- Banken blicken mit großer Mehrheit positiv auf eigene Geschäftsentwicklung
- Konsolidierungsdruck wird unverändert hoch angesehen
- Wettbewerb durch Neobanken, Payment-Anbieter und Nicht-Banken nimmt zu
- Cybersicherheit und mobile Anwendungen sind aktuell Top-Themen
Banken in Deutschland sind deutlich optimistischer hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung als vor einem Jahr: 55 Prozent der befragten Geldhäuser erwarten eine leichte Verbesserung der Wirtschaftslage in den kommenden zwölf Monaten, vor einem Jahr lag dieser Anteil bei nur 30 Prozent. Rund 27 Prozent rechnen hingegen mit einer Eintrübung.
Positiv beurteilen die Finanzinstitute ihre eigene derzeitige Geschäftsentwicklung. 93 Prozent der befragten Häuser bewerten diese als positiv, das ist der höchste Anteil seit 2018. Im Vorjahr lag der Wert minimal darunter mit 92 Prozent. Allerdings ist der Anteil der befragten Finanzinstitute, die mit der eigenen Geschäftsentwicklung uneingeschränkt zufrieden sind, mit acht Prozent auf den niedrigsten Wert im Untersuchungszeitraum gesunken. Im August 2019 lag dieser Anteil noch bei immerhin 25 Prozent.
Beim Blick nach vorn herrscht ähnlicher Optimismus: 86 Prozent der befragten Finanzinstitute rechnen damit, dass sich das eigene operative Geschäft in den kommenden 12 Monaten positiv entwickeln wird, neun Prozent rechnen sogar mit einer sehr positiven Entwicklung.
Zum Thema Konsolidierung im deutschen Bankensektor gab es erwartbare Antworten. 56 Prozent der Institute rechnen in den kommenden 12 Monaten mit weiteren Konsolidierungsschritten im Bankensektor, für die kommenden drei Jahre erwarten sogar vier von fünf Instituten entsprechende Aktivitäten. Eine abnehmende Konsolidierungsaktivität erwarten hingegen sowohl auf kürzere als auch auf mittlere Sicht nur wenige Banken (drei bzw. neun Prozent).
Das sind Ergebnisse des aktuellen „Bankenbarometers“ der Wirtschafts-prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Für die Studie wurden 100 Finanzinstitute im April 2025 in Deutschland befragt.
„Rund drei Viertel der befragten Institute haben ihre Geschäftsstrategien in der jüngeren Vergangenheit an die komplexen geopolitischen Entwicklungen angepasst. Gleichzeitig gehen Banken in Deutschland von einer leichten Verbesserung der Wirtschaftslage in Deutschland aus und bewerten ihre eigenen Geschäftsaussichten als eher positiv,“ resümiert Ralf Eckert, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY.
Dennoch bleiben vier von fünf Instituten auch vorsichtig. 82 Prozent der befragten Geldhäuser rechnen damit, dass die Kreditrisiken infolge des Strukturwandels der deutschen Wirtschaft zunehmen werden. Infolgedessen geht fast jedes zweite befragte Finanzinstitut (49 Prozent) davon aus, dass sich die Kreditvergabepolitik gegenüber Unternehmen in den kommenden 6 Monaten restriktiver gestalten wird als zuletzt; 44 Prozent erwarten keine Veränderungen in der Kreditvergabepolitik.
