- Gewinn sinkt um 15 Prozent – Profitabilität stark rückläufig
- Gesamtumsatz der 100 Top-Unternehmen Deutschlands steigt in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres um 0,6 Prozent
- Beschäftigung leicht gesunken
Der Negativtrend bei der Gewinnentwicklung der 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands setzt sich fort: Insgesamt schrumpfte der Gewinn um 15 Prozent auf 102 Milliarden Euro, gut jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) verzeichnete einen niedrigeren Gewinn als im Vorjahr.
Immerhin: Nach zwei Jahren mit deutlichen Umsatzrückgängen brachte das Jahr 2025 den Konzernen bislang erstmals wieder ein leichtes Umsatzplus: in Summe um 0,6 Prozent auf 1,55 Billionen Euro. Damit lag das Umsatzwachstum allerdings unter der aktuellen Inflationsrate. Immerhin 58 Prozent der Unternehmen legten beim Umsatz zu.
Mit Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW belegen erneut drei Autokonzerne die ersten drei Ränge im Umsatzranking. Insgesamt schrumpfte der Umsatz der im Ranking vertretenen Automobilunternehmen allerdings um zwei Prozent, ihr Gewinn hat sich sogar fast halbiert.
In der Liste der gewinnstärksten Unternehmen liegt die Deutsche Telekom an der Spitze, die in den ersten neun Monaten einen operativen Gewinn von 19,4 Milliarden Euro erwirtschaftete – neun Prozent mehr als im Vorjahr. Auf den Plätzen zwei bis vier folgen Siemens, BMW und SAP.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Entwicklung der 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen Deutschlands im Zeitraum Januar bis September 2025 durch die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Banken und Versicherungen wurden nicht mit einbezogen, da hier der Umsatz keine relevante Kennzahl ist.
„2025 war ein weiteres Krisenjahr für die deutsche Wirtschaft“, sagt Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland. „Die Konjunktur schwächelt, geopolitische Konflikte und die US-Handelspolitik sorgen für Investitionszurückhaltung und Verunsicherung sowohl bei Unternehmen wie auch bei Privatleuten. Zudem drängen vor allem chinesische Unternehmen zunehmend auf den Weltmarkt und sorgen für zusätzlichen Wettbewerbs- und Kostendruck. Gerade die stark exportorientierten deutschen Industrieunternehmen hatten es im Jahr 2025 nicht leicht.“
Die stärksten Einbußen beim Gewinn ergaben sich für die Unternehmen aus der Autoindustrie, die insgesamt einen Gewinneinbruch von 46 Prozent verzeichneten, und die Chemiekonzerne, deren Gewinn sogar um 71 Prozent einbrach. Auf der anderen Seite haben die IT-Unternehmen ihren Gewinn fast verdoppelt, Unternehmen aus dem Gesundheitssektor konnten immerhin ein Gewinnwachstum um 40 Prozent vorweisen.
Die verschiedenen Krisen träfen die Unternehmen unterschiedlich stark, betont Brorhilker: „Der Finanzbranche geht es relativ gut, Technologieunternehmen ebenfalls, die Rüstungsbranche boomt. Viele deutsche Top-Unternehmen haben zudem in den vergangenen Jahren ihr Geschäftsmodell transformiert, sich grundlegend neu aufgestellt und sich teils auch neuen Märkten zugewandt. Unterm Strich bleibt der hohe Internationalisierungsgrad vieler deutscher Konzerne eine große Stärke der deutschen Wirtschaft.“
Profitabilität deutlich gesunken
Aufgrund des starken Gewinnrückgangs sank auch die durchschnittliche Profitabilität der Unternehmen. Die Durchschnittsmarge ging von 7,8 auf 6,6 Prozent zurück und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Corona-Jahr 2020. Die Mehrheit der Unternehmen – 54 Prozent – verzeichnete eine gesunkene Gewinnmarge. „Viele Unternehmen haben zwar ambitionierte Kostensenkungsprogramme aufgesetzt, um den anhaltenden Margenverfall aufzuhalten. Solche Maßnahmen wirken aber oft erst zeitversetzt. Zumindest bislang haben es die deutschen Konzerne insgesamt nicht geschafft, das Ruder herumzureißen und ihre Profitabilität zu steigern“, sagt Brorhilker.
Die margenstärksten Unternehmen im Ranking sind im laufenden Jahr der Fachverlag Springer Nature, der seine Marge von 27,7 auf 28,6 Prozent steigern konnte. Dahinter liegen der Softwarekonzern SAP (26,8 Prozent) und der Flughafenbetreiber Fraport (22,7 Prozent).
An der regionalen Verteilung der Top 100 Unternehmen hat sich im Lauf des vergangenen Jahres relativ wenig geändert. Nordrhein-Westfalen ist erneut mit 28 Unternehmen Spitzenreiter. Dahinter folgen Bayern (wie im Vorjahr 22) und Baden-Württemberg (15 Unternehmen – zwei weniger als im Vorjahr). Nur zwei der 100 Unternehmen haben ihren Sitz in einem der ostdeutschen Bundesländer.
Etwa 17.500 Jobs verloren gegangen
Die Zahl der Beschäftigten bei den untersuchten Unternehmen sank im Jahresverlauf leicht um 0,4 Prozent bzw. um etwa 17.500. Seit 2023 sind sogar etwa 100.000 Stellen verloren gegangen. Immerhin: 47 Unternehmen meldeten im laufenden Jahr einen Beschäftigungsanstieg – nur bei 39 Unternehmen sank die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die übrigen Unternehmen machen keine Angaben zur Beschäftigtenzahl.
Das börsennotierte Unternehmen mit den meisten Mitarbeitern ist nach wie vor mit großem Abstand Volkswagen: Bei dem Wolfsburger Autokonzern waren zum 30. September 2025 insgesamt etwa 633.000 Menschen beschäftigt. Auf den Rängen zwei und drei folgen die DHL Group mit etwa 537.000 und Siemens mit 318.000 Beschäftigten.
„Viele deutsche Top-Konzerne stehen bei Neueinstellungen auf der Bremse und bauen vor allem in der Verwaltung Stellen ab – insbesondere im Inland“, beobachtet Brorhilker. „Dabei sehen wir auch Auswirkungen der zunehmenden Implementierung von KI-Technologien. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte angespannt bleiben, gerade für Berufseinsteiger.“
Trotz der aktuell schwachen Umsatz- und Gewinnentwicklung ist Brorhilker vorsichtig optimistisch, dass 2026 besser wird: „Von der deutschen Autoindustrie gab es im Jahr 2025 vor allem schlechte Nachrichten. Aber die strategische Neuausrichtung und starke neue Modelle auch und gerade im Elektrosegment bieten durchaus Chancen, dass das Tal der Tränen bald durchschritten sein wird und die Anpassung an die neuen Realitäten gelingen kann. Zum Wachstumsmotor wird die deutsche Industrie allerdings wohl auch im kommenden Jahr nicht. Diese Rolle kommt weiterhin anderen Branchen wie dem Technologiesektor zu. Eine Beruhigung der geopolitischen Lage, verbunden mit dem Investitionspaket der Bundesregierung könnte aber eine konjunkturelle Trendwende einleiten, von der viele Branchen profitieren dürften.“