Wie die schnelle Einführung von Technologien einen Wettbewerbsvorteil bringt

Von Dan Higgins

EY Global Technology Consulting Leader

Technologist. Innovator. Employs technology to help clients solve business issues and transform their operating and business models. Father. Husband. VERY amateur golfer!

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Partner EY Consulting GmbH | Deutschland

Hilft Unternehmen dabei, die Kraft neuer Technologien zu nutzen und nachhaltig und gewinnbringend in ihrem Geschäftsmodell zu verankern. Zeit für kreative Entdeckungen darf dabei nicht fehlen.

8 Minuten Lesezeit 12 August 2020

Um Unternehmen einen größeren Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, bedarf es einer proaktiven Technologiestrategie, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Überblick
  • Von neuen Technologien versprechen wir uns mehr als nur mehr Effizienz. Sie sollen die menschliche Intelligenz ergänzen und uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.
  • Cybersicherheit und Datenschutz sollten in jeden Aspekt der Transformation einbezogen werden.
  • Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen kann dabei helfen, das volle Potenzial neuer Technologien auszuschöpfen und die Transformation zu beschleunigen.

Neue Technologien kommen in immer kürzeren Abständen auf den Markt. Oft ergeben sich für Unternehmen daraus Chancen, ihre Geschäftsmodelle neu aufzustellen und ihre Betriebsmodelle deutlich effizienter zu gestalten. Unternehmen, die diese Technologien optimal zu nutzen wissen, können sich einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Dazu müssen sie den Menschen ins Zentrum jeder organisatorischen Veränderung stellen, Technologien schnell anwenden und Raum für Innovation geben.

Die Ergebnisse des kurz vor der COVID-19-Pandemie durchgeführten EY Tech Horizon Survey bekräftigten, dass sich beinahe jedes Unternehmen in der digitalen Transformation befindet. Allerdings gaben nur 4 % der Befragten an, dass die Transformation vollumfänglich umgesetzt und unternehmensweit optimiert sei. Heute, inmitten der Pandemie, wird Unternehmen nun sehr deutlich, wie dringend die Transformation beschleunigt werden muss.

Dazu sollten sie auf eine proaktive Technologiestrategie setzen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und die Anpassung von Betriebsabläufen und den Aufbau von Resilienz fokussiert. Der Einsatz von Daten ist dabei essenziell, um ihre Flexibilität zu steigern und Innovationen voranzutreiben. Auch künstliche Intelligenz (KI) sowie neue Partnerschaften können helfen, neue Chancen zu erschließen.
Doch gilt es nicht nur Chancen, sondern auch den exponentiellen Anstieg von Cybersicherheitsrisiken im Blick zu behalten.

Der Einsatz von Daten ist essenziell, um die eigene Flexibilität zu steigern und Innovationen voranzutreiben. Auch mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) und neuer Partnerschaften lassen sich neue Chancen erschließen. Gleichzeitig gilt es, den exponentiellen Anstieg von Cybersicherheitsrisiken im Blick zu behalten.

Daten nutzen, um die Flexibilität zu verbessern und Innovationen voranzutreiben

Daten sind ein strategischer Vermögenswert. Die größten Unternehmen generieren Daten im Sekundentakt und nutzen diese, um ihre Kund:innen und Mitarbeiter:innen besser zu verstehen und gleichzeitig „smarter“ zu handeln. Hieraus ergeben sich verschiedenste Auswirkungen auf Effizienz, Kosteneinsparungen und Kunden- und Mitarbeitererfahrungen.

Beinahe jedes Unternehmen kann Daten zur Optimierung seiner Betriebsabläufe nutzen. 71 % der im Rahmen des EY Tech Horizon Survey befragten Unternehmen nutzen Erkenntnisse aus Daten und Analysen, um Innovationen zu beschleunigen. Tatsächlich ist dies der bevorzugte Einsatz, noch vor der Umgestaltung und Automatisierung von Prozessen (62 %) und der Verschlankung der Hierarchie (61 %). Und während Unternehmen im Allgemeinen bewusst ist, dass Daten wertvoll sind, haben es die Vorreiter der digitalen Transformation wirklich verstanden: 83 % von ihnen nutzen Daten, um Innovationen schneller umzusetzen, verglichen mit nur 70 % derer, die bei der digitalen Transformation zurückbleiben.

