Für eine größtmögliche Durchschlagskraft sollte der CDO gleichberechtigt mit den anderen Vorständen direkt an den CEO berichten, mit dem er eng zusammenarbeitet. Dabei hat er eine Sonderrolle. Denn ein erfolgreicher CDO, der das Unternehmen, dessen Mitarbeiter und Kultur komplett digitalisiert, schafft sich selbst ab. Da gute CDOs im Unternehmen exzellent vernetzt und am Markt sehr gefragt sind, fällt es ihnen meist leicht, eine attraktive neue Aufgabe zu finden.
Entwicklungshilfe digital am Beispiel des UNDP
Dass die Digitalisierung nicht nur für Unternehmen ganz oben auf der Tagesordnung steht, verdeutlicht das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP). EY hat das UNDP bei der Erstellung seiner Digitalstrategie, der Definition der Rolle und der Installation eines globalen CDO, dem Aufbau des weltweiten digitalen Governance-Modells sowie der Auswahl und Umsetzung der ersten sechs globalen Digitalisierungsprojekte unterstützt.
Das UNDP mit Sitz in New York hat sich der Bekämpfung von Armut, Krieg und Umweltzerstörung verschrieben und fördert demokratische Systeme in Entwicklungsländern. Neue Technologien und Wettbewerber haben auch das Umfeld des UNDP verändert. Die Ansprüche von Kunden und Geldgebern, allen voran Regierungen, sind gestiegen. Mehr als zuvor fordern sie Transparenz über die Verwendung von Hilfsgeldern und deren effizienten Einsatz.
Eine Besonderheit des UNDP ist seine dezentrale Organisation mit über 150 häufig sehr eigenständigen Landesgesellschaften. Ohne die koordinierende Funktion des globalen CDO passierte es, dass man etwa im Irak mit Problemen kämpfte, für die es im Kongo bereits eine Lösung gab – ohne dass der eine vom anderen wusste. Zudem verfügen die einzelnen Landesgesellschaften über einen enormen individuellen Datenschatz, der global bisher ungenutzt blieb.
Die Entwicklung einer Digitalstrategie, die von allen getragen wird, hat EY mit mehr als 2.000 UNDP-Mitarbeitern weltweit intensiv diskutiert und ist dafür unter anderem in New York, Istanbul, Kuala Lumpur, Berlin, San Francisco und Dubai im Einsatz. Die Digitalstrategie entstand so in zahlreichen Iterationsstufen und auf verschiedenen Beratungsebenen über alle Organisationsbereiche hinweg. Als global Verantwortlicher für Digitales wurde Robert Opp als CDO in New York eingesetzt. Regelmäßig tauscht er sich mit seinen Ansprechpartnern, den sogenannten Digital Champions, in den Landesgesellschaften aus. Als CDO berichtet Opp direkt an den Leiter des UNDP und hat somit eine Stimme bei wesentlichen Entscheidungen.
Leuchtturmprojekte und digitale Sprints mit Signalwirkung
Einige der rund 100 Vorschläge, welche aus der Organisation hervorgegangen sind, wurden in digitalen Leuchtturmprojekten und digitalen Sprints im EY Wavespace kreativ erkundet und mit der Führungsebene getestet. In bereichsübergreifender Zusammenarbeit wurden so erste umsetzbare Projekte realisiert: In Afrika wurde eine Lösung für biometrische Wählerregistrierung entwickelt. Das Ziel: die Bereitstellung einer lebenslang sicheren digitalen Rechtsidentität von der Geburt bis zum Tod. Diese Arbeit wurde kürzlich auf die Unterstützung grundlegender nationaler Identitätsregister ausgeweitet. In Südamerika wurde eine Initiative gestartet, welche Angebot und Nachfrage von Produkten der Kakaolieferkette in Einklang bringt, über die Blockchain für mehr Transparenz sorgt und die Nachverfolgung des Fairtrade in den Wertschöpfungsketten verbessert.