- Umsatz der 20 größten Autokonzerne der Welt stieg im ersten Quartal 2025 leicht – um 1,3 Prozent
- Umsatzminus der deutschen Autobauer um 2,3 Prozent – führende chinesische Autokonzerne wachsen um 15 Prozent
- Gewinn schrumpft bei allen Konzernen zusammen um 20 Prozent, bei den deutschen um 33 Prozent
- Kia, Suzuki und BMW führen das Margenranking an
Während sich die Krise der etablierten Autokonzerne im ersten Quartal weiter vertieft hat, bleiben die führenden asiatischen – insbesondere die chinesischen – Autokonzerne auf Wachstumskurs. So stieg der Umsatz der 20 weltweit führenden Autokonzerne im ersten Quartal dieses Jahres zwar um 1,3 Prozent. Dabei verzeichneten aber die deutschen und die US-amerikanischen Autobauer Umsatzrückgänge von 2,3 bzw. 2,9 Prozent. Die japanischen Autobauer konnten ihren Umsatz hingegen um 5,8 Prozent steigern, die vier führenden chinesischen Autobauer – das sind BYD, Geely, SAIC und Great Wall Motor – legten zusammen sogar um knapp 15 Prozent zu.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Gewinn, der bei den deutschen und US-amerikanischen Autokonzernen deutlich schrumpfte – um 33 bzw. 32 Prozent –, während die japanischen Hersteller einen Gewinnrückgang von „nur“ 16 Prozent verzeichneten und die chinesischen Hersteller zusammen ein Gewinnplus von 66 Prozent vermeldeten. Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 20 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.
Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West: „Die etablierten westlichen Konzerne befinden sich im Krisenmodus. Die Konjunkturschwäche führt zu Kaufzurückhaltung bei den Kunden, und hohe Kosten und das nur langsame Wachstum im Elektrosegment sorgen für erhebliche Belastungen. Hinzu kommt das Wegbrechen des chinesischen Marktes, auf dem einheimische Player zunehmend die bisherigen westlichen Marktführer verdrängen.“ Laut Gall wird sich die Krise im Lauf dieses Jahres weiter zuspitzen: „Die Autoindustrie muss gerade an vielen Fronten kämpfen, für einige etablierte Hersteller steht das komplette Geschäftsmodell auf dem Spiel. Wenn die Gewinne weiter erodieren, wird sich bei einigen Herstellern die Existenzfrage stellen, denn der Wettbewerbsdruck in der Autobranche ist derzeit brutal.“
Zuletzt sind die Margen bei den meisten nicht-chinesischen Herstellern gesunken, immerhin sechs Unternehmen kamen im ersten Quartal auf eine Gewinnmarge von unter drei Prozent. Am profitabelsten war im ersten Quartal der südkoreanische Autobauer Kia mit einer Marge von 10,7 Prozent, vor Suzuki (10,6 Prozent) und BMW (9,3 Prozent). Dicht dahinter folgt Geely als profitabelster unter den großen chinesischen Autobauern mit einer Marge von 9,2 Prozent. Aber nicht für alle chinesischen Autobauer wachsen die Bäume in den Himmel: So legten im ersten Quartal die Gewinne von Geely und BYD zwar deutlich – um 324 bzw. 90 Prozent – zu, SAIC und Great Wall Motor verzeichneten hingegen Gewinnrückgänge von 34 Prozent bzw. 52 Prozent.
