Markttrends: Dekarbonisierung, Versorgungssicherheit und Digitalisierung
Dekarbonisierung ist weiterhin das zentrale Thema in der Energiebeschaffung. Im Zuge der Krise ist für die 112 befragten europäischen Unternehmen jedoch die Sicherheit der Versorgung stärker in den Fokus gerückt. Während sie für Energieversorger immer noch bedeutend ist, ist die Digitalisierung für Industrieunternehmen weniger wichtig.
Sorge bereiten den Unternehmen die stark schwankenden Preise. Staatliche Eingriffe in die Energiepreise sehen jedoch sowohl Erzeuger als auch die Industrie wegen der befürchteten Wettbewerbsverzerrungen kritisch. Während die Befragten Anreize für den Ausbau der erneuerbaren Energien befürworten, würde ein gedeckelter Industriestrompreis aus ihrer Sicht die Ambitionen der Unternehmen für den Ausbau eigener Anlagen und einen flexibleren Stromverbrauch bremsen.
Megatrend Dekarbonisierung
94 %der europäischen Industrieunternehmen sehen die Senkung des CO2-Ausstoßes als wichtigstes Thema bei der Energiebeschaffung.
Strategie: grüner Strom und Wasserstoff als Energieträger der Zukunft
Regulatorischer Druck und die Nachfrage zwingen Unternehmen, ihre Strategie so auszurichten, dass sie gleichzeitig den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen und die Emissionen reduzieren. Derzeit nutzt etwa jedes fünfte Industrieunternehmen zum Großteil Strom aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 will die Mehrheit über 80 Prozent ihres Strombedarfs aus regenerativen Kapazitäten decken. Große Hoffnungen setzen die befragten Unternehmen in den Ausbau der Infrastruktur für grünen Wasserstoff als Ersatz für Erdgas.
Umsetzung: langfristige Verträge und eigene Anlagen
Eine krisenfeste und nachhaltigere Energieversorgung fußt auf verschiedenen Quellen und Kanälen, um die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten und Energieträgern zu reduzieren. Bedingt durch die steigende Nachfrage nach grünem Strom setzen Industrieunternehmen vermehrt auf langfristige Bezugsverträge mit Erzeugern (Power Purchase Agreements, PPAs) und Herkunftsnachweise. Daneben steigt der Anteil selbst produzierter Energie. Eigene Anlagen tragen wesentlich zur sicheren Versorgung bei und punkten zugleich bei Umweltaspekten.
Die Umfrage zeigt, dass die Unternehmen trotz und gerade wegen der Krise den Aufbruch in eine resiliente und nachhaltige Energiebeschaffung bis 2030 planen. Energieerzeuger und Industrie wollen dabei gleichzeitig die Energiewende vorantreiben, die Versorgung sicherstellen und Energie bezahlbar halten. So viel ist sicher: Es wird weitreichende Veränderungen und erhebliche Investitionen brauchen, um die richtige Balance zu finden.
Co-Autoren: Fabian Bierdel, Dr. Anna Kutovaya, Justus Nowak, Pankhuri Verma, Peter Horak
Fazit
Der russische Angriff auf die Ukraine hat für Industrie und Verbraucher einen schmerzhaften Preisanstieg ausgelöst und Abhängigkeiten aufgezeigt. Für die Energiewirtschaft in Europa geht es jetzt neben Dekarbonisierung vor allem um Versorgungssicherheit. Die Umfrage von BDEW und EY zeigt, mit welchen Strategien Erzeuger und Industrie bis 2030 die Energiewende vorantreiben, die Versorgung sicherstellen und Energie bezahlbar halten wollen.