Nutzung von Daten zur Optimierung der Betriebsabläufe

71 %

der befragten Unternehmen nutzen Erkenntnisse aus Daten und Analysen, um Innovationen zu beschleunigen.

Den Wert von Daten verstehen

83 %

der Vorreiter im Bereich digitale Transformation nutzen Daten, um Innovationen schneller umzusetzen.

Unternehmen, die das Datenpotenzial voll ausschöpfen möchten, um Innovationen voranzutreiben, müssen zunächst verstehen, welchen Wert Daten haben können. Außerdem müssen sie sicherstellen, dass die Daten sauber, von hoher Qualität und sicher sind, alle Anforderungen erfüllen und den strategischen Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit bilden. Unternehmen müssen das „Gehirn“ ihrer Geschäftstätigkeit (Daten) mit dem „Körper“ (Betriebsabläufe) verknüpfen.

Forcieren Sie den vierfachen Vorteil von Cloud, Anwendungen, KI und Robotik als Wachstumstreiber.

Um mit der schnelllebigen digitalen Landschaft Schritt zu halten, braucht es schnelle Transformationen in den Bereichen Personal, Prozesse und Technologien. Cloud, Anwendungen, KI und Robotik sollten dabei den Kern bilden. Ihre Flexibilität und Skalierbarkeit machen die Cloud zur bevorzugten Plattform für Infrastruktur und Anwendungen. Anwendungen ermöglichen Unternehmen Interaktionen mit Verbraucher:innen, innerhalb größerer Ökosysteme und über mehrere Kanäle hinweg. Mithilfe von KI können Unternehmen Erkenntnisse gewinnen, indem sie bestimmte Komponenten der menschlichen Intelligenz simulieren und riesige Datenmengen analysieren. Durch die Kombination von Robotik und kognitiven Technologien wie Machine Learning und Spracherkennung können Unternehmen übergeordnete Aufgaben automatisieren, für die bisher menschliche Wahrnehmungs- und Beurteilungsfähigkeiten erforderlich waren.

Die Vorreiter der digitalen Transformation haben verstanden, dass diese Technologien mehr versprechen als nur Zeitersparnis und höhere Effizienz. Sie ermöglichen es, menschliche Intelligenz zu ergänzen, und helfen so dabei, bessere Entscheidungen zu treffen.

Das Ergebnis wird eine völlig neue Sichtweise auf die Welt sein. Ein globales Konsumgüterunternehmen stellte dies bei der Implementierung von KI fest. Nachdem in einem ersten Schritt die Prozesse mit Robotik automatisiert wurden, sah das Unternehmen bald weitere Wachstumsmöglichkeiten: die Steigerung der Umsatzerlöse durch die optimale Nutzung von Robotern, kognitiven Fähigkeiten und KI. Durch den Einsatz von Bots zur Abwicklung bestimmter Prozesse ließ sich das Kundenerlebnis verbessern, Mitarbeiter:innen wurde wertvolle Zeit für strategisch wichtigere Initiativen geschenkt und es wurde eine bessere Investitionsrendite erzielt.

Die Vorreiter der digitalen Transformation haben verstanden, dass Technologien mehr versprechen als nur Zeitersparnis und höhere Effizienz. Sie können menschliche Intelligenz ergänzen und helfen so dabei, bessere Entscheidungen zu treffen.

Stellen Sie sich auf Cyberrisiken ein

Als Ergänzung zu dem vierfachen Vorteil, den Cloud, Anwendungen, KI und Robotik bieten, müssen Unternehmen ein fünftes Element in die Technologietransformation einbinden: Cybersicherheit.

Bereits vor der Pandemie gaben 59 % der Führungskräfte, die im Rahmen des Global Information Security Survey 2020 (pdf) befragt wurden, an, dass ihr Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten von einem erheblichen Cybersicherheitsvorfall betroffen war. Während der Pandemie berichteten Medien von einem Anstieg der Vorfälle, da Hacker es sich zunutze gemacht haben, dass sich Unternehmen – von Krankenhäusern über Gesundheitsdienstleister bis hin zu Anwaltskanzleien – auf die Bewältigung der Krise konzentrierten.

Cybersicherheitsvorfälle vor der Pandemie

59 %

der befragten Führungskräfte gaben an, dass ihr Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten von einem erheblichen Cybersicherheitsvorfall betroffen war.

