Was ist das Rezept für den Energiemix von morgen?

11 Minuten Lesezeit 28 März 2019
Autoren
Benoit Laclau

EY Global Energy Leader

Experienced energy leader and advisor.

Andy Brogan

EY Global Oil & Gas Leader

Oil & Gas sector leader, speaker and industry advocate, optimist, music addict and avid traveler.

11 Minuten Lesezeit 28 März 2019
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Fossile Energieträger gerieten schon vor einem halben Jahrhundert in Verruf. Wo stehen Erdöl und Erdgas heute – und wie wichtig sind sie morgen?

Wir leben in einer Welt fossiler Brennstoffe. Das ist heute so, und wird auch in absehbarer Zukunft so bleiben. Mehr als vier Fünftel aller Energieträger[1] beginnen ihre Reise in Minen und Bohrlöchern, um dann später in Fahrzeugen und Kraftwerken verbrannt zu werden. Stoßweise hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das nicht nachhaltig sein kann.

Angesichts drohender Verknappung und hoher Preise kam die Angst auf, dass die Ressourcen schließlich aufgebraucht werden könnten – ein ganzer Lebensstil sah sich bedroht davon, dass der Ölhahn trockenfallen könnte. Zusätzlich kam die Sorge auf, dass die Kohlenstoffemissionen unser Klima schwerwiegend und irreparabel verändern könnten.

Diese Faktoren beeinflussen nicht nur die Einstellung der Verbraucher zu Energie sowie die staatliche Regulierung und Besteuerung der Energiebranche, sondern auch die Art, wie Energie gekauft wird. Die entscheidende Frage lautet nun: Wie wird der Energiemix der Zukunft aussehen?

Wir sehen drei Dimensionen, die die Energiebranche der Zukunft nachhaltig beeinflussen werden: Die Veränderungen des Marktumfelds; Die Entscheidungen, die von den Verantwortlichen getroffen werden müssen; Und die Maßnahmen, die von den Energieunternehmen als Reaktion darauf ergriffen werden. Zusammengenommen werden diese Einflüsse die Energiebranche umkrempeln.

Nachtstadtfahren
(Chapter breaker)
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Kapitel 1

Vier unaufhaltbare Kräfte am Markt

Ganz gleich, was wir heute auch tun: Unaufhaltbare Marktkräfte werden den Energiesektor revolutionieren.

Dabei sind die folgenden vier Faktoren von Bedeutung:

1. Wirtschaftswachstum

Die Weltbevölkerung und die Weltwirtschaft wachsen weiter. Das Wachstum in den Entwicklungsländern hat sich gegenüber den Erwartungen zwar etwas verlangsamt, aber der überwiegende Teil der Wirtschaftsaktivität in den nächsten 50 Jahren dürfte sich an Orten abspielen, an denen ein Mittelklasse-Lebensstil und der damit einhergehende Energieverbrauch eine absolute Neuerung darstellt. Die Energienachfrage wird in einem relativ gleichmäßigen, aber vorhersehbaren Tempo steigen. Die kühnsten Prognosen unterscheiden sich nicht sehr von den konservativen.

2. Effizienz

Die Energienachfrage wird im Verhältnis hinter dem Wirtschaftswachstum zurückbleiben. Die Industrieländer haben nach der ersten Welle neuer, energiefressender Produkte einen Wendepunkt erreicht: Man hat erkannt, wie viel die Unterhaltung dieser Geräte eigentlich kostet. Seitdem konzentrieren sich die Ingenieure stärker auf Effizienz. So kann man mit der gleichen Menge Benzin heute längere Strecken zurücklegen als zuvor, und es gibt bessere Klimaanlagen und Kühlschränke.

Mit der nächsten großen Entwicklung – der Digitalisierung – werden unsere Fahrzeuge, unsere Häuser und unsere Geschäfte intelligenter. Sie steuern sich selbst derart, dass sie so wenig Energie wie möglich verbrauchen. Sie schalten sich aus oder wechseln in den Ruhezustand, wenn es sinnvoll ist. Diese Technologie wird sich auch in den Entwicklungsländern verbreiten. Dort könnte sie die große Zahl der neu hinzukommenden Verbraucher ausgleichen, zumindest teilweise.

