das geflossene Risikokapital beträgt damit nur einen Bruchteil dessen, was männliche und gemischte Gründerteams – letztere erhielten 2024 834 Millionen Euro (zwölf Prozent) an Risikokapital – bekamen.

Insgesamt zählten die Gründungsteams der Startups, die 2024 in Deutschland mindestens eine Finanzierungsrunde verzeichneten, 1.827 Personen – 194 (10,6 Prozent) davon waren Frauen. Zum Vergleich: 2023 lag er bei 12,2 Prozent. Betrachtet man die Bundesländer, zeigt sich, dass Frauen in Gründungsteams von Jungunternehmen aus Niedersachsen (18 Prozent) und Hamburg (17 Prozent) überdurchschnittlich stark vertreten waren. Anders sieht es dagegen in Nordrhein-Westfalen (fünf Prozent), Baden-Württemberg und Hessen (jeweils acht Prozent) aus. Berliner Startups lagen 2024 mit einem Frauenanteil in den Gründungsteams von zwölf Prozent nur noch knapp über dem Bundesschnitt.

Das zeigt das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) mit dem Fokus auf Gründerinnen und Gründer. Als Startups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind. Unternehmen, bei denen sich die Zusammensetzung des Gründungsteams nicht recherchieren ließ, flossen nicht in die Analyse ein.

Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY: „Für die – ohnehin schon enorme – Gender Investment Gap im Startup-Ökosystem bedeutete das Jahr 2024 Rückschritt statt Fortschritt. Und das ausgerechnet in dem Jahr, in dem Deutschlands Jungunternehmen den zahlreichen Marktherausforderungen trotzen konnten und sich nach einer Talsohle in den vergangenen Jahren stabilisiert haben. Während die Investitionssummen in deutsche Startups insgesamt wieder stiegen, konnten rein weibliche Gründungsteams nicht von diesem Aufwind profitieren – sie erhielten deutlich weniger als im Vorjahr.“

Frauenanteil an Gründungsteams sinkt

Betrachtet man die Geschlechterverteilung innerhalb der Startup-Gründungsteams in Relation zur Größe der Finanzierungsrunden, wird die Diskrepanz ebenfalls deutlich. Bei den Jungunternehmen, die eine Finanzierung von mindestens 50 Millionen Euro erhielten, betrug der Anteil von Frauen in den Gründungsteams nur 7,1 Prozent. Eine Ausgangslage, die Raum für Entwicklung bietet, so Prüver. Diversität sei ein Schlüssel zum Markterfolg – nicht als Selbstzweck, sondern um Erfolge zu erzielen: „Vielfalt fördert Kreativität und Innovation und führt zu einem größeren Ideenpool. Wenn in einer männlich dominierten Wirtschaftswelt männlich dominierte Investoren fast ausschließlich in Startups männlicher Gründer investieren, dann läuft etwas grundlegend schief.“

Frauen engagieren sich kaum in der Branche, in die das meiste Geld fließt

Ein weiterer Grund für die Gender Investment Gap ist der erkennbar unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründerinnen und Gründern. So erhielt der Sektor Software & Analytics 2024 mit Abstand das meiste Risikokapital, der Frauenanteil lag hier allerdings bei unterdurchschnittlichen 7,4 Prozent; im Bereich Energy ist der Anteil mit 3,2 Prozent sogar noch geringer.

Positiv zu erwähnen ist jedoch, dass in den aus Investorensicht ebenfalls attraktiven Bereichen Health (Frauenanteil: 16,3 Prozent), Climate-Tech (19,4 Prozent) und E-Commerce (23 Prozent) der Anteil der Gründerinnen inzwischen überdurchschnittlich hoch ist, am stärksten vertreten sind sie im Bereich Agricultural Technology (25 Prozent). Prüver: „In Teilen sehen wir eine positive Entwicklung – vor allem in den Sektoren, die hohe Investitionssummen erzielen und deren Know-how aus dem MINT-Bereich kommt. Allerdings: Bei Technologie-Startups, die aktuell sehr viel Kapital einsammeln und der wichtigste Wachstumsmotor der Szene sind, sind Frauen nur sehr selten in den Gründungsteams vertreten.“

Die komplette Analyse können Sie hier kostenlos herunterladen.

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EY im Überblick

EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt mehr als 11.100 Mitarbeitende an 18 Standorten. Gemeinsam mit den rund 395.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting und Immobilienberatung.

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