In gewisser Weise hätten Unternehmen diesen Anstieg erwarten und sich darauf einstellen müssen. Beinahe über Nacht wurden in Unternehmen in großem Umfang Remote-Access-Technologien implementiert, um das Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen, und somit die Angriffsoberfläche exponentiell vergrößert. Unternehmen waren gezwungenermaßen auf Cloud-Dienste angewiesen, um ihre Geschäftstätigkeit fortzuführen, was eine große Herausforderung für die Cyberresilienz einer stark vernetzten Lieferkette darstellte.

Die Implementierung digitaler Kanäle wurde gleichzeitig von Kund:innen vorangetrieben, deren Verhalten und Erwartungen in Bezug auf Interaktionen und Vertrauensbildung sich rasch veränderten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, mussten sich Unternehmen schnell anpassen. Dabei ließen IT-Abteilungen oftmals wichtige Schritte bei der Risikoprüfung aus und setzten so das gesamte Ökosystem einem Risiko aus. Dies überrascht kaum angesichts der Tatsache, dass nur 36 % der Unternehmen angaben, dass Cybersicherheit schon in der Planungsphase einer neuen Geschäftsinitiative eine Rolle spiele. Zudem neigen Unternehmen während der Pandemie möglicherweise dazu, den Datenschutz weniger ernst zu nehmen, insbesondere wenn es darum geht, den Schutz persönlicher Daten und das gesellschaftliche Interesse gegeneinander abzuwägen.

Verpasste Chancen im Bereich Cybersicherheit

36 %

der Unternehmen gaben an, dass Cybersicherheit schon in der Planungsphase einer neuen Geschäftsinitiative eine Rolle spielt.

Nachdem den unmittelbaren geschäftlichen Bedürfnissen größtenteils Rechnung getragen wurde, müssen sich Unternehmen nun wieder auf Cybersicherheit konzentrieren. Sie müssen das Risiko, von dem sie während der Pandemie ausgingen, quantifizieren und Geschäftsmodelle und Programme auf eine Art und Weise neu gestalten, die Cybersicherheitsteams direkt mit dem Unternehmen verknüpft und zuletzt belastete Beziehungen wieder stärkt. Darüber hinaus sollten Unternehmen auch ihre Maßnahmen in Bezug auf den Datenschutz verstärken.

Datenschutzvorschriften wie beispielsweise die DSGVO der EU bleiben in Kraft. Kund:innen und Mitarbeiter:innen mögen Unternehmen eine vorübergehende kurzfristige Lockerung ihrer Datenschutzrechte vielleicht noch verzeihen, ein langfristiger Kompromiss wird ihr Vertrauen in die Marke allerdings zerstören. Statt Datenschutz als Compliance-Maßnahme zu betrachten, sollten Unternehmen darin eine Form des Wertaustauschs sehen. Im Gegenzug für die Daten, die Verbraucher:innen und Mitarbeiter:innen teilen, müssen Unternehmen Vertrauen aufbauen, indem sie ihnen einen Mehrwert zurückgeben.

Angesichts der Komplexität und des sich schnell wandelnden Technologieumfeldes wird es immer riskanter, diesen Weg allein zu gehen. Unternehmen werden ihr Partnerökosystem ausweiten wollen, um Expert:innen in den Bereichen Cybersicherheit und Datenschutz einzubeziehen.

Da es keine Universallösung für Cybersicherheit oder Datenschutz gibt, müssen Unternehmen einen Weg finden, diese beiden Aspekte in jeden Schritt ihrer Transformation einzubinden, wenn sie vertrauensvolle Beziehungen mit ihren Kund:innen und Mitarbeiter:innen sowie der größeren Gruppe von Stakeholdern aufrechterhalten wollen.

Kund:innen und Mitarbeiter:innen mögen Unternehmen eine vorübergehende kurzfristige Lockerung ihrer Datenschutzrechte vielleicht noch verzeihen, langfristige Probleme werden das Vertrauen in die Marke jedoch nachhaltig schädigen. Unternehmen sollten Datenschutz als eine Form des Wertaustauschs betrachten. Im Gegenzug für die Daten, die Verbraucher:innen und Mitarbeiter:innen teilen, müssen Unternehmen Vertrauen aufbauen, indem sie ihnen einen Mehrwert zurückgeben.