„Mit Blick auf die externen Faktoren überrascht es daher nicht, dass Banken für die kommenden 12 Monate die besten Perspektiven im gehobenen Privatkundengeschäft und im Service rund um Wertpapierdienstleistungen sehen“, ergänzt Gunther Tillmann, Leiter des Bereiches Banken und Kapitalmärkte bei EY. „Auch das Thema Filialschließungen bleibt auf der Agenda weit oben, keines der befragten Institute geht davon aus, dass die Zahl konstant bleibt. Rund 60 Prozent rechnen mit einem Rückgang von mindestens 5 Prozent bis 2026.“
Neue Erlöse durch Sonderschulden der öffentlichen Hand
Gut sieben von zehn befragten Banken (71 Prozent) sehen in der Finanzierung des Strukturwandels der deutschen Wirtschaft für die kommenden 12 Monate eine zusätzliche Einnahmequelle; jedes dritte Geldhaus (34 Prozent) will zusätzliche Einnahmen mit Bezug zu Nachhaltigkeit / ESG generieren; und 23 Prozent der befragten Institute erwarten Einnahmen durch die Finanzierung von Verteidigung und Sicherheit. Digitale Assets und Kryptowährungen spielen als zusätzliche Einnahmequelle eine noch untergeordnete Rolle.
So genannte Lockangebote bei den Einlagenzinsen haben deutlich an Relevanz verloren. Nur ein gutes Fünftel der befragten Finanzinstitute bieten aktuell entweder unterschiedliche Einlagenzinsen für Neukunden im Vergleich zu Bestandskunden an oder legen spezielle Angebote oder Zinssätze auf zur Generierung neuer Einlagen.
Cybersicherheit sowie Generative KI weiterhin im Fokus
„Mehr als die Hälfte der befragten Finanzinstitute priorisieren vier Bereiche: Cybersecurity, Entwicklung von mobilen Bankdienstleistungen, nachhaltige Produkte und digitale Zahlungslösungen,“ sagt Gunther Tillmann. „Blockchain, Quantum Computing und digitale Assets sind unverändert von geringer Bedeutung.“
Dagegen hat die Relevanz von KI-Lösungen im Jahresvergleich nochmals zugenommen. Fast ein Drittel der Banken hat bereits mögliche Einsatzgebiete identifiziert, fast die Hälfte plant den zeitnahen Einsatz. 71 Prozent der befragten Finanzinstitute sehen derzeit das größte Potenzial für GenAI im Back Office, nur sechs Prozent im Front Office, also an der Schnittstelle zum Kunden.
Banken suchen Mitarbeitende
„Erfreulich ist, dass fast jedes dritte befragte Finanzinstitut in den kommenden Monaten neues Personal einstellen will“, erklärt Gunther Tillmann. „Dieser Trend aus dem Vorjahr setzt sich also fort.“ Neue Mitarbeitende werden vorrangig im Risikomanagement sowie in der Compliance und der IT gesucht.
Vorsichtiger Optimismus ist auch bei der Bewältigung des demographischen Wandels zu beobachten. Mehr als 60 Prozent der befragten Bankmanager gehen davon aus, dass sie genügend neue Mitarbeiter einstellen können; weitere 21 Prozent der Befragten halten dies für möglich.
Zugleich setzen die Bankmanager aber auch mit großer Mehrheit auf den Einsatz neuer Technologien, neue Delivery Modelle und Sourcing-Strategien, um steigende Kosten durch Inflation sowie Investitionen in Technologie und Mitarbeitende zu begegnen.
Resilienz und Innovationsfähigkeit
Die befragten Finanzinstitute bewerten mögliche Korrekturen an den Immobilienmärkten (69 Prozent) und mögliche Kreditausfälle (58 Prozent) als die für sie relevantesten Risiken, gefolgt von möglichen Cyberattacken (45 Prozent). Die Auslagerung von IT-Dienstleistungen wird immerhin von jedem vierten Institut zu den relevantesten Risiken gezählt – noch vor möglichen signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten.
Jeder dritte Bankmanager empfindet allerdings die aktuellen regulatorischen Anforderungen als Nachteil für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit insbesondere im internationalen Vergleich. Bei den aktuellen regulatorischen Entwicklungen werden in diesem Kontext mit weitem Abstand Basel und CRR III sowie DORA als besonders relevant eingestuft. Die Regulierungen zur EU-Geldwäscheverordnung (AMLA) sowie die Öffnung der Kundenschnittstelle zur Verwendung der Finanzdaten (Open Finance/FIDA) müssen ihre volle Relevanz erst noch entfalten.