3. Elektrifizierung

Elektrizität war immer das Mittel für eine breitere, verstärkte und alternative Energienutzung – und wird dies auch in Zukunft sein. Wenn ein Haus oder ein Unternehmen erst einmal am Stromnetz ist, dann sind den Möglichkeiten praktisch keine Grenzen gesetzt. Am dringendsten stellt sich heute die Frage, wie man Energie am besten transportiert. Wann werden die Batteriehersteller in der Lage sein, eine Batterie zu entwickeln, die so leicht ist und sich so schnell aufladen lässt, dass sie mit Benzin konkurrieren kann?

4. Dekarbonisierung

Woher noch mehr Elektrizität nehmen? Der Kohle oder der Kernenergie einen höheren Stellenwert einzuräumen, wäre an dieser Stelle wahrscheinlich kontraproduktiv. Fortschritte beim Erdgas könnten jedoch ganz unabhängig von Umweltschutzfragen allein durch den Preisvorteil die Kohle vom Markt verdrängen. Darüber hinaus lässt das Risiko neuer Kohlendioxidverordnungen, ungeachtet des aktuellen politischen Klimas in den USA, langfristige Investitionen in Kohlekraftwerke überaus fragwürdig erscheinen.

Kernkraft ist zwar eine kohlenstofffreie Alternative, doch es bleiben die hohen Kosten kostet. und das Problem der Entsorgung. Bis diese beiden Punkte geklärt sind, dürfte das private Kapital sich weitgehend fernhalten. Wo mehr Kernenergie produziert wird, geschieht dies aufgrund geopolitischer Überlegungen und staatlicher Subventionen und Garantien. Der wahrscheinlichste kohlenstofffreie Weg geht über erneuerbare Energien, vor allem über Wind- und Solarkraft, die in den vergangenen zehn Jahren (mit 50 bzw. 22 Prozent) ein geradezu phänomenales Wachstum zu verzeichnen hatten. Erneuerbare Energien machen jedoch nach wie vor nur etwas über 2 Prozent des gesamten Energiemix aus. Ein schwieriges Thema bleiben zudem Kosten und Skalierbarkeit.

Blitz schlägt verlassenes Bauernhaus ein
(Chapter breaker)
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Kapitel 2

Die Triebkräfte: Drei Gruppen werden die Zukunft bestimmen

Wir haben nun das Umfeld erläutert, das die Entwicklung der Energieversorgung in der Zukunft definieren wird.

Wirtschaftswachstum wird immer dazu führen, dass der Energiebedarf steigt, vor allem wenn dieses Wachstum sich in Teilen der Welt konzentriert, die gerade erst lernen, wie Energie einen höheren Lebensstandard ermöglicht. Die Energieeffizienz wird sich kontinuierlich verbessern und sich mit dem Wirtschaftswachstum ein Wettrennen liefern.

Energie ist eine knappe und kostspielige Ressource, und sowohl der Einzelne als auch die Unternehmen werden immer daran interessiert sein, mehr für weniger zu bekommen. Die Elektrifizierung wird auch weiterhin das Mittel der Wahl für eine umfassende und umfangreiche Nutzung von Energie sein. Wenn Menschen Zugang zu Elektrizität erhalten, sind die Möglichkeiten der Energienutzung grenzenlos, nicht nur in Sachen Transport. Dekarbonisierung ist der aktuelle Megatrend – gepaart mit der Einsicht, dass Nachhaltigkeit wichtig ist.

Wenn wir diese Treibkräfte genauer betrachten wird klar, dass die Entscheidungsträger den Energiemix der Zukunft bestimmen werden. Diese Entscheidungsträger lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Staat und öffentlicher Sektor, Industrie und Technologie sowie Verbraucherverhalten.

  • Politik und öffentlicher Sektor

    Die Einflussmöglichkeiten sind uns allen wohl bekannt. Der Staat kann Dinge verbieten (wie zum Beispiel Fahrzeuge mit geringer Laufleistung). Andere kann er subventionieren (Elektrofahrzeuge, effiziente Anwendungen, Windkrafträder und Solaranlagen), oder den Markt indirekt lenken durch Programme wie den Emissionshandel.

