Corporate Social Responsibility ist Chefsache
Für die Unternehmen ist klar, dass Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Social Responsibility (CSR) von der Unternehmensspitze vorgelebt werden müssen, um eine Nachhaltigkeitskultur im gesamten Unternehmen zu etablieren. Bei VAUDE sorgt ein interdisziplinäres CSR-Team für die Verästelung des Themas in einzelne Bereiche. Die im vergangenen Jahr gegründete VAUDE Academy unterstützt auch andere Unternehmen beim Transformationsprozess zum nachhaltigen Wirtschaften. Bei Develey führt eine übergeordnete Mitarbeiterin die einzelnen Nachhaltigkeitsmanager an den verschiedenen Standorten, wo auch regelmäßig Roadshows für Fortbildung und Feedback stattfinden. Für Michael Durach ist das gegenüber seinen Mitarbeitern eine Sache des „klaren Commitments“: „Wenn ich merke, das Ganze ist eine klassische Marketing-Plattitüde, warum soll ich mich dann als Mitarbeiter engagieren? Wenn ich aber sehe, dass alle Ebenen daran arbeiten, möchte ich Teil dieser Kultur und Bewegung sein. Und dann machen alle mit.“
Wir sind Teil eines Problems. Wir möchten aber Teil der Lösung sein. Das ist unsere ganzheitliche, unternehmerische Verantwortung.
Es gab einiges mitzumachen beim Senf- und Saucenhersteller: Infrastruktur, Stromversorgung, Geothermie, Holzhackschnitzel- und Biokraftwerke, regionaler Senfanbau, jetzt Photovoltaik. Es wurde und wird neu und anders gedacht, neu- oder umgebaut. Zuerst vor allem, um der Verantwortung gerecht zu werden. Inzwischen auch, um wirtschaftlich zu bleiben. „Wir First Mover wurden von der Politik nicht belohnt, letztendlich machen wir das aus eigener Tasche, weil wir glauben, dass es zurückkommt. Aber da sind wir nicht unglücklich drüber und verzichten gezielt auf Profit. Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung zum Nulltarif gibt es nicht. Im Moment ist es teurer, das muss man in Kauf nehmen. Aber wenn wir sehen, wie die Emissionsziele immer weiter hochgehen, dann sind wir langfristig vorne“, sagt Betriebswirt Durach. Ein Punkt, in dem Antje von Dewitz ihm beipflichtet: „Wer sich keine Nachhaltigkeit leistet, ist bald vom Markt. Nachhaltigkeitsmanagement ist für mich eine moderne Businessdisziplin, die man sich ganz schnell aneignen sollte.“
Purpose als Voraussetzung für die Rekrutierung von Mitarbeitern
Der VAUDE-Firmensitz in Oberschwaben arbeitet seit 2012 klimaneutral, das Ziel lautet, dass es auch alle Produkte werden. Darum agiert von Dewitz mit Produktionspartnern im Ausland in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess, um auch dort das Thema Nachhaltigkeit zu implementierten und voranzutreiben. Von der Fair Wear Foundation, bei der VAUDE Mitglied ist und den Leader Status trägt, werden externe Produktionsstätten regelmäßig auditiert. Wer die hohen Standards nicht erfüllt, wird aus dem Verband ausgeschlossen und darf seine Produkte nicht mehr mit dem Nachweis kennzeichnen. Doch gerade solche Dinge seien mit Hinblick auf das sich ändernde Verhalten der Konsumenten wichtig, vor allem bei der jungen Generation. „Ich sehe es bei meinen Kindern, ich sehe es bei unserer Kundschaft, die in den vergangenen drei, vier Jahren deutlich jünger geworden ist. Die Jugend macht Druck, weil es um ihre Zukunft geht. Es gibt kaum mehr Start-ups ohne sozialen oder ökologischen Hintergrund.“ Darum appelliert Antje von Dewitz an die Politik, von den Unternehmen mehr Nachhaltigkeit einzufordern. Deutschland könne sich als nachhaltiges Land positionieren, müsse dafür aber auch bereit sein, unbequeme Entscheidungen zu treffen. „Ich erwarte, dass ein Lieferkettengesetz beispielsweise nicht endlos hinausgezögert wird“, sagt sie.
Wir First Mover wurden von der Politik nicht belohnt, letztendlich machen wir das aus eigener Tasche, weil wir glauben, dass es zurückkommt. Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung zum Nulltarif gibt es nicht.
Dass eine nachhaltige Ausrichtung nicht allein für Konsumenten eine Rolle spielt, sondern auch bei der Personalrekrutierung, ist für Michael Durach ganz deutlich. Was er vor mehr als einem Jahrzehnt noch als „vererbungswürdige Unternehmensführung“ formulierte, umfasst heute der Begriff „Purpose“. Und der sei inzwischen ein Entscheidungskriterium für viele Bewerberinnen und Bewerber: „Wenn sich Unternehmen nicht danach ausrichten, wird es schwierig, die richtigen Mitarbeiter zu bekommen. Diejenigen, die engagiert sind, mitdenken und gemeinsame Ziele leben, die erreicht man nur über den Purpose-Ansatz.“
Michael Durach und Dr. Antje von Dewitz haben diesen Ansatz für ihre Unternehmen stringent und konsequent verfolgt und sind heute auf die Zukunft vorbereitet, in ökonomischer wie in regulatorischer Hinsicht. Auch wenn manche Hindernisse den Weg bis hierhin hemmten: Durch die Nachhaltigkeitsstrategie habe sich bei VAUDE ein großes Innovationspotenzial entfaltet, „weil wir Antworten suchen und uns Herausforderungen stellen“, erklärt Antje von Dewitz. Sie fasst zusammen, was für ihr Unternehmen im Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften gilt – und für alle gelten sollte: „Wir sind Teil eines Problems. Wir möchten aber Teil der Lösung sein. Das ist unsere ganzheitliche, unternehmerische Verantwortung.“
Fazit
Viele Mittelstandsunternehmen in Deutschland haben sich der nachhaltigen Unternehmensführung angenommen und treiben sie voran. Die übrigen sollten nachziehen, denn der Umbruch wird in Anbetracht der ambitionierten Klimaziele unaufhaltsam kommen. Dieser Druck kann Potenzial entfalten, wenn der erste Schritt erst einmal gegangen ist. Das wissen Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin von VAUDE, und Michael Durach, Geschäftsführer von Develey, aus eigener Erfahrung.