Deutsche Autokonzerne mit Umsatz- und Gewinnrückgang
Für die deutschen Autobauer läuft es aktuell nicht gut. Ihr Pkw-Absatz stagnierte im ersten Quartal auf Vorjahresniveau, der Umsatz schrumpfte leicht, der Gewinn brach kräftig ein. Für die Schwäche der deutschen Autokonzerne sieht Gall mehrere Gründe. „Hohe Investitionen in die Elektromobilität bei gleichzeitig niedrigen Absatzzahlen, Restrukturierungskosten, Rückrufe und Lieferkettenstörungen sorgen für Probleme. Auch hohe Investitionen in neue Modelle und Innovationen kosten viel Geld und belasten die Marge.“
Im ersten Quartal sanken allerdings die Aufwendungen der drei deutschen Autokonzerne für Forschung und Entwicklung leicht – um vier Prozent auf 7,7 Milliarden Euro. „In den vergangenen Jahren waren die Forschungsausgaben kontinuierlich gestiegen, was allerdings auch auf veraltete und ineffiziente Prozesse in diesem Bereich zurückzuführen war“, so Gall. Inzwischen habe ein Umdenken eingesetzt: „Gerade der Erfolg der chinesischen Anbieter hat gezeigt: Es geht nicht darum, einfach viel Geld zu investieren. Mindestens ebenso wichtig sind Schnelligkeit, Flexibilität und eine klarere Fokussierung aller Investitionen im Hinblick auf den eigenen Markenkern, das eigene Leistungsversprechen und das passende Fahrzeugportfolio.“
Hersteller setzen auf Kostensenkungen
Nach Galls Einschätzung werden die etablierten Hersteller ihre Kostensenkungsmaßnahmen in den kommenden Monaten und Jahren eher noch verstärken: „In den Chefetagen herrscht Alarmstimmung und die Bereitschaft, auch unpopuläre und sehr einschneidende Maßnahmen zu ergreifen. Das Ziel ist ein Gesundschrumpfen: Die Kostenstrukturen auch der deutschen Hersteller müssen deutlich wettbewerbsfähiger werden. Dazu gehören ein Abbau von Hierarchieebenen und eine deutliche Verschlankung der indirekten Bereiche.“ Die Hersteller hätten erkannt, dass sie die Komplexität reduzieren und gleichzeitig deutlich schneller werden müssen: „Kürzere Entwicklungszyklen, schnellere Entscheidungen – das ist das Ziel.“
Letztlich gehe es bei den etablierten Herstellern darum, die eigene Transformation massiv zu beschleunigen: „Die westlichen Autokonzerne müssen sich komplett neu erfinden. Dazu gehört die konsequente Digitalisierung der Unternehmensprozesse und die Vereinheitlichung der Datenstrukturen als Grundvoraussetzung für den flächendeckenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz sowohl in den indirekten Funktionen als auch insbesondere in der Entwicklung. Zudem sind die Zeiten der Einzelkämpfer endgültig vorbei: Die Zukunft gehört Allianzen in den Bereichen Software, Elektromobilitäts-Ökosystem (z.B. Ladeinfrastrukturen) sowie Batterien und Halbleiter.“
Einbruch in China, große Herausforderungen in den USA
Die nötige strategische Neuausrichtung der Hersteller fällt in eine Zeit, in der die Herausforderungen auf den wichtigsten Absatzmärkten immer größer werden. So mussten die meisten westlichen Hersteller in China im ersten Quartal Absatzeinbußen hinnehmen, darunter auch die deutschen Autokonzerne, deren China-Absatz in Summe um zehn Prozent schrumpfte. Dadurch sank auch der China-Anteil am weltweiten Gesamtabsatz der deutschen Konzerne: Von 32,1 Prozent im Jahr 2024 auf 30,1 Prozent im ersten Quartal 2025. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2020 entfielen auf China noch 39,4 Prozent der weltweiten Pkw-Verkäufe der deutschen Autokonzerne.
Positiv entwickelte sich für die deutschen Konzerne hingegen zwar der Absatz in den USA, wo die Pkw-Verkäufe im ersten Quartal um zwei Prozent zulegten. Die US-Hersteller und die japanischen Autobauer konnten in den USA allerdings mit Wachstumsraten von fünf bzw. vier Prozent stärker zulegen als die deutschen. Dieses Absatzwachstum könne zudem nicht darüber hinwegtäuschen, dass, so Gall, „aktuell ein riesengroßes Fragezeichen hinter dem US-Markt steht“. Das Hin und Her bei der Zollpolitik und vor allem die Aussicht auf sehr hohe US-Einfuhrzölle für Autos und Autoteile aus der EU führten bereits zu massiver Verunsicherung in der gesamten Branche, so Gall: „Im schlimmsten Fall werden die angedrohten hohen Zölle Milliarden-Einbußen nicht nur bei den europäischen, sondern auch bei den US-Herstellern zur Folge haben. Die Margen werden weiter nach unten gehen, der Abstand zu den chinesischen Herstellern, die nicht in den USA vertreten sind, wird sich weiter vergrößern.“