Nutzung von Ökosystemen und Partnerschaften

Vor der Pandemie erwarteten Kund:innen bereits zunehmend Personalisierung und Komfort – ein Trend, der sich nach der Pandemie noch verstärken dürfte. Gleichzeitig werden Cyberrisiken, wie oben erwähnt, stark zunehmen. Unternehmen stellen fest, dass sie all diesen Forderungen nicht allein gerecht werden können. Sie sind auf Partnerschaften angewiesen, müssen aber auch Branchengrenzen hinterfragen, um agiler zu werden und erforderliche Innovationen besser umsetzen zu können. Dies lässt sich bei Onlinehändlern beobachten, die sich mit stationären Geschäften zusammenschließen, um Kund:innen ein angenehmeres Einkaufserlebnis zu bieten, und auch bei globalen Technologieunternehmen, die Startup-Ökosysteme erschließen, um die Entwicklung von Technologien voranzutreiben.

Die Marktanalysten von IDC2 prognostizieren, dass bis 2023 60 % der G2000-Unternehmen3 über ein digitales Entwickler-Ökosystem verfügen werden und die Hälfte dieser Unternehmen 20 % ihres Digitalumsatzes über ihr digitales Ökosystem erzielen wird.

Prognosen zum digitalen Entwickler-Ökosystem

60 %

der G2000-Unternehmen werden bis 2023 über ein digitales Entwickler-Ökosystem verfügen und die Hälfte davon wird damit 20 % ihrer digitalen Umsatzerlöse erzielen.

Obwohl Unternehmen das Potenzial partnerschaftlicher Ökosysteme erkannt haben, gibt es noch Widerstand. Mehr als die Hälfte (54 %) der Unternehmen ist generell noch skeptisch, was die Chancen, die sich durch Partnerschaften bieten, angeht.

Jahrzehntelang herrschte in der Geschäftswelt eine Kultur des Selbermachens. In einer digitalen Welt müssen sich Unternehmen von dieser Denkweise lösen, mehr auf Zusammenarbeit setzen, offener für Partnerschaften werden und gleichzeitig Wertschöpfungsketten hinterfragen und neu aufbauen. Schließlich kann ein einziges Unternehmen nicht über Expert:innen in allen Bereichen der digitalen Technologien oder Cybersicherheit verfügen. Die Zusammenarbeit mit anderen ist der einzige Weg, um das volle Potenzial neuer Technologien auszuschöpfen, so die Transformation mit dem Menschen im Mittelpunkt voranzutreiben und die erforderlichen Innovationen umzusetzen.

Nach der Pandemie ist die schnelle Einführung von Technologien existenziell

Technologien verbinden sämtliche Aspekte unseres Lebens und bieten uns mehr Wachstums- und Innovationsmöglichkeiten. Allerdings setzen sie voraus, dass Unternehmen Wertschöpfungsquellen schaffen, die über den unternehmerischen Erfolg hinausgehen, nämlich Mehrwert für Mitarbeiter:innen, Gesellschaft und Kund:innen.

Führende Unternehmen tun dies bereits, indem sie disruptive Technologien als Chance statt als Bedrohung sehen und sich selbst neu erfinden, um neue Wertschöpfungsquellen zu erschließen. Die gute Nachricht für diejenigen, die bei der Digitalisierung in den Rückstand geraten sind, lautet, dass die Pandemie die Karten neu gemischt hat und sich nun neue Chancen bieten. Nach der Pandemie werden alle Unternehmen ihre Digitalisierung beschleunigen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie tun dies, indem sie den Menschen in den Mittelpunkt stellen, Technologien schnell implementieren und Innovationen vorantreiben.

Transformation durchgeführt

Durch die Verbindung von Mensch, Innovation und Technologien helfen wir Ihnen, im digitalen Zeitalter auf Kurs zu bleiben.

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Fazit

Da neue Technologien immer schneller auf den Markt kommen, sind jene Unternehmen im Vorteil, die in der Lage sind, die dadurch entstehenden Chancen zu erkennen. Dabei spielen Daten eine wichtige Rolle bei der Erhöhung der Flexibilität, beim Vorantreiben von Innovationen, bei der Steigerung des Wachstums und bei der Erschließung neuer Chancen über Ökosysteme und Partnerschaften. Cybersicherheit und Datenschutz müssen jedoch in jeden Schritt der Transformation einbezogen werden.

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