4 Minuten Lesezeit 29 November 2022
Frau trägt Mixed-Reality-Smartbrille

Wie Global Business Services zu digitalen Katalysatoren werden

Autoren
Niklas Oldiges

Leiter Global Business Services, EY Consulting GmbH | Deutschland

Begleitet Kunden bei der Transformation ihrer Verwaltung in flexible und anpassungsfähige Global-Business-Services-Organisationen. Genießt in seiner Freizeit mit seiner Frau und zwei Söhnen die Natur.

Karsten Quirini

Director, Business Consulting, EY Consulting GmbH | Deutschland

Begeisterter Global Business Services Berater. Begleitet Kunden seit vielen Jahren bei Shared-Service- und GBS-Transformationsprojekten – von der Strategie bis zur Implementierung.

4 Minuten Lesezeit 29 November 2022

Was macht den Erfolg einer GBS-Organisation aus? Diese Frage hat EY im Rahmen einer ausführlichen Unternehmensbefragung untersucht.

Überblick
  • In GBS bündeln Unternehmen administrative Funktionen, unter einer einheitlichen Steuerung.
  • Die Einheiten können einen erheblichen Beitrag zu einer erfolgreicher Transformation und Digitalisierung leisten.
  • Die Erfolgsfaktoren von GBS hat EY durch die Befragung von rund 90 Unternehmen analysiert.

Als Trend ist die Digitalisierung schon einige Jahre alt. Doch sie schreitet unabänderlich voran – und hat in den vergangenen zwei Jahren nicht zuletzt durch die COVID-19-Pandemie noch einmal einen deutlichen Schub erfahren. Neue Arbeitsformen, weniger direkte Kontakte und Fortschritte bei Technologien wie Robotics und künstlicher Intelligenz haben dazu beigetragen.

Global Business Services als multifunktionale Einheit für Transformation

In der Unternehmenswelt zeigen sich Global Business Services (GBS) als entscheidende Treiber für den immer stärkeren Einsatz digitaler Lösungen. GBS sind eine Weiterentwicklung der Shared Services Centers (SSC), in die viele Konzerne seit den 1990er-Jahren Unterstützungsfunktionen wie Buchhaltung, Einkauf, Personalwesen oder die Kontrolle der Lieferketten ausgelagert haben. Anders als bei früheren Auslagerungen, meist in Niedriglohnländer in Osteuropa oder Südostasien, stehen aber bei GBS Einsparungen nicht im Vordergrund.

Vielmehr geht es darum, eine multifunktionale Einheit für Transformation zu schaffen, die Wandel vorantreibt und hilft, das Silodenken innerhalb des Unternehmens aufzubrechen. Im hauseigenen GBS werden dabei Dienstleistungen für unterschiedliche Funktionen aus zahlreichen geografischen Regionen zusammengefasst. Sie berichten meist an eine zentrale Einheit und sind nicht den einzelnen Abteilungen unterstellt.

Doch was macht den Erfolg einer solchen Einheit aus? Wie weit sind Firmen bei der Umsetzung? Wo lauern Schwierigkeiten? Welches Vorgehen verspricht Erfolg?

Umfangreiche Untersuchung von EY zu Erfolgsfaktoren

EY hat im Rahmen einer umfangreichen Analyse über 90 Unternehmen mit etablierter GBS-Organisation untersucht, um diese Fragen zu beantworten, Hinweise auf Strategien zu erhalten und Merkmale erfolgreicher Vorreiter auszumachen. Beleuchtet wurde unter anderem, wie der Reifegrad eines GBS und seine Handlungsfähigkeit innerhalb des Unternehmens mit dem Grad der Digitalisierung verknüpft sind, welche Rolle die übergreifende digitale Strategie spielt und wie verschiedene digitale Werkzeuge die Effizienz, die Bewertung und die Wahrnehmung des Gesamtkonzerns durch Interessengruppen beeinflussen. 

Woman wearing mixed reality smartglasses touching transparent screen

EY Digital GBS Maturity Study

The past two years have seen a rapid acceleration in enterprise digitization, driven in part by the Covid-19 pandemic. Within organizations, one strong enabler of transformation has been the rise of Global Business Services (GBS) – now a key pillar of many digital strategies.