    Das aktuelle politische Klima in den Vereinigten Staaten verspricht zurzeit keine rosigen (oder besser: grünen) Aussichten für den Umweltschutz. Dieser Trend ist jedoch ebenfalls unsicher. Europa wird dem Pariser Klimaabkommen mit großer Wahrscheinlichkeit treu bleiben. Die indische Regierung hat das Pariser Abkommen ebenfalls unterzeichnet und verpflichtet sich, bis 2021/2022 neue Kapazitäten für 175 Gigawatt aus erneuerbaren Energien zu schaffen, und verfolgt weitere ehrgeizige Ziele. Dennoch ist es fraglich, inwieweit die Regierungen anderer Entwicklungsländer bereit sein werden, ihren Energieverbrauch einzudämmen und ihre Volkswirtschaften von billigen Energiequellen wie Kohle wegzuführen.

    Eine weitere große Frage ist, ob die Regierungen außerhalb Nordamerikas trotz guter geologischer und wirtschaftlicher Grundvoraussetzungen bereit sein werden, in ihren Ländern unkonventionelles Erdöl und Erdgas zuzulassen.

  • Industrie und Technologie

    Der technologische Wandel lässt sich nicht modellhaft abbilden. Das Problem ist eher die schwelende Unsicherheit (die man nicht steuern kann) als das Risiko (das man steuern kann). Trotzdem spielt die technologische Entwicklung für den Energiemix eine entscheidende Rolle. Durch den technischen Fortschritt ist Erdgas heute billiger und wird in größeren Mengen genutzt als noch vor fünf Jahren.

    Nach vorn geschaut, wann werden die Batterien effizient genug sein, um Elektrofahrzeuge konkurrenzfähig zu machen? Die Antwort auf diese Fragen wird sich auf den Energiemix auswirken. Solaranlagen werden immer billiger, aber wann werden wir in der Lage sein, die Sonnenkollektoren flächendeckend nachzurüsten? Wird Solarlackbeschichtung eines Tages verfügbar und vielleicht sogar der Standard sein?

    Wenn diese Technologien wettbewerbsfähig oder wesentlich billiger werden als herkömmliche Methoden, dann werden sich Verbraucher eher dafür entscheiden und Regierungen werden Richtlinien festlegen, die eine flächendeckende Anwendung beschleunigen.

  • Verbraucherverhalten

    Bei Diskussionen wie diesen neigen wir dazu, die Frage in den Hintergrund zu drängen, was die Menschen am Ende wirklich kaufen. Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Verbraucher mit dem, was sie haben, zufrieden sind, solange es nicht deutlich teurer wird oder ihnen eine Alternative begegnet, die ihre Lebensqualität verbessert oder ihnen mehr für ihr Geld bietet.

    Wird der Eigenheim- und PKW-Besitzer Investitionen tätigen, die als energieeffizient und/oder umweltfreundlich gelten, wenn der typische Verbraucher die auf der Hand liegenden wirtschaftlichen Vorteile gar nicht nachvollziehen oder die Leistung nicht überprüfen kann? Man denke an Sonnenkollektoren oder effizientere Fahrzeuge und Anwendungen. Ob die Autofahrer sich daran gewöhnen werden, eine halbe Stunde statt fünf Minuten zu brauchen, um zu „tanken“? Und werden sich die Eigenheimbewohner mit den Sonnenkollektoren auf dem Dach und der Windkraftanlage im Garten jemals anfreunden? Werden sie dazu bereit sein, auf bekannte Dinge zu verzichten, weil sie umweltbewusster geworden sind?

Wir haben das Spektrum der verschiedenen Aspekte zusammengefasst, die für diese Prognose eine Rolle spielen. Grundsätzlich besteht kein Konsens. Das ist auch nicht überraschend, wenn man an die vielen unbekannten Variablen denkt – und daran, dass es keine zuverlässige Methode gibt, um die Akzeptanz für neue Technologien vorherzusagen, die im Wesentlichen das tun, was die alten getan haben, nur zu höheren Kosten und mit weniger Komfort.

Wie der Energiemix der Zukunft aussehen könnte

Wir haben die Branchenprognosen zusammengefasst, analysiert und als drei Szenarien formuliert:

Kohlenwasserstofflastig: In diesem Szenario würde die Welt von morgen in Sachen Energie nicht viel anders aussehen als heute. Die technologischen entwicklungsfördernden Faktoren für erneuerbare Energien kommen nicht zum Tragen, die Erdöl- und Erdgasförderung wird immer effizienter, und die Einstellung von Verbrauchern und Regierungen bringen das Thema auch nicht weiter voran. Der Energiemix ist Ausdruck einer natürlichen Progression zu kohlenstoffärmeren Energiequellen auf der Basis aktueller Trends und damit verbundenen regionalen Zusagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Erdöl und Erdgas herrschen jedoch weiterhin vor.

Elektrische Evolution Dieses Szenario ließe sich als „aufgedrängte Energiediversität“ bezeichnen. Die Technologie für erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge entwickelt sich bis zu einem Punkt fort, an dem eine wettbewerbsfähige Marge möglich ist. Regierungen sichern zunehmend ihre Unterstützung zu und die Haltung der Verbraucher fördert einen wachsenden Marktanteil. Fossile Brennstoffe bleiben wettbewerbsfähig, und die Nachfrage nach Erdöl wächst entsprechend dem natürlichen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, während der Marktanteil jedoch abnimmt.

Die „Revolution der Erneuerbaren“: Dieses Szenario sieht so aus, dass im Verhältnis zu den traditionellen fossilen Brennstoffen nun zumindest die Hälfte der Energie aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird. Alle Variablen streben in die gleiche Richtung und fast die gesamte genutzte Nischenenergie wird aus erneuerbaren Energiequellen über das Stromnetz bezogen. Neue Fahrzeuge sind bis zum Ende des Prognosezeitraums überwiegend elektrisch, und die gesamte Elektrizität für diese Fahrzeuge wird aus erneuerbaren Energien gewonnen. Die noch existierenden Bestände an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und Kraftwerken für fossile Brennstoffe verlassen den Markt durch Abnutzung, wobei Erdöl und Kohle noch eine Weile im Geschäft bleiben.

Auch wenn wir nicht wissen, wann und ob eines dieser Szenarien eintreffen wird, müssen Entscheidungen getroffen und die Unternehmen umgebaut werden, um bereit für die Zukunft zu sein.

Windkraftanlagen Sternenhimmel
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Kapitel 3

Wie wir uns auf eine neue und andersartige Zukunft vorbereiten können

Auch wenn wir nicht wissen, wie die Zukunft der Energie aussehen wird, ist eines klar: Es bleibt nichts, wie es ist.

Der Energiemix von morgen wird sich komplett vom heutigen unterscheiden. Wie aber erreichen wir dies, und was tun wir, wenn wir am Ziel angekommen sind – wo auch immer dies sein mag? Was können die Energieproduzenten tun, um sich auf eine neue und andere Zukunft der Energiewirtschaft vorzubereiten?

Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden. Ein guter Anfang, um der Energieversorger von morgen zu werden, wäre eine ehrliche Einschätzung der eigenen Kernkompetenzen und der Frage, wie diese sich am gewinnbringendsten in die neue Energiewertschöpfungskette einbringen lassen.

Kernkompetenzen heißt im Wesentlichen das, was ein Unternehmen zurzeit am besten kann. Die Erdöl-, Erdgas- und Stromerzeuger stehen seit jeher auf der Angebotsseite. Sie wissen, wie man große Mengen Energie produziert und für den Verbraucher bereitstellt. Zwar verfügen die internationalen Erdölgesellschaften über riesige Netzwerke von Verkaufsstellen für Endverbraucher, den größten Teil ihrer Wertschöpfung generieren sie jedoch, bevor der Kunde an die Zapfsäule fährt oder der Strom durch den Zähler fließt.

Wie passen diese Kernkompetenzen in die Zukunft der Energie? Eine Version dieser Zukunft ist, dass Solarenergie flächendeckend eingesetzt wird und Solarmodule auf jedem Dach und hinter jedem Zähler sitzen. Wenn die Unternehmen sich auf die Herstellung von Solarmodulen und der dazugehörigen Speicher konzentrieren, finden sie möglicherweise eine Nische, die zu ihren Kernkompetenzen „Produzieren“ und „Bereitstellen“ passt. Der Zugang zum Endverbraucher ist zwar unentbehrlich, für den Kontakt zum Endabnehmer muss aber nicht notwendigerweise der Versorger zuständig sein. Ein Modell, bei dem der Versorger Zugang zum Endabnehmer findet, ohne die Abgabestellen selbst betreiben zu müssen, dürfte die beste Lösung sein.

Am Ende geht es vor allem um die Ausführung: Wir stehen vor einer großen Herausforderung, die wir in vier Kategorien unterteilt haben.

Kapitalzuweisung

Die richtige Strategie ist die Schnittmenge zwischen dem, was der Markt will, und dem, was ein Unternehmen gut kann. Leider führt kein Weg vorbei an ein wenig Spekulation darüber „was der Markt will“. Es darf und muss also gewettet werden, abhängig davon, wie sicher und wie risikobereit man ist. Eine solche Wette könnte beispielsweise die Finanzierung neuer Technologien oder eine Expansion in neue geografische Gebiete umfassen. Egal, wie sie sich auch entscheiden, Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil haben. Außerdem sollte für Übernahmen nicht zu viel Geld ausgegeben werden. Auch sollte eine solide Exit-Strategie vorhanden sein, falls man mal aufs falsche Pferd gesetzt hat.

Technologie und Geschäftsprozess

Geschäftsprozesse werden von Geschäftsmodellen bestimmt, und es ist wahrscheinlich das Beste, sich Geschäftsmodelle zu suchen, in denen laufende Prozesse angepasst werden können, ohne sie abzubrechen. Diese Aussage trifft ebenso auf die Technologie zu, für die man sich zur Unterstützung der Geschäftsprozesse entscheidet. Neue technologische Entwicklungen sollten möglichst in kleinen Schritten übernommen werden, damit aus den Systemen von heute funktionierende Systeme von morgen werden können.

Mitarbeiter und Unternehmenskultur

Bei einer erfolgreichen Umsetzung geht es immer darum, dass Menschen zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen treffen und die richtigen Maßnahmen ergreifen müssen. Die Kultur der Versorgungsunternehmen und der Erdöl- und Erdgasproduzenten ist oft eher entscheidungsgetrieben. Kapitaldisziplin wird belohnt, das Lernen aus Misserfolgen dagegen nicht – eine problematische Einstellung in Geschäftsfeldern, in denen es häufiger zu Trendwenden kommt und man nicht in Jahrzehnten, sondern eher in Monaten denkt. Hier sind auch Personalmanagement, Organisationsstruktur und Anreizsysteme wichtig.

Marke und Ansehen

Der Verbraucher von heute will nur das Beste, und zwar ohne nach dem Kauf noch Probleme zu haben. Man gehört erst dann zu den Besten, wenn der Verbraucher es einem auch glaubt. Die Markenpolitik der Versorger ist auf die Regulierungsbehörden ausgerichtet, Erdöl- und Erdgasunternehmen sind bestrebt, Regulierung und Besteuerung zu verhindern. Aber wenn wir überlegen, wo wir unser Auto tanken, dann entscheiden der Preis und die Bequemlichkeit, seltener der gute Ruf. Wenn ein gutes Geschäft mit erneuerbaren Energien auf einer guten Beziehung zur Regierung beruht, dann funktioniert dieser Ansatz wahrscheinlich. Wenn es aber darum geht, den Kunden davon zu überzeugen, dass wir seine Sorge um die Zukunft des Planeten teilen, dann könnte es schwierig werden, fossile Brennstoffe und erneuerbare Energien unter der gleichen Marke zu verkaufen.

 

Fazit

Die unsichere Zukunft der Energieversorgung erfordert viele Entscheidungen und bringt viele Möglichkeiten mit sich. Die Auswirkungen von strategischen Entscheidungen lassen sich nicht sicher vorhersagen. Es ist an der Zeit herauszufinden, was der Markt will, und dann den besten Weg in die Zukunft festzulegen. Was sich beeinflussen lässt, ist die Umsetzung. Der Weg zum effizientesten, reaktionsschnellsten und respektabelsten Akteur in der Energiebranche könnte allerdings ziemlich lang und steinig werden.

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