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Ganz eindeutig unterstreichen die Antworten der Befragten, dass ein maßgeblicher Zusammenhang zwischen der Reife einer GBS-Organisation – gemessen unter anderem am Umfang der Aufgaben, die diese übernimmt – und dem Stand der Digitalisierung besteht.

Organisatorische Einbindung definiert Reifegrad der GBS Organisation

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Ist eine GBS-Organisation strategisch auf die Erzielung von Mehrwert für das Gesamtunternehmen ausgerichtet, etwa durch das Anbieten digitaler Services, führt das zu besseren Ergebnissen als bei enger definierten Zielen, etwa die Leistungsfähigkeit auszubauen oder die Effizienz zu steigern. Unterstreichen lässt sich durch die Analyse auch die Bedeutung der organisatorischen Einbindung. In den am besten aufgestellten Unternehmen hat die Leitung des GBS Organisation einen direkten Berichtsweg zum Vorstand oder sogar einen Platz in der Führungsrunde.

Eine herausgehobene Rolle kommt auch der „Global Process Owner“-Organisation zu. Auf diesen ganzheitlichen Ansatz, bei dem ein Ansprechpartner für einzelne Prozesse im Unternehmen global verantwortlich ist, setzt heute die überwiegende Mehrzahl der Firmen, die mit GBS arbeiten. Doch hängt wiederum einiges von der Ausgestaltung dieser Rolle ab, speziell von den Entscheidungsbefugnissen der Expertin oder des Experten. Je umfangreicher diese ausfallen, am besten gekoppelt mit Budgetverantwortung, stärker sind Prozesse standardisiert und digitalisiert.

Statt Auslagerung Karriereoptionen im eigenen Haus

Damit erfüllen diese Aufgaben auch eine der Funktionen, die Sanjay Patel, Leiter Takeda Business Solutions (TBS), der GBS des Pharmakonzerns Takeda, als Motivation für das Modell herausstreicht: „Statt dem Trend zum Outsourcing zu folgen, hat sich TBS entschieden, diese Fähigkeiten inhouse zu entwickeln, mit dem Ziel, den Erfahrungshorizont der Angestellten zu erweitern, inspirierende, erfüllende Karriereoptionen zu bieten und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern“, erläutert Patel im Rahmen eines Interviews, das als Praxisstudie Teil der Untersuchung von EY ist. TBS hat gemeinsam mit der hauseigenen IT ein Innovationszentrum aufgebaut, um digitale Lösungen zu unterstützen, etwa mit künstlicher Intelligenz, Robotiks und Automatisierung.

Reife GBS Organisationen schaffen durch konsistente Strategien und gebündelte Fähigkeiten digitalen Mehrwert für das gesamte Unternehmen.

Zu den zentralen Voraussetzungen des Erfolgs gehört eine umfassende GBS Digital-Strategie, die intensiv kommuniziert werden sollte. Das gilt nicht nur für die eingesetzten Technologien und die eingesetzten Methoden, sondern auch für die jeweiligen Bereiche, wie Record-to-Report, Hire-to-Retire oder Service-Management.

Mehr Kunst als strikte Wissenschaft

Unterm Strich macht die Studie von EY deutlich, dass sich GBS-Organisationen als wichtiger Treiber der Digitalisierung – und damit auch der Wertsteigerung für Unternehmen – bezahlt machen. Klar wird aber auch, dass die Umsetzung der Digitalisierungsinitiativen keinen strengen wissenschaftlichen Regeln folgt. Vielmehr ist sie eine Kunst.

Fazit

Global Business Services helfen, die Digitalisierung eines Konzerns voranzutreiben. Damit die Transformation gelingt, müssen aber viele Variablen stimmen, von den richtigen Zielsetzungen über die organisatorische Einbindung bis hin zu den Berichtslinien. 

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Niklas Oldiges

Leiter Global Business Services, EY Consulting GmbH | Deutschland

Begleitet Kunden bei der Transformation ihrer Verwaltung in flexible und anpassungsfähige Global-Business-Services-Organisationen. Genießt in seiner Freizeit mit seiner Frau und zwei Söhnen die Natur.

Karsten Quirini

Director, Business Consulting, EY Consulting GmbH | Deutschland

Begeisterter Global Business Services Berater. Begleitet Kunden seit vielen Jahren bei Shared-Service- und GBS-Transformationsprojekten – von der Strategie bis zur